Nettetal Friedensbewegte umkreisen den Baum

Nettetal · Mehr als hundert Menschen folgten dem Aufruf einer Gruppe von Friedensaktivisten nach Breyell. "Frieden braucht Bewegung" war das Motto einer ungewöhnlichen Veranstaltung auf dem Lambertimarkt.

 Die Teilnehmer der Friedensaktion bildeten einen Kreis, den sie ständig in Bewegung hielten - frei nach dem Motto: Frieden braucht Bewegung.

Die Teilnehmer der Friedensaktion bildeten einen Kreis, den sie ständig in Bewegung hielten - frei nach dem Motto: Frieden braucht Bewegung.

Foto: Burghardt

Kleine silberne Scheiben baumeln vom Lambertiturm. Sie spiegeln das Licht von Laternen und Autoscheinwerfern und glitzern im Nieselregen. Auf den CDs stehen Sprüche. Auf die Rückseite einer Platte der Kelly Family hat jemand geschrieben: "Liebe, Verständnis, Zuversicht". Die Friedenswünsche bezeugen von eine beeindruckende Aktion auf dem Lambertimarkt in Breyell: Mit dem Motto "Frieden braucht Bewegung" setzten mehr als 100 Menschen aus verschiedenen Ländern Signale für Versöhnung und Völkerverständigung.

"Wir wollen den schlimmen Nachrichten etwas entgegensetzen", erklärte Anthoula Kapnidou, einer der Initiatoren, zu Beginn. Die Besucher umringten mit Windlichtern in ihren Händen im großen Kreis den Weihnachtsbaum auf dem Platz: alte und junge Leute, Flüchtlinge und Menschenrechtler, Christen und Muslime. Sie hörten zu, wie Matthias Engelke vom Internationalen Versöhnungsbund an Kriege und Flüchtlingsdramen erinnerte und klagte, "Menschen verbluten an Zäunen", weil reiche Länder sich abschotteten gegen Flüchtlinge.

Der ehemalige Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck prangerte die Macht des Geldes und die militärische Umweltvernichtung an. Er beließ es aber nicht bei Kritik an Unmenschlichkeit und Egoismus, sondern propagierte vielmehr die Sehnsucht der Menschen nach Frieden und den Auftrag, Barmherzigkeit zu üben: "Es ist ein ewiges Anliegen, das Menschliche zu bewahren."

Zeichen der Menschlichkeit sollten und wollten die Teilnehmer der Aktion setzen. Sie ließen ihre Lichter als Symbole des Miteinanders leuchten und folgten dem Motto der Veranstaltung, das auf dem Banner am Lambertiturm prangte: "Frieden braucht Bewegung". In Gang setzte Brigitte Hilgenfeld diese Breyeller Friedensbewegung: "Gehen wir im Wiegeschritt für den Frieden", forderte sie.

Meditative Musik mit Panflöte schallte über den Markt, die Runde bewegte sich im Kreis. Manche hielten ihre Lichter hoch, andere fassten sich an den Händen. Hier und da blitzte ein Stabfeuerzeug auf, wenn der Nieselregen eine Flamme gelöscht hatte.

Schritte zur Seite und Schritte nach vorne und wieder zur Seite - sanft wiegten sich die Körper dabei, Stück und Stück und Schritt um Schritt drehte sich der Menschenkreis in sich, lockerte und löste sich kurz, damit ein zweiter Kreis im Innern sich bilden konnte, gegenläufig getanzt. Etliche Passanten blieben neugierig stehen, einige Autofahrer hielten an, der Lichterkreis in der Abenddämmerung wurde zum Blickfang, der Markt zum Breyeller Friedensplatz.

Die friedliche Bewegung wurde schließlich zur bewegenden Begegnung: "Schenken Sie Ihr Licht einem Menschen, den Sie noch nicht kennen", ermunterte Beate Engelke von der Nettetaler Flüchtlingshilfe die Friedensbewegten. Und sie tauschten die Kerzen und Windlichter und Leuchten, die Kaldenkirchenerin und die Frau aus Rheydt, die Rentnerin und das albanische Flüchtlingskind. Es entwickelten sich so erst leite, dann muntere Gespräche und Lachen, überall sah man fröhliche Gesichter - die gemeinsame Sache stimmte zuversichtlich. Viel Lob äußerten dabei Teilnehmer für die "gelungene und beeindruckende Aktion".

Die geschenkten Lichter sollten später zu Hause an das Miteinander erinnern, für den Frieden weiterbrennen, hier vielleicht in einer Villa, da in einer Flüchtlingsunterkunft, "in einem Einfamilienhaus oder in einem Klassenzimmer mit acht jungen Männern", sagte Beate Engelke.

Am Ende der gut einstündigen Aktion beschrifteten viele Teilnehmer CDs mit ihren Friedenswünschen. Sie hängten sie an die Bänder am Treppenaufgang zum Lambertiturm, wo sie jetzt länger noch von der Aktion "Frieden braucht Bewegung" zeugen. So steht auf einer dieser silbernen Scheiben der albanische Friedensgruß "Zoti na bekofte" in großen roten Buchstaben geschrieben - "Gott segne uns".

(jobu)
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