Nettetal Frauen mit mehr Flexibilität begegnen

Nettetal · Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf berät Unternehmen, wie sie günstigere Arbeitsbedingungen für weibliche Fachkräfte schaffen können. Die Firma Fussangel in Breyell setzt auf einen ausgewogenen Anteil von Minijobs.

 Birgit Weber (rechts) leitet das Kompetenzzentrum Frauen und Beruf. Mit ihrer Mitarbeiterin Julia Klotz will sie Frauen und Betrieben den Weg ebnen, im Arbeitsleben zueinanderzufinden.

Birgit Weber (rechts) leitet das Kompetenzzentrum Frauen und Beruf. Mit ihrer Mitarbeiterin Julia Klotz will sie Frauen und Betrieben den Weg ebnen, im Arbeitsleben zueinanderzufinden.

Foto: Burghardt

Sie sind weiblich, meist haben sie Kinder - und wenig Chancen in der Arbeitswelt: "Dabei könnten manche Betriebe Frauen als Fachkräfte gut gebrauchen und einsetzen. Sie müssten allerdings Arbeitsbedingungen flexibler gestalten", meint Birgit Weber vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Mittlerer Niederrhein. Mit ihrem Team berät sie Unternehmer darin, wie sich Belange einer Firma und Bedürfnisse weiblicher Arbeitskräfte auf einen Nenner bringen lassen - zum Vorteil für beide Seiten.

"Minijob - Chance oder Falle für Ihr Unternehmen" heißt beispielsweise eine Veranstaltungsreihe des Kompetenzzentrums zuletzt in Hinsbeck und Mönchengladbach. "Zusammen mit Experten wie Juristen oder Steuerberatern klären wir darüber auf, welche unternehmerischen Pflichten und welche Risiken Minijobs bergen", sagt Weber. Oft ließen sich bei anderen Konstellationen günstigere Bedingungen für Betrieb und Arbeitnehmerinnen erreichen. Der Beratungsbedarf sei offensichtlich groß. Das beweise die Zahl von oft über 50 Teilnehmern bei einer Veranstaltung.

Das bestätigt Jacqueline Fussangel aus Breyell: "Etwa die Hälfte unser rund ein Dutzend Mitarbeiter sind Frauen mit Minijobs." In der Firma Herbert Fussangel Malerwerkstätten, die in Breyell und Kaldenkirchen auch Postfilialen betreibt, profitierten alle Beteiligten davon: "Die Frauen wünschen meist wegen der Kinder kaum längere Arbeitszeiten, und die Firma hat genügend Mitarbeiter auch zu Stoßzeiten", sagt sie. Wie es aber bei diesen Arbeitsverhältnissen um die Sozialversicherungspflicht oder um die aus steuerrechtlichen Gründen zu protokollierenden Arbeitsstunden bestellt sei, darüber habe sie "auf der Veranstaltung in Hinsbeck manches erfahren, dass uns so eindeutig gar nicht klar" gewesen sei.

Minijobs bis zu 450 Euro oder Midijobs bis 850 Euro sind nur die gängigsten Modelle: "Es gibt etliche andere Möglichkeiten für Unternehmen, vor allem qualifizierte Frauen als Fachkräfte mit flexiblen Arbeitszeiten zu beschäftigen", erklärt Julia Klotz vom Kompetenzzentrum. Die Voraussetzung dafür sei es, familienfreundliche Bedingungen zu schaffen. Das ist für Frauen fast immer die verlässliche Kinderbetreuung. Zwar könnten kleinere Betriebe so etwas in Eigenregie kaum leisten, doch es gebe in Großstädten Modelle, bei denen Firmen im Verbund oder mit anderen Partnern diesen Service bieten.

"Unternehmen in Städten mögen derzeit mehr solche Möglichkeiten nutzen. Aber umso mehr ist im ländlichen Raum Kreativität und Flexibilität gefragt", meint Weber. Gerade auf diesem Feld könne ihre Einrichtung an der Praxis orientiert beraten. Der Bedarf sowohl in den Unternehmen als auch bei den Frauen werde steigen. Langfristig würden nicht nur mehr Alleinerziehende, sondern auch Frauen aus anderen als den herkömmlichen Familienkonstellationen auf den Arbeitsmarkt drängen, wo sie "ja auch dringend gebraucht" würden. Es gehe darum, ihnen günstige Bedingungen anzubieten.

Dass ein Unternehmen gut fährt mit einem hohen Anteil an weiblichen Arbeitskräften mit kürzeren und flexiblen Arbeitszeiten, unterstreicht aus ihrer Erfahrung die Breyellerin Jacqueline Fussangel: "Es ist längst nicht so, dass ein paar Frauen einfach mal in ein paar Stunden etwas Geld verdienen wollen. Wir haben im Gegenteil treue und verlässliche Stammkräfte, die schon acht oder zehn Jahre bei uns arbeiten."

(jobu)
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