Nettetal Erinnerung an Großvater leuchtet

Nettetal · Karl-Heinz Haumer hat sich von der "Initiative Pro Gaslicht" in Lobberich überzeugen lassen. Er hat zwei historische Gaslaternen an seinem Haus in Betrieb. Eine wird tatsächlich mit Gas betrieben. Nach Angaben der Initiative gibt es weitere Interessenten für Gaslaternen.

Die Gaslaterne feiert fröhliche Urständ in Lobberich. Auf Initiative des Vereins "Lobberland" wollen viele Bürger die historischen Straßenlampen erhalten. In die Tat umgesetzt hat den Gedanken Karl-Heinz Haumer. Zur feierlichen Inbetriebnahme von ersten privaten Gaslaternen kamen rund 50 Nachbarn, Freunde und Aktive der Initiative Pro Gaslicht Lobberich.

Die hatte mit Karl-Heinz Haumer auf dessen Einfamilienhausgrundstück an der Ecke Flothender Straße/ Caudebec-Ring eingeladen. Hintergrund: In Lobberich gibt es noch Straßenlampen, die mit gas betrieben werden. Um Energie zu sparen und die Lampen zu modernisieren, wollten die Stadtwerke und die Stadt die Gaslaternen abbauen. Einige Bürger wollen das nicht. Sie sehen darin mehr als nur pure Nostalgie. Gaslaternen seien ein Alleinstellungsmerkmal für Lobberich, ein Stück Ortsgeschichte und sie auch für touristische Besucher interessant, meinen sie.

So begrüßte der stellvertretende Bürgermeister und Ortsvorsteher Harald Post die private Initiative. Er zündete mit Karl Heinz Haumer die Gaslaterne an. Dazu musste er an einer Kette ziehen – eine Assoziation, die ihn zum Wortspiel verleitete: "Ohne Strippenziehen wird es hier nicht hell." Das Vorbild dürfte Schule machen. So kann sich Horst Matthia von der Breyeller Straße vorstellen, "auf dem Innenhof unserer Wohnanlage auch so eine Gaslaterne aufzustellen". Jürgen Hexels (Straßengemeinschaft "et Bröckske") will "nach der Neugestaltung unseres Gartens auch so eine Gaslaterne aufstellen." "Es gibt weitere private Interessenten", berichtete Schmeink, Vorsitzender des Heimatvereins "Lobberland" und Initiator der "Initiative Pro Gaslicht Lobberich".

Haumer hatte 1981 alte Gaslaternen aufgestellt – aber elektrisch betrieben. "Die Laternen sind eine Erinnerung am meinen Großvater Ferdinand Haumer, der 1902 als Vollwaise von Österreich nach Lobberich kam. Ihm verdanke ich meinen österreichischen Pass. An ihn erinnern mich die Gaslaternen. Sie standen vor seinem Haus an der Görresstraße." Als sie demontiert wurden, kaufte Haumer sie und brachte sie in Ordnung. Eine steht im Vorgarten, die andere beleuchtet die Gasse vor der Haustür.

"Strippenzieher"

Als Ralf Schmeink im Sommer die Laternen für sein Archiv fotografierte, kamen beide ins Gespräch. "Er hat mich überzeugt. Gaslicht hat etwas Anheimelndes. Es erinnert an die frühe Industriegeschichte meiner Heimatstadt Lobberich", sagt Haumer. Er ließ die Gaslaternen von seinem Neffen und Installationsmeister Olaf Top-hoven umrüsten. Die (weiterhin elektrische) Laterne im Vorgarten dient als Straßenlaterne. Vor der Haustüre wird er aber immer dann, wenn er es hell haben möchte, zum "Strippenzieher". Eine Kette zündet die Gaslaterne, eine andere schließt die Gaszufuhr.

(RP)
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