Nettetal Einsatz für Gaslaternen

Nettetal · In Lobberich setzen sich Bürger für den Erhalt der historischen Gaslaternen im Ort ein.

Am fast 400 Jahre alten Hotel "Stadt Lobberich" in der Hochstraße leuchten wie überall im Ortskern elektrische Lampen. Doch neben dem Eingang steht an diesem Abend eine Gaslaterne auf einem Sockel, gespeist aus einer kleinen Gasflasche. Denn drinnen wirbt Andreas Meßollen wortreich für den "Zauber des goldgelben Gaslichtes". Der Polizeibeamte aus Düsseldorf hat als technikbegeisterter Mensch eine "Leidenschaft für Gaslaternen" entwickelt und spricht nun hier als Vertreter des Vereins "Pro Gaslicht". Der Verein "Lobberland" hat ihn zum Vortrag gebeten.

Ziel: Die Gaslaternen erhalten

Dessen Vorsitzender Ralf Schmeink trommelt seit einigen Wochen für den Erhalt der letzten Gaslaternen in Lobberich. Akut gefährdet sind augenblicklich elf Gaslaternen an der Brabanter Straße. Sie sollen modernen LED-Leuchten weichen, wie das schon am Schulzenburgweg nebenan geschehen ist. Ihre Technik sei überholt, ihr Unterhalt zu teuer, hatte es im Dezember im Planungsausschuss des Stadtrates geheißen. Die Anwohner wurden informiert, weil dies eine so genannte "Umfeldverbesserung" und deshalb kostenpflichtig ist. Niemand rührte sich damals. Das Elektrokabel ist inzwischen auf der Straßenseite gegenüber den Gaslaternen verlegt. Weil dort wahrscheinlich nichts mehr zu retten ist, solle man sich jetzt auf die übrigen Laternen am Windmühlenweg (11), Mühlenstraße (3), Bleichstraße (2) und An St. Sebastian (1) konzentrieren, um sie zu erhalten, hieß es in der Versammlung.

Vertreter der Ratsfraktionen nehmen das wohlwollend auf. Vielleicht, so gibt Ralf Schmeink zu bedenken, "kann man im Ortskern frühere Gaslaternen auch wieder reaktivieren". Für den Marktplatz kommt das zu spät, er wurde gerade neu gestaltet. Da hat man in Neuss anders gedacht und 14 Gaslaternen mit eingeplant. Meßollen sieht Gaslicht als "erlebte Lichtkultur", die als industrielle Alltagskultur für jedermann erhalten bleiben solle. Lobberich besitze dabei in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal, denn hier gebe es nun seit 123 Jahren ununterbrochen Gasleuchten: "Das ist eine Rarität".

Andere Städte wie Prag und Warschau, Neuss und Willich kehrten wieder zu dem angenehmen Licht zurück, Lobberich sollte seine Laternen deshalb bewahren. Ob nun ein Gaslicht-Tourismus einsetzt, wollte niemand voraussagen. "Wir sind dann eine historische Gasstraße", meinte Windmühlenweg-Anlieger Juergen Hexels. Zur Gründung eines Fördervereins Gaslaternen kam es noch nicht, man will die Öffentlichkeit noch sensibilisieren. Ralf Schmeink wird weiter die Trommel rühren. FRAGE DES TAGEs

(RP)
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