Nettetal Ein Brand und seine späten Folgen

Nettetal · Im Frühjahr brannte im Kreuzmönchdorf ein Haus vollständig aus. Die direkt angrenzende Haushälfte wurde ebenfalls beschädigt. Nach einer Reparatur traten neue Schäden auf. Nässe, Schimmel und Gestank ziehen in die Wohnung ein.

 Helmut und Christel Hendrix fühlen sich allein gelassen mit den Folgeschäden des Brandes, bei dem im Mai ihr Nachbarhaus zerstört wurde. Dessen Besitzerin ist mittellos, um die Ruine und deren Wirkung kümmert sich niemand.

Helmut und Christel Hendrix fühlen sich allein gelassen mit den Folgeschäden des Brandes, bei dem im Mai ihr Nachbarhaus zerstört wurde. Dessen Besitzerin ist mittellos, um die Ruine und deren Wirkung kümmert sich niemand.

Foto: Burghardt

Schleichend hat sich die Nässe ausgebreitet, dunkle Flecken in der Ecke überm Doppelbett, einige Möbel im Schlafzimmer sind abgebaut, die Wäsche wurde in Kartons verstaut. "Hier kann man nicht mehr in Ruhe schlafen, überhaupt, das Leben im Haus ist eine Qual", seufzt Christel Hendrix. Sie und ihr Mann Helmut leiden unter den Folgeschäden nach einem Brand in der anderen Hälfte des Doppelhauses, fühlen sich im Stich gelassen: "Keiner will zuständig sein, für Abhilfe zu sorgen."

Im Mai dieses Jahres brannte die andere Haushälfte in der Nikolaus-Ehlen-Straße 16. Die Haushälfte ist unbewohnbar. Auch Hendrix' Haus wurde in Mitleidenschaft gezogen: "Die Schäden wurden durch unsere Versicherung reguliert", sagt Helmut Hendrix. Doch in den Folgemonaten traten neue Schäden auf, für die niemand aufkommen will.

Das Problem dabei: Die Nachbarin nebenan war nach mehreren Schicksalsschlägen mittellos. Bürger halfen ihr nach dem Brand, auch mit Spenden, damit sie nicht obdachlos wurde; die Gläubigerbanken nahmen ihre eigenen Rückversicherungen in Anspruch. Die Ruine nebenan blieb sich seither selbst überlassen - mir schlimmen Folgen für die Nachbarn. "Der Gestank ist zeitweise unerträglich", klagt Christel Hendrix. Ihr Mann ergänzt: "Unsere Wände zur anderen Hälfte hin sind nass, Schimmel breitet sich aus. Wir haben schon selbst was investiert, mehr geht nicht." Die beiden schweigen, sie wischt sich über die Augen, sagt dann leise: "Bei uns war immer alles friedlich und harmonisch, aber die letzten Wochen, die zehren an den Nerven, ich kann nicht mehr."

Das Ehepaar, er 78, sie 74 Jahre alt, wandte sich an die Stadt Nettetal als Bauaufsicht, die die beschädigte Haushälfte nebenan abgesichert hatte. Die Stadt teilte in mehreren Schreiben mit, es "liegt eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit vor", folgerte aber, dass das private Interesse" das öffentliche Interesse deutlich überwiegt. Man solle sich an den "Störer" wenden, an die ehemalige Nachbarin, die mittellos ist.

Das sieht der von Hendrix beauftragte Anwalt anders: "Aus nicht einmal im Ansatz nachvollziehbaren Gründen weigert sich die Stadt, die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen an der Brandruine zur Gefahrenabwehr vorzunehmen."

Anfang dieser Woche kam ein kleiner Lichtblick: Hendrix' eigene Versicherung übernimmt "großzügig aus Kulanz", so der herzkranke Rentner, doch noch die Kosten für aktuell anstehende Maßnahmen gegen Feuchtigkeit. Und eine Versicherung aus Aachen teilte mit, sie habe die Immobilie nebenan von einer Bank übernommen, wolle sie zwangsversteigern lassen oder verkaufen. Dann hätte man endlich, hofft Hendrix, "jemanden, an den man sich wenden kann".

Doch das alles könnte sich mehr als ein Jahr hinziehen. In der Zeit steht die Ruine offen, weitere Schäden sind zu erwarten. Weshalb Familie Hendrix und ihr Anwalt mahnen, die Stadt müsse "ihrer Pflicht als Bauaufsicht nachkommen". Ein anderer Nettetaler Jurist meint mit Blick auf den Fall, die Stadt gebe sich "hier ziemlich hartherzig".

Jüngste Reaktion der Stadt: Ein Brief mit dem Hinweis, man habe den Schaden der Kommunalversicherung weitergeleitet, denn Hendrix habe "durch einen Unfall in der Stadt Nettetal", so die Formulierung, "einen Körper- bzw. Sachschaden erlitten". Hendrix' Anwalt: "Da sichert sich die Stadt lediglich ab, ein Engagement, endlich aktiv zu werden, ist nicht zu erkennen."

(jobu)
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