Nettetal Die Zahl der Asylbewerber geht zurück

Nettetal · Ab August müssen nur noch 571 Menschen betreut werden. In Breyell soll es nicht mehr als vier Unterkünfte geben

Das bundesweite Chaos bei der Betreuung von Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern wird in Nettetal überschaubarer. Zwischen dem 14. und 21. Juni haben Mitarbeiter der Stadt 218 (meist nur vorübergehend) hier lebende Menschen aus Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sowie Afrikas "aktenkundig" gemacht: Sie wurden zur Erfassungsstelle nach Mönchengladbach gebracht und dort registriert, außerdem haben sie einen Asylantrag gestellt. "Das war mit einem großen Zeit- und Personalaufwand verbunden", sagte Ina Prümen-Schmitz bei der "Nette-Runde", in der Bürgermeister Christian Wagner das Gespräch mit den Bürgern sucht.

Die Darstellung der Flüchtlingsbetreuung in der Stadt nahm breiten Raum ein, weil Breyell ein Drittel der Asylbewerber aufnimmt: derzeit im ehemaligen Hotel Majestic (früher Wolken) und in den Obdachlosenwohnungen in Schmaxbruch, künftig auch in einer renovierten Wohnzeile im Vorbruch, in den Räumen des Restaurants "Beim Leutherheider" (früher Dückers) und in einem umgebauten Fitnessstudio am östlichen Ende des Lötscher Weges. Das Schmaxbruch-Haus werde mit dem Beginn der Heizperiode geräumt und dann abgebrochen, sagte Wagner.

Wer aus bisherigen Notunterkünften (Hauptschule Lobberich, Schmaxbruch) nach Vorbruch (ab nächste Woche) oder nach Leutherheide (ab Herbst) ziehen wird, haben sich die "Flüchtlingsmanager" im Rathaus überlegt. "Wir wollen nach ethnischer und religiöser Herkunft möglichst homogene Gemeinschaften zusammenstellen", legte Prümen-Schmitz dar, denn separierte Wohnungen kann es noch nicht geben. "Wir wollen aber möglich machen, dass jede Familie für sich kochen kann." Sie räumte ein, dass das Einkaufen von Leutherheide oder Lötsch aus "ohne Auto nicht einfach ist", doch setzte sie da auch auf ein breites ehrenamtliches Engagement. Die Unterkünfte werden auch durch Hausmeister betreut.

Haben bisher Breyell, Kaldenkirchen und Lobberich die Unterbringung der Flüchtlinge zu jeweils einem Drittel geschultert, so übernimmt demnächst auch Hinsbeck einen Teil dieser Aufgabe, denn in den Gebäuden des ehemaligen Kneppenhofes (zuletzt Diskothek) in Glabbach sollen ab Oktober rund 45 Personen (zehn bis 15 Familien/Paare) eine Unterkunft finden. Schaag und Leuth blieben bisher außen vor, "weil wir keine vernünftigen Objekte dort gefunden haben", sagte Wagner. In Leuth gibt es nur eine kleine Kolonie polnischer EU-Bürger, die sich vor allem am Petershof angesiedelt hat.

Die Kosten für die Versorgung der Flüchtlinge übernehmen Bund und Land, sie überweisen rund 10.000 Euro pro Person. Damit müssen jedoch Lebensunterhalt, Krankenhilfe, Wohnung, Kita Ü3, Sprach- und Integrationshilfe bezahlt werden. Wagner: "Der Offene Ganztag in der Schule ist kostenfrei, das Mittagessen muss aber bezahlt werden, da es zuhause eingespart wird."

Am Jahresanfang betreute Nettetal 712 Flüchtlinge, davon 232 in Notaufnahme-Unterkünften, am 1. Juni waren es noch 571 Flüchtlinge (102). Nach der landesweiten Kontingentzuteilung hatte Nettetal am 1. Juni 36 Flüchtlinge mehr als nötig (110 Prozent) aufgenommen, doch wird dieser Prozentsatz schon im Juli auf rund 80 Prozent sinken. Wegen des derzeit zurückgehenden Zustroms von Asylbewerbern sei damit zu rechnen, dass Ende September die Notunterkunft in der leerstehenden Hauptschule Lobberich wieder geschlossen werden könne.

(mme)
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