Nettetal Die Stadt gibt kein Geld für Leichtathletik

Nettetal · Im Sportausschuss gab es eine heftige Kontroverse mit dem Vorsitzenden des Stadtsportverbandes, Willi Wittmann. Bürgermeister Christian Wagner und mehrere Politiker wiesen seine Kritik zurück. Sie sei unsachlich und unfair.

 Mit den Fördergeldern für Kunstrasenplätze sind die finanziellen Möglichkeiten Nettetals beim Sport für die kommenden Jahre erschöpft. Der Stadtsportverband möchte das so nicht akzeptieren.

Mit den Fördergeldern für Kunstrasenplätze sind die finanziellen Möglichkeiten Nettetals beim Sport für die kommenden Jahre erschöpft. Der Stadtsportverband möchte das so nicht akzeptieren.

Foto: Busch

Der Traum von der Sanierung oder gar Modernisierung der Leichtathletikanlage des TSV Kaldenkirchen und auf der Leo-Vriens-Anlage in Hinsbeck ist ausgeträumt. Der Sportausschuss lehnte es ab, einen Förderantrag in der Verwaltung vorbereiten zu lassen, um Bundesmittel in Höhe von maximal 45 Prozent Anteil an den Gesamtkosten zu beantragen. Es kam darüber zu einer heftigen Kontroverse mit Willi Wittmann, dem Vorsitzenden des Stadtsportverbandes (SSV).

Der Stadtrat hatte das Thema in den Fachausschuss geschoben. "Wir wollten die Tür zur Entscheidung offen halten. Allerdings wären wir Ihnen dankbar, wenn wir das erst gar nicht anpacken müssten", bat Bürgermeister Christian Wagner freimütig. Widerstand fand er nicht. "Wir müssen den Bürgern sagen, was geht und was nicht geht", erklärte Jürgen Boyxen. Die CDU sei nicht bereit, zusätzlich Geld locker zu machen. Der TSV Kaldenkirchen hatte zuvor beantragt, die Stadt möge 150.000 Euro zur Sanierung ihrer Anlagen beisteuern. Das koste insgesamt fast 380.000 Euro, der TSV werde rund 230.000 Euro selbst übernehmen.

"Wünschenswert" wäre es ja, die Vereine zu unterstützen. Aber die Stadt habe das Geld nicht, meinte Johannes Peters (FDP). Martina Derpmanns (Grüne) rief in Erinnerung, dass die Stadt mit dem Sportförderkonzept auf 20 Jahre hinaus eine Million Euro locker gemacht habe. Der Betrag sei längst vollständig aufgebraucht.

Willi Wittmann reagierte empört. Das sei doch wohl ein "Schlag ins Gesicht des Sports". Es könne nicht angehen, dass in einem Zeitraum von 17 oder 18 Jahren keine Investitionen für den Sport mehr möglich seien. Natürlich wisse jeder, "das die Stadt pleite" sei. So aber gehe es nicht. "Wenn man Ehrenamtlichen die Lust nimmt sich zu engagieren, hat das Konsequenzen", warnte er.

Einmal in Rage, packte Wittmann einiges drauf. Die Situation am Wittsee sei für die Wassersportler unerträglich. Nicht einmal mehr segeln könne man dort. "Es fehlt jetzt nur noch, dass uns Turnhallen genommen werden." Im Übrigen kümmere sich kaum jemand mehr um Flüchtlingskinder als die Sportvereine. Für die Sportstadt Nettetal sei das alles blamabel.

Doch ließ Wittmann durchblicken, dass der Sport sich nicht einig ist. Der SSV habe TSV Kaldenkirchen, VfL Hinsbeck und Rhenania Hinsbeck an einen Tisch holen wollen, um ein Konzept zu erarbeiten. "Der TSV ist aber nicht erschienen." Die Sanierung der Leichtathletikanlagen werde auch die Klausurtagung am 1. Dezember beschäftigen.

Bürgermeister Wagner wies die Kritik zurück. Die Sportförderung seinerzeit sei nicht als reines Kunstrasen-Förderprogramm aufgelegt worden. Die Vereine hätten einvernehmlich mit der Stadt und dem Verband den kompletten Betrag für 20 Jahre in Kunstrasenplätze angelegt. Nur die ABN habe damals das Programm als zu einseitig kritisiert. Die Stadt habe innerhalb weniger Jahre nicht nur eine Million Euro für Kunstrasenplätze, sondern rund sieben Millionen Euro für Sporthallen-Neubauten ausgegeben - trotz anhaltender Haushaltsprobleme.

Jürgen Boyxen (CDU) fasste die allgemeine Empörung seiner Kollegen im Ausschuss zusammen. Wittmanns Attacke sei unfair und undankbar. Ein so wenig durchdachter Pauschalangriff sei vielmehr ein Beitrag zur Politikverdrossenheit.

(RP)
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