Nettetal Bundespräsident zeichnet "starke Schule" aus

Nettetal · Im bundesweiten Wettbewerb "Starke Schule" erreichte die Gesamtschule Nettetal den dritten Platz. Bundespräsident Joachim Gauck überreichte den Preis im Deutschen Historischen Museum in Berlin an die Delegation aus Nettetal.

 Bundespräsident Joachim Gauck (2.v.r.) überreichte Vertretern der Gesamtschule die Urkunde im Wettbewerb "Starke Schule" (v.l.) Dr. Clemens Börsig (Deutsche Bank Stiftung), Angelika Eller-Hofmann, Dr. Frank-Jürgen Weise (Gemeinnützige Hertie-Stiftung), Sascha-Antonia Reese, Gerhard Braun (BDA) und Thomas Christians.

Bundespräsident Joachim Gauck (2.v.r.) überreichte Vertretern der Gesamtschule die Urkunde im Wettbewerb "Starke Schule" (v.l.) Dr. Clemens Börsig (Deutsche Bank Stiftung), Angelika Eller-Hofmann, Dr. Frank-Jürgen Weise (Gemeinnützige Hertie-Stiftung), Sascha-Antonia Reese, Gerhard Braun (BDA) und Thomas Christians.

Foto: Starke Schule

Nein, man reicht dem Bundespräsidenten nicht die Hand und man spricht ihn nicht an, solange man nicht gefragt wird. Und überhaupt - wenn man den Preis entgegennimmt, dann geht man gemessenen Schrittes durch den mittleren Gang der Stuhlreihen und betritt konzentriert die Bühne. Dort nimmt die Schulleiterin die Urkunde entgegen und reicht sie einer Schülerin weiter, die sie aufklappt.

Was Menschen dann so durch den Kopf geht, wenn sie am Abend zuvor eingehend protokollarisch auf den großen Auftritt getrimmt worden sind, kann sich jeder ausmalen. Vermutlich hat der eine oder die andere nur gedacht: bloß nicht stolpern oder gar hinfallen. Da wird die täglich tausendfache Schrittfolge plötzlich zur unkalkulierbaren Last und Gegenstand motorischer Zwangsvorstellungen.

Nun, es ist niemand hin- oder gar aus der Rolle gefallen in Berlin. Im Gegenteil. Der Gesamtschüler Thomas Christians riss am Dienstagabend Zuhörer in einer tollen Poetry-Slam-Aktion mit, und Sascha-Antonia Reese hatte kein Problem, die Urkunde aufzuklappen und dem Publikum zu präsentieren.

Schulleiterin Angelika Eller-Hofmann ist zumindest äußerlich wie immer die personifizierte Ruhe und Beherrschtheit. Aber dann glimmt das Lachen auf und breitet sich aus. Glücklich wie die beiden Schüler, die in der SV engagiert sind, ist sie über diese Auszeichnung. "So ganz klein kann sie ja nicht sein, unsere Schule im vergleichsweise kleinen Nettetal", stellt Thomas Christians stolz fest. In Deutschlands größtem Schulwettbewerb "Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen", haben die Nettetaler nicht nur auf Landesebene gewonnen, sondern sich auf Rang drei geschoben.

"Der von Wertschätzung und Integration geprägte Geist der Schule ist unmittelbar erlebbar. Die Schule überzeugt mit ihrem ganzheitlichen pädagogischen Konzept, in dem ein breites Bildungsangebot und die Berufsorientierung zentral verankert sind", hat die Jury zu ihrer Entscheidung festgestellt.

Dass Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Erziehung ist, hat die Gesamtschule eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So lässt sich auch die Feststellung aufschlüsseln, dass die Entwicklung eines "Erziehungsplans für Kinder" aus der Zusammenarbeit aller resultiert. "Der Geist der Schule" ist nach Auffassung Angelika Eller-Hofmanns ausschlaggebend für die Auszeichnung. Generell arbeiten Lehrer, Schüler und Eltern eng zusammen an Konzepten individueller Förderung und Forderung. Grundlage dafür sei eine kooperative, demokratische Grundhaltung.

Der Preis wird jetzt eine Langzeitwirkung entfalten. Es ging weniger um die Urkunde und das Preisgeld in Höhe von 5000 Euro. Noch sehr viel mehr freut es die Schulleiterin, dass die Gesamtschule Nettetal nun Teil eines bundesweiten Netzwerks herausragend guter Schulen geworden ist.

Einen Vorgeschmack dessen, was das bedeutet, erhielt die Delegation vor und nach der nach der Preisverleihung. Am Montag gab es eine Netzkonferenz mit Fachvorträgen und Diskussionen. Die Schüler genossen in der Zeit ein Besichtigungsprogramm und einen "Bunten Abend" im Hotel, wo alle zehn Schulen untergebracht waren. Allen ausgewählten Schulen war aufgegeben worden, eine Präsentation vorzubereiten. In das "Lernkarussell" nach der Preisverleihung gingen aber die nur drei Erstplatzierten. Angelika Hofmann-Eller, der frühere Schulleiter Roland Schiefelbein, der heute Vorsitzende des Vereins "baseL" ist, und die stellvertretende Leiterin der Schule, Irene Sieker, trugen vor, was sich hinter den Faktoren Personalentwicklung, baseL und Didaktischer Ausschuss verbirgt. Sie beeindruckten die Jury ganz besonders.

"Großartig ist, dass wir ausgesprochenen Experten des schulischen Alltags begegneten. So sind die Preisträger des Vorjahres verpflichtet, sich ebenfalls zu beteiligen", erklärt die Schulleiterin. Ab Herbst werden Schuldelegationen aus ganz Deutschland in Nettetal anreisen, um sich mit der Gesamtschule auszutauschen. Delegationen aus Nettetal werden ebenfalls bundesweit ihr Konzept vorstellen und mit Fachleuten diskutieren. "Wir freuen uns unbändig auf diesen Austausch. Er wird uns weiterbringen", meint Eller-Hofmann.

NRW-Ministerin Sylvia Löhrmann und Bürgermeister Christian Wagner gratulierten inzwischen der Schule. Die ist gespannt, wie die Arbeitsagentur in Krefeld mit dem Projekt "baseL" umgeht. Die Förderung ist gefährdet. Der Chef der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise, ist als Vertreter der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung wohl anderer Meinung.

(RP)
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