Nettetal Bürgerverein informierte über alte Gräber

Nettetal · Friedhöfe erinnern an abwechslungsreiche Historie, etwa an die der Venloer Skipper.

"Hier bin ich zum ersten Mal in meinem Leben", sagte eine 65-jährige Frau aus Kaldenkirchen beim Rundgang über den jüdischen Friedhof am Akazienweg erstaunt. Dorthin hatte der Bürgerverein geladen, die Teilnehmer konnten sich über neun Beerdigungsstätten informieren. Warum das wichtig ist, beschrieb Heinz-Willi Schmitz vom Bürgerverein: "Heimat ist dort, wo man die Namen der Toten kennt."

Professor Dr. Leo Peters gab Erläuterungen, die für viele neu waren. Der Rundgang begann an der katholischen Pfarrkirche - einer Beerdigungsstätte wie der "Kirchhof" daneben, auf dem zwei Eisenkreuze vom Friedhof an der Ecke Bahnhof und Kanalstraße Platz gefunden haben. Pfarrer Sticker weihte 1841 den neuen, mit Werken von Vincenz Statz gestalteten Friedhof an der Ecke Bahnhof-und Kanalstraße ein. Bet-Kapelle und Grabkeller sind nicht mehr vorhanden, von den sieben Leidens-Stations-Kapellchen gibt es nur noch eines. Dafür sind noch etliche Grabsteine zu sehen, für deren Erhalt sich der Bürgerverein eingesetzt hat. Ein Beispiel: Das Grabmal des Mediziners Dr. Schrömbgens, dem Erfinder des Magenbitters "L'Estomac".

Peters wies an der evangelischen Kirche auch auf die Familien hin, deren Nachfahren nach Amerika auswanderten. Am evangelischen Friedhof erwähnte er die evangelischen Christen - auch Prediger - aus Venlo (Venloer Skipper), aber auch die Gräber von Bernhard Graf Üxkull-Gyllenband und Adalbert Chors (1918). Am jüdischen Friedhof an der Ecke Jahn- und Frankstraße hat der Bürgerverein eine Gedenkstätte mit den Namen der jüdischen Bürger errichtet. Ewald Meier vom städtischen Garten- und Friedhofsamt zeigte auf dem als "Heldenfriedhof" bekannten heutigen Park am Akazienweg einen Plan, den Georg Kosche vor knapp 50 Jahren gezeichnet hatte. Darauf sind Gräber verzeichnet, an die sich kaum noch jemand erinnerte. Er konnte auch Fotos der Grabstätten unter der alten Kapelle des Friedhofs an der Grenzwaldstraße zeigen.

(sa)
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