Nettetal Bürger für den Klimaschutz motivieren

Nettetal · Grüne und WIN sind mit dem Zwischenbericht der Verwaltung und der vom Rat beauftragten Firma Adapton nur bedingt einverstanden. An dem Konzept soll aber auch über die Wahl- und Sommerpause hinaus gearbeitet werden.

 Das Heizen ist das größte Problem. Eine Heizungsanlage mit Warmwasserspeicher für Dachkollektoren und Regeltechnik wird dies auch nicht lösen.

Das Heizen ist das größte Problem. Eine Heizungsanlage mit Warmwasserspeicher für Dachkollektoren und Regeltechnik wird dies auch nicht lösen.

Foto: Busch

Bis Ende September soll ein Klimaschutzkonzept für die Stadt ausgearbeitet sein. Die zwischenzeitliche Kommunalwahl und die Sommerpause sollen die Arbeit nicht beeinträchtigen. Erst dann aber beginnt die eigentliche Arbeit. Denn die Stadt kann allenfalls Vorbild für klimaschonendes Verhalten sein. "Die weitaus größten klimaschädlichen Einflüsse gehen von privaten Haushalten und dann von der Wirtschaft aus. Die Stadt selbst kommt auf einen Anteil von maximal zwei Prozent", erklärte Ralf Weber, Vorstand der Adapton Energiesysteme AG, im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz.

Darüber gibt es in Nettetal keinen Zweifel. Allerdings übten Florian Witter (WIN) und Fred Heyer (Grüne) zum Teil heftige Kritik an dem von Weber vorgelegten Zwischenbericht. Florian Witter bewertete ihn als "Peanuts", die man der Politik als "den großen Wurf verkaufen" wolle. So weit ging Heyer nicht. Das Konzept werde noch entwickelt, und zwar mit Bürgern, Wirtschaft und relevanten Verbänden. Er warf der Verwaltung vor, sie habe nur ihr genehme Themen für Workshops zugelassen, erneuerbare Energien fehlten. Heyer spielte unausgesprochen auf Widerstände gegen weitere Biogasanlagen an. Der grüne Politiker ist auf diesem Gebiet bei der Re-Energie Niederrhein AG führend tätig.

Die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche wies die Kritik zurück. Heyer müsse akzeptieren, dass sie Mehrheitsentscheidungen im Rat bei der Aufstellung des Klimaschutzkonzepts respektiere. Ralf Weber von Adapton schlägt neben den Workshops die Bildung eines Klimabeirats vor. Sein Unternehmen hat unter anderem die Städte Hilden und Meerbusch bereits begleitet und greift auf Daten zurück, die das Land, die Stadt und die Stadtwerke liefern.

Energieberatung in Kindergärten und Schulen

Demnach produziert die gesamte Stadt jährlich rund 340 000 Tonnen klimaschädliches CO2. Nach seiner Einschätzung liegt das Wertschöpfungspotenzial eines Klimaschutzkonzeptes bei neun Millionen Euro. Es sei ein Investitionspaket für die örtliche Wirtschaft, der er auch spürbare Einspareffekte voraussagt. Weber rät dazu, vorhandene Formen der Energieberatung zu bündeln und so zu optimieren. Über Kindergärten und Schulen soll das Konzept durch Kinder in Familien hineingetragen werden. "Die Stadt muss die Bürger erreichen und motivieren", sagte er. Er misst dem Thema der erneuerbaren Energien zwar besondere Bedeutung bei, relativierte dies aber. "Die Stromproduktion über erneuerbare Energien bekommen wir in den Griff. Das Problem der Zukunft wird die Versorgung mit Wärme ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen sein", meinte er.

Florian Witter fordert für das Konzept ehrgeizigere und vor allem konkrete Ziele wie den gezielten Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung beispielsweise im Gewerbepark Venete. Dort könne auch Biomasse zur Energie- und Wärmegewinnung angesiedelt werden. "Man kann auch mal etwas mehr Kreativität erwarten", brummelte Witter unzufrieden. Jedenfalls halte er nichts von einem Klimaschutzkonzept, das "Häuslebauer überzeugen will, ihr Haus in dickes Plastik zu packen. Das bringt gar nichts."

(RP)
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