Nettetal Behinderte oft überfordert

Nettetal · WIN fordert eigene Satzung und Installierung eines Behindertenbeauftragten. Sozialdezernent Schönfelder möchte sich zunächst eine Übersicht verschaffen. Der Sozialausschuss erhält einen Bericht über das Ergebnis.

Es gibt eine Fülle von Hilfen für behinderte Menschen. Ganze Heerscharen von Behörden und professioneller und ehrenamtlicher Institutionen kümmert sich um die Belange behinderter Menschen. Und dennoch ist gerade die gesellschaftliche Hilfe alles andere als barrierefrei. Diese meinung vertritt die Wählerinitiative "Wir in Nettetal" (WIN), die seit der Kommunalwahl dem Rat angehört. Sie beantragt die Einrichtung eines Behindertenbeauftragten in der Stadt.

"Wir sehen auf den ersten Blick dafür keinen Regelungsbedarf", erklärte jetzt im Sozialausschuss Erster Beigeordneter Armin Schönfelder. Der Sozialdezernent verspürt wenig Neigung, eine "Satzung über die Wahrung der Rechte von Menschen mit Behinderung" und dazu einen Behindertenbeauftragten zu installieren. Er schlug dem Ausschuss vielmehr vor, eine Bestandsaufnahme bestehender Strukturen zu machen und bestehende Unterstützungsmöglichkeiten zu sammeln. Anhand des daraus resultierenden Berichts soll erst dann über den WIN-Antrag entschieden werden.

Örtler Vermittler

Christa Geritz sperrt sich für WIN zwar nicht dagegen. Aber sie ist überzeugt, dass ein Behindertenbeauftragter in Nettetal als örtliche Ansprechpartner und stets erreichbarer Vermittler erforderlich ist. "Ich weiß auch, dass es viele Institutionen und Unterstützung gibt. Aber es wäre angebracht, all das in einer Person zu bündeln", erklärte sie.

Schützenhilfe erhielt sie von Dr. Rainer Lorenz, der im Ausschuss für die Lebenshilfe den Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) vertritt. "Hilfen für behinderte Menschen sind ein sehr komplexes Thema. Betroffene und Angehörige sind da sehr oft überfordert und erhalten nur selten aller erforderlichen Informationen", erklärte Lorenz. Dabei seien Betroffene weder unfähig noch Behörden unwillig. "Es ist vieles einfach hochkompliziert und sehr speziell", so Lorenz.

Er wies darauf hin, dass die in solchen Dingen durchaus vorbildliche Stadt Kempen unter anderem auch einen Behindertenbeauftragten installiert habe. " Er kann Hilfen einleiten, hält Verbindung zu den Menschen ebenso wie wie zu den Behindertenorganisationen und auch vieles vermitteln." Nach Lorenz' Kenntnis seien 85 Prozent der an den Behindertenbeauftragten Fälle ohne dessen Hilfe nicht lösbar gewesen.

Der Ausschuss stimmte dennoch zunächst dem Vorschlag Schönfelders zu. es sei sinnvoll, erst einmal Informationen zu sammeln, welche Strukturen es in der Behindertenhilfe in Nettetal gebe, welche Angebote und auch welche Organisationen sich mit den Themen befassen. Im Frühjahr will die Verwaltung aller Voraussicht nach erste Ergebnisse vorlegen. FRAGE DES TAGES

(RP)
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