Nettetal Bäuerin Thoenes im Isabella-Coupé

Nettetal · Heinz Schmitz vom historischen Bongartzhof führte den Lobbericher Heimatverein "Stammtischrunde" durchs bäuerliche Sassenfeld von der Neumühle bis zu Schönkes Krüz - also von Gartz bis Gartz.

Die Honschaft Sassenfeld im Nordwesten Lobberichs kennt Heinz Schmitz (68) von vorne bis hinten. Gewiss, er ist dort aufgewachsen, aber er hatte auch tiefe Einblicke in die in den 1950er-Jahren noch reichlich vorhandenen Bauernhöfe. Denn als Sohn des Honschaftsbetreuers Heinrich Schmitz-Borghs musste er einzelnen Landwirten immer mitteilen, wenn eine Versammlung der Ortsbauernschaft anstand. So lernte er die Leute kennen und war der ideale Gesprächspartner für den Heimatverein "Stammtischrunde" bei einem virtuellen Spaziergang durch das Sassenfeld in den ersten Nachkriegsjahrzehnten.

Das Sassenfeld beginnt mit der Neumühle am Ende der Sassenfelder Straße; hier wird schon lange nicht mehr gemahlen, zumal auch die Nette nicht mehr unmittelbar am Mühlengebäude vorbeifließt, sondern in einem Bogen herumgeführt wird. Fische können nach der Umgestaltung hier wieder den einst durch das Stauwehr verursachten Höhenunterschied die Nette aufwärts überwinden. Nach langem Leerstand ist der der Umbau zu Wohnungen abgeschlossen worden. Das ist mit den Mühlengebäuden (Jakob Gartz) und dem Hof (Egidius Gartz) auf der anderen Straßenseite schon lange vorher geschehen. Der Hof Gartz zog um ans andere Ende des Sassenfeldes in den einstigen Windbergs-Hof an Schönkes Krüz und ist ein Reitstall.

Obwohl manche Bauern schon in den 1950er-Jahren keine Landwirtschaft mehr betrieben, legten sie Wert darauf, zu Bauernversammlungen eingeladen zu werden. Das war bei Heinrich Bousseljot ("Knupp Hein") der Fall, der einen Kohlenhandel hatte, oder bei Anna und Katharina Kurfürst. Bei Anna, die "Dully" genannt wurde, bewunderte der kleine Heinz, dass sie immer barfuß über Stoppelfelder lief. Nichts mehr vorhanden ist von den Höfen Wilhelm Stroetges, Hubert Hüpen, Heitzer/Klaps (an der Ecke Krüßhütt/Sassenfeld), Anton Jakobs (der Messdiener war und immer eine Tasche mit Eiern dabei hatte) und Hubert Vosdellen. Auch Gastwirt Peter Elbers rechnete sich mit seiner Gärtnerei zu den Landwirten.

Bis zur Bahn, nun Alleenradweg, fehlen heute Willi Lehnen, Heinrich Odenbach, Heinrich Hormes und Heinrich Heffels. Für Heffels war die Landwirtschaft ein Nebenerwerb. Wenn er frühmorgens seine drei Kühe gemolken hatte, arbeitete er in einer Dachziegelei in Kaldenkirchen. Nachmittags trieb er seine Kühe zum Weiden an Wegesränder. Schmitz hat Hochachtung vor ihm denn "er war stark wie sonst was".

Geblieben sind der Hof der Familie Tobrock und der Bongartzhof, den die Familie Schmitz seit 1903 von der Bongartzstiftung gepachtet hat. Ralf Tobrock und Heinz Schmitz wirtschaften seit 2007 gemeinsam: Der eine konzentriert sich auf das Vieh, der andere auf den Ackerbau. Schmitz zieht auch einige Kälber auf, die an den Helfeshof in Wevelinghoven (Heitzer) zur Lohnmast gehen.

Nördlich der Bahn haben Jakob Lüngen und Andreas Hartges ihre Flächen verpachtet. Aufgefallen ist früher Christine Thoenes, die ein Borgward Isabella-Coupé fuhr und zwei Schäferhunde hatte: "Der eine machte die Tür auf, der andere führte dann ins Wohnzimmer." Aus dem Lyndershof ist der Nabu-Naturschutzhof geworden, aus dem Windbergshof der Reitstall Gartz. Schmitz erinnerte sich, dass er von Wilhelm Windbergs ("Der war sehr großzügig") immer zu einem Glas Wein oder Bier eingeladen wurde. Zwei Höfe, die nicht mehr existieren, fehlen noch: Willi Thoenes mit Kälber- und Schweinemast sowie Hermann und Hans Müllers, die Weihnachtsbäume anbauten, Milch fuhren und 30 Jahre Fahrer bei der Krefelder Verkehrs-AG waren.

(mme)
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