Nettetal Aufnahme-Stopp bei den Pfadfindern

Nettetal · Seit zwölf Jahren gibt es den Pfadfinder-Stamm "Noah". Was als Gruppe von Schulfreunden begann, fand schnell viele Anhänger. Inzwischen sind es so viele, dass in diesem Jahr keine weiteren Kinder aufgenommen werden können

 Beim "Thinking Day" am Samstag sammelten die Pfadfinder, darunter die achtjährigen "Wölflinge" Lena und Lara, in der Lobbericher Ludbach-Passage Münzen für den guten Zweck. Insgesamt kamen 885,39 Euro zusammen.

Beim "Thinking Day" am Samstag sammelten die Pfadfinder, darunter die achtjährigen "Wölflinge" Lena und Lara, in der Lobbericher Ludbach-Passage Münzen für den guten Zweck. Insgesamt kamen 885,39 Euro zusammen.

Foto: Jörg Knappe

Begonnen hat alles vor zwölf Jahren. "Wir waren selber von Kindesbeinen an Pfadfinder, wollten die positiven Erfahrungen an unsere Kinder weitergeben", erinnert sich Sandra Hollmann. "Leider gab es hier keine Möglichkeit, die damals vier und sechs Jahre alten Kinder unterzubringen. Die Pfadfinder-Gruppen begannen erst im höheren Alter." So entstand die Idee, selber etwas zu machen.

Jedes Kind durfte fünf Freunde mitbringen, dann wurden gemeinsame Aktivitäten gestartet. Die erste sei der Bau eines Biber-Staudamms im eigenen Garten gewesen. Die Kinderschar wuchs und wuchs. "Und innerhalb von drei Monaten waren es dann 30 Kinder", sagt ihr Mann Dietmar Hollmann lachend. Das sei dann nicht mehr so einfach machbar gewesen. "Wenn man mal Kinder von Freunden mitnimmt, ist das unproblematisch, aber bei einer so großen Gruppe sind Dinge wie Versicherungen schon wichtig", ergänzt Sandra Hollmann. Also stellten sie 2006 den Antrag beim Bund Europäischer St.-Georgspfadfinder, als "Siedlung Noah" aufgenommen zu werden. Nur hier gab es zu dieser Zeit die sogenannte "Biber"-Stufe, in der bereits Kinder ab vier Jahren mitmachen können.

Marie ist fünf Jahre alt und freut sich, ein "Biber" sein zu dürfen. "Das Beste ist, viel mit anderen Kindern zusammen zu machen." Die siebenjährige Finja, der zehnjährige Lorenz und der achtjährige Julius sind eine Stufe darüber und bereits "Wölfling", aber auch ihnen gefällt am besten die gemeinsam verbrachte Zeit: "Toll war unser Väterlager, da waren wir ein ganzes Wochenende unterwegs", sagt Julius. "Toll war auch das Sommerlager in Kiel", findet Finja. Die elfjährige Amelie und die zehnjährige Sophia von der "Sippe Feuerstein" erinnern sich gerne an die Tour zum Weißen Stein, denn da kamen sie in Anlehnung an die "Familie Feuerstein" zu ihrem Namen.

Der Zusammenhalt wird überall großgeschrieben, auch bei den Pfadfindern Florian (14), Kira (15) und Timo (16). "Das sind keine Freunde, es ist eher wie eine kleine Familie", beschreibt Timo das Besondere innerhalb des Stamms. "Wir erleben hier Sachen, die wir woanders nicht so erleben könnten", bekräftigt Florian. Für "Zitronenfalter" Erik (13) sind es auch die Aktionen, die Spaß machen, egal ob diverse Lager, das Abholen des Friedenslichtes oder der "Thinking Day". Bei diesem gedenken Pfadfinder dem Geburtstag ihres Gründers, Lord Baden-Powell und seiner Frau Olave, und sammeln Geld für den guten Zweck. In diesem Jahr fand die Aktion am Samstag in der Ludbach-Passage in Lobberich statt. Der "Stamm Noah" macht mit vielen Aktionen von sich reden: Ein Highlight der letzten Jahre war 2014 der Eintrag in das "Guinness Buch der Rekorde" für das mit 30,09 Metern weltweit längste Stockbrot. Birgit Pulsher, Mutter von Erik und Finja, erzählt: "Das sind Erlebnisse, die einfach besonders sind. Und für uns Eltern ist es toll, in solche Aktionen einbezogen zu werden. Das ist der Unterschied zu Sportvereinen, bei denen man die Kinder abgibt." Und es würden Dinge geboten, die man sonst nicht gemeinsam erleben könnte. Kirsten Winkels, deren Söhne Timo und Moritz von Anfang an dabei waren, ergänzt: "Es ist schön, zu sehen, wie die Jungs hier reinwachsen und auch langsam erwachsen wurden." Gerade die Fahrten sorgten für Selbstständigkeit.

Von Beginn an dabei ist die Gruppe der "Rover" um Marie, Moritz (beide 18) und Lukas (17). Sie treffen sich einmal die Woche - trotz Schule, Ausbildung oder Job. In der Pubertät sei die Absprungquote durch andere Interessen am größten gewesen. "Aber wir sind in der Gruppe schon ewig zusammen", erzählt Lukas (17). "Wir haben hier Freunde fürs Leben gefunden", bekräftigt Moritz (18).

Das geben sie auch an die nächste Generation weiter: Inzwischen leiten sie die Kleineren an. Die nächste größere Aktion wird der Besuch des Eurocamps des Weltverbandes in England im Sommer sein. Aktuell hat der "Stamm Noah" 93 Mitglieder, davon 75 Kinder und Jugendliche. Für dieses Jahr wurde ein Aufnahmestopp ausgerufen, da die Kapazitäten ausgereizt sind. "Aber das glaube ich noch nicht", sagt Dietmar Hollmann lachend.

(eva)
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