Moers Zur Reformation auf gute Nachbarschaft

Moers · Morgen, am 31. Oktober wird der katholische Pfarrer von St. Josef, Herbert Werth, in der Moerser Stadtkirche im Zeichen der Ökumene im Gottesdienst die Predigt zum Reformationstag halten.

 "Das gute Verhältnis, das Protestanten und Katholiken in Moers miteinander pflegen, ist schon außergewöhnlich", sagt Torsten Maes (unten).

"Das gute Verhältnis, das Protestanten und Katholiken in Moers miteinander pflegen, ist schon außergewöhnlich", sagt Torsten Maes (unten).

Foto: Dieker Klaus

Das Siegel des Kirchenkreises Moers zeigt eine Rose, die von Dornen umgeben ist. Die Rose, die Martin Luther im Wappen führte, ist ein oft verwendetes Symbol der Reformation. "Die Dornen verweisen aber wohl auf die katholischen Gemeinden im Umland von Moers", sagt Pastor Torsten Maes, der am Dienstag, 31. Oktober, ab zehn Uhr durch den Reformationsgottesdienst führen wird.

Moers: Zur Reformation auf gute Nachbarschaft
Foto: Kirchengemeinde

Die Predigt aber hält ein anderer: Dazu haben die vier Pfarrer der Moerser Gemeinde ihren katholischen Kollegen von der Moerser Pfarre St. Josef eingeladen. Eine Geste, die zeigt, dass Katholiken und Protestanten in Moers heute viel mehr miteinander verbindet als voneinander trennt.

Werth hat sich sehr über die Einladung gefreut: "Damit hat die evangelische Kirchengemeinde ein schönes geschwisterliches Zeichen gesetzt." Für ihn ist das Predigen in einem evangelischen Gotteshaus nichts Neues. "Das habe ich auch in Wesel schon einmal getan." Aber er ist sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass die Predigt am 500. Jahrestag des Anschlags der Thesen an die Wittenberger Schlosskirche noch einmal eine andere Hausnummer ist.

"Das gute Verhältnis, das Protestanten und Katholiken in Moers miteinander pflegen, ist schon außergewöhnlich", sagt Maes. Vertreter beider Konfessionen treffen sich regelmäßig. Bei der jüngsten Fronleichnamsprozession in Schwafheim ging ein evangelischer Geistlicher mit. Am großen Reformationsgottesdienst auf der Halde im Frühsommer nahmen ganz selbstverständlich auch katholische Geistliche teil. Der anschließende Pilgerzug (!) führte über die Station St. Martinus in Meerbeck zur Moerser Stadtkirche.

Besonders während der schweren Jahre, in denen die evangelische Kirche in Moers wegen Renovierungsarbeiten geschlossen werden musste, halfen die katholischen Brüder und Schwestern auch ganz praktisch, indem sie die St. Josef-Kirche der evangelischen Gemeinde zur Verfügung stellte.

Moers: Zur Reformation auf gute Nachbarschaft
Foto: Klaus Dieker

Liebgewonnen hat der evangelische Pfarrer Maes eine inzwischen zur Tradition gewordene Geste: Jedes Jahr zu Ostern schenkt die katholische der evangelischen Kirchengemeinde eine Osterkerze, die dann in der Stadtkirche einen ehrenvollen Platz findet.

Wie lange dieses gute Verhältnis bereits andauert, ist schwer zu sagen. Sehr lange kann es noch nicht sein. Als die evangelische Kirchengemeinde Ende des 19. Jahrhunderts einen Beschluss zur Erweiterung der Moerser Stadtkirche fasste, war ihr sehr daran gelegen, dass der Turm höher werde als der der kurz zuvor errichteten St.-Josef-Kirche. Und selbst ein so aufgeklärter Geist wie der evangelische Pfarrer Vowe nahm es seinen Schülern noch in den 60er Jahren übel, wenn sie in Rheinberg "katholischen Karneval" feierten.

Dieses Konkurrenzverhältnis ist heute vergessen, obwohl die katholische Gemeinde in Moers inzwischen fast so viele Mitglieder hat wie die evangelische. Maes führt das auch auf die Persönlichkeiten zurück, die in St. Josef als Pfarrer dienten. "Heinrich Büker, Armin Klaschka und Herbert Werth: Das sind alles fromme und pragmatische Christen, die stark geprägt sind vom Zweiten Vatikanischen Konzil", sagt Maes.

Man könnte auch sagen: vom Geist der Ökumene. So lautet das Thema der Predigt von Herbert Werth am 31. Oktober: "Was wir Katholiken der Reformation zu verdanken haben."

(RP)
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