Moers Zum Anne-Frank-Tag malen Schüler auf dem Pflaster vor der Kirche

Moers · Drei Jahrgangsstufen der Anne-Frank-Gesamtschule erinnern mit ihrer Aktion in der Moerser Innenstadt an das Tagebuch-Jubiläum.

 Maira und Sophie haben Symbole von fünf Religionen mit einem Herzen verbunden.

Maira und Sophie haben Symbole von fünf Religionen mit einem Herzen verbunden.

Foto: Klaus Dieker

Gestern morgen, kurz nach zehn Uhr vor der Moerser Stadtkirche. Dutzende Mädchen und Jungen knien auf dem Pflaster und malen mit Kreide Figuren, Symbole und Buchstaben auf den Stein. Maira und ihre Freundin Sophie (beide 12) haben ein Kreuz, einen Halbmond und einen Davidsstern gemalt,dazu zwei Zeichen, die nicht unmittelbar zu deuten sind. "Das sind die Symbole von Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus", erläutert Maira. In der Mitte ihres Kreidegemäldes ist ein großes Herz als verbindendes Element zu sehen.

 Besucher bestaunen die Werke der jungen Pflastermaler.

Besucher bestaunen die Werke der jungen Pflastermaler.

Foto: Stock

Normalerweise hätten die beiden Siebtklässlerinnen um diese Zeit Unterricht an der Anne-Frank-Gesamtschule in Rheinkamp. Aber an diesem Vormittag gedenken die Schülerinnen und Schüler des Tages an dem die Namenspatronin ihrer Schule, Anne Frank, an ihrem 13. Geburtstag vor 75 Jahren mit dem Schreiben eines Tagebuchs begann, das nach ihrem Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen veröffentlicht und weltberühmt wurde. In Kooperation mit dem Amsterdamer Anne-Frank-Zentrum beteiligen sich 70 Schulen in ganz Deutschland an diesem Gedenktag, Von der Rheinkamper Schule sind drei Klassen der Jahrgangsstufen sechs bis neun dabei.

Auch die Sechstklässler haben schon von dem Mädchen gehört, das sich mit seiner Familie im Hinterhaus eines Gebäudekomplexes an der Amsterdamer Prinsengracht 263 zweieinhalb Jahre lang vor den Nazis versteckte, ehe die Familie verraten, deportier. Anne Frank, ihre Schwester Margot und Mutter Edith wurden im Holocaust ermordet. Nur Vater Otto überlebte die Konzentrationslager.

Enes (11) und seine Freunde haben mit weißer Kreide Strichmännchen vor einem Haus gezeichnet, in dem deutlich eine Treppe. zu sehen ist. Der Kleine hat zwischenzeitlich das Interesse an dem Projekt verloren und versucht lieber, mit seinem Handy eine der Stadttauben vor der Kirche zu filmen. Als er jedoch auf sein Werk angesprochen wird, erklärt er eifrig den Inhalt der Zeichnung: "Das ist die Treppe, die zu Annes Versteck führt, und das sind die Soldaten, die die Familie abholen."

Lehrerin Sandra Punge hat die Kinder im Fach Gesellschaftslehre auf diesen Tag vorbereitet. Sie macht deutlich, dass es ihr bei der Erarbeitung des Stoffes weniger um den historischen Kontext, wie die Geschichte der Besetzung der Niederlande, sondern mehr um aktuelle Bezüge geht. "Bis zu 70 Prozent der Kinder an unserer Schule haben einen Migrationshintergrund", sagt sie. "Da ist Rassismus natürlich ein Thema." Sie berichtet von Fällen, in denen ein Junge wegen seiner Frisur als Nazi beschimpft werde oder kurdische Kinder aufgrund ihrer Herkunft drangsaliert würden. "Randgruppen werden auf der ganzen Welt unterdrückt", sagt Punge. "Deshalb ist es wichtig, für Respekt und Toleranz einzustehen - genbau wie Anne Frank."

(RP)
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