Moers Zirkus Flic Flac nimmt Gestalt an

Moers · Der Friedrich-Ebert-Platz wird für zwei Wochen zur Zirkus-Kleinstadt. Sie wird aus insgesamt 600 Tonnen Equipment zusammengesetzt. Gestern ist das größte mobile Zelt Deutschlands hochgezogen worden. Morgen ist Premiere.

 Die Zeltkuppel ist eingehängt, nun werden die Zeltwände gespannt. Die Stahlanker im Vordergrund stecken 1,80 Meter tief im Boden. Nach dem Gastspiel richtet Flic Flac den Platz wieder her.

Die Zeltkuppel ist eingehängt, nun werden die Zeltwände gespannt. Die Stahlanker im Vordergrund stecken 1,80 Meter tief im Boden. Nach dem Gastspiel richtet Flic Flac den Platz wieder her.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der Friedrich-Ebert-Platz am Mittwochmorgen, das ist ein Wirrwarr von Wohnwagen, Containern, Versorgungsleitungen, Material schleppenden Frontladern, voll beladenen Sattelschleppern, Seilen, Masten, Stahlrohren. Und dann ist da ein Schwarm von Männern, die mit großer Selbstverständlichkeit durch das Chaos hin- und hereilen. Die Truppe baut den Zirkus Flic Flac auf. Freitag Abend ist Premiere. Der Abbau am vorherigen Spielort Herne hat gedauert. Regen hatte den dortigen Platz in Morast verwandelt. "Wir sind total abgesoffen", sagt Flic-Flac-Pressesprecher Rudi Bauer.

Zum Glück ist der Friedrich-Ebert-Platz in Moers gepflastert. Hier steht die Arbeiterkolonne vor anderen Problemen: Der Platz ist so klein, dass die Zirkusstadt enger als sonst gestellt werden muss. Außerdem gilt es, die Neigung eines Regenabflusses auszugleichen. Die Rinne verläuft genau dort, wo demnächst Motocross-Artisten Anlauf nehmen, um mit ihren Maschinen spektakulär durch die Zirkuskuppel zu fliegen. Eine der ganz großen Attraktionen von Flic Flac.

Vier Tage dauert der Aufbau normalerweise. Schon am Karsamstag hat ein "Vorkommando" die vier Hauptmasten aufgestellt, an denen nun die Zeltkuppel mithilfe von vier Motoren bis auf 16,5 Meter Höhe schwebt. Dann geht es ans Spannen von 3000 Quadratmetern PVC-Folie. Befestigt werden die Spannseile an 800 Stahlankern, die 1,80 Meter tief in den Boden gerammt wurden. "Es ist das größte mobile Zelt in Deutschland", sagt Rudi Bauer. Ein Unternehmen aus Rumänien stellt es für Flic Flac auf. Kräfte aus Deutschland seien für den Job nicht zu kriegen. "Spätestens beim ersten Regen sind die weg." Aus einigen Hunderttausend Teilen puzzeln die Männer unter der Regie von Betriebsleiter Uwe Struck den Zirkus zusammen. Allein die Tribüne mit 1400 Plätzen umfasst 10.000 Elemente. Steht das Zelt, geht's an den Aufbau der Bühne und die Installation der eine Million Euro teuren Licht- und Soundanlage.

Seit 27 Jahren ist Flic Flac auf Achse. "Es ist ein Unterhaltungsimperium", sagt Bauer. In der der Weihnachtszeit wurde an sechs Standorten gleichzeitig gespielt. "Allein das Weihnachtsprogramm haben 350.000 Zuschauer gesehen." Das normale Tourneeprogramm bestreitet der Zirkus mit zwei Zelten, die wechselweise aufgebaut werden können. 14 Zugmaschinen bringen 600 Tonnen Equipment von Ort zu Ort, 60 Privat-Pkw folgen dem Tross. Schon jetzt steht ein Teil des Materials am nächsten Spielort Koblenz.

103 Menschen aus 13 Nationen zählt die Zirkus-Crew in Moers - Bühnen, Sound- und Lichtanlagentechniker, Verwaltungsfachleute sowie Artisten. Die Stars der Manege haben derzeit ein paar Tage frei. Viele besuchten ihre Familien im Ausland, sagt Bauer. Und wie sieht es mit Training aus? In einem Moerser Fitnessstudio dürfen sich die Artisten körperlich ertüchtigen. An ihren Nummern müssten sie nicht mehr feilen. "Wenn wir Leute engagieren würden, die noch üben müssen, hätten wir was falsch gemacht."

(RP)
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