Der Bruchweg im Gewerbegebiet in Birten glich am frühen Samstagabend einem Absperrbezirk. Zahlreiche Einsatzwagen der Polizei standen parat. Bewaffnete Polizisten patrouillierten am Straßenrand und bauten zwei Kontrollstationen auf. Diese wurden bis 21 Uhr von 68 Rockern passiert. Insgesamt wurden an diesem Abend 116 Rocker und 63 Autos und Motorräder inspiziert. "Wir wollen ganz genau wissen, wer hier an der Feier in Xanten teilnimmt", sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage unserer Redaktion.

Grund für den Großeinsatz der Polizei unter Leitung von Polizeioberrat Dietmar Leyendecker war der Motorradclub (MC) Harter Kern Xanten. Dieser hatte sich jüngst dem Bandidos Motorcycle Club (BMC) angeschlossen. In der Rockersprache heißt das Patch-over. Und so lud der BMC Xanten, der noch eine Ortsgruppe auf Probe ist, ein Probationary Chapter, zu einer sogenannten Patch-Party. "Wir laden Euch ein, mit uns gemeinsam eine fette Party zu feiern! Beginn ab 19 Uhr. Spießbraten und kühle Getränke erwarten Euch", so stand es auf der öffentlich einsehbaren Facebook-Seite des BMC Xanten. Am Freitag zugesagt hatten bereits die Escuderos Bottrop. Ein MC, der den Bandidos ebenfalls nahe steht. Leyendecker: "Wir unterscheiden sehr wohl zwischen neutralen Motorradclubs, deren Motivation die Freundschaft und Liebe zum Motorradfahren ist, und Angehörigen von sogenannten Outlawmotorcyclegangs, wie den Bandidos oder Hells Angels, die wir der organisierten Kriminalität zurechnen. Ziel des Einsatzes ist es daher, den Rockern dieser OMCG's an offensichtlichen Kontrollstellen mit starker Präsenz zu zeigen, dass sie in Xanten nicht willkommen sind." Es ist nicht die erste Großoffensive der Polizei in Xanten. Vor fast genau einem Jahr kontrollierte schon einmal eine Hundertschaft den Rockerclub in Birten. Damals wurden 168 Rocker und 84 Fahrzeuge kontrolliert. Damals war der Harte Kern Xanten allerdings "nur" im Dunstkreis der Bandidos aktiv. Mit dem jetzigen Übertritt gibt es, so die Polizei, den ersten Bandido-Chapter im Kreis Wesel. "Wir beobachten die Szene ganz genau und dulden keine rechtsfreien Räume", sagte die Polizeisprecherin. Sie warnte: "Wer mit dem Rockerclub partizipiert, muss auch irgendwann damit rechnen, dass dieser Forderungen stellt. Auch wenn man Familienvater ist und zwei Kinder hat." Und auch wenn der Großeinsatz am Samstag zu großen Teilen friedlich ablief, stellten die Beamten vier Verstöße gegen das Waffengesetz fest, darüber hinaus einen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Weiterhin stellten sie in fünf Fällen gefährliche Gegenstände sicher. Ein Rocker hatte einen Haftbefehl und einer war unter dem Einfluss alkoholischer Getränke gefahren. Zudem stellten die Polizisten neun Ordnungswidrigkeiten fest. Einen Anreisenden traf es besonders bitter. Da er seinen Auspuff nicht eingetragen hatte, musste er sein Motorrad schieben.