Moers Witziger Wettstreit um das Schwarze Schaf

Moers · Die dritte Vorrunde des Kabarett-Preises ist gelaufen. Das Moerser Publikum war Jury im ausverkauften Kammermusiksaal des Martinstifts. Salim Samatou wurde Punktsieger.

 Poetry-Slammer Nektarios Vlachopoulus brachte Themen wie Massentierhaltung, Terrorismus und Unsicherheit zur Sprache.

Poetry-Slammer Nektarios Vlachopoulus brachte Themen wie Massentierhaltung, Terrorismus und Unsicherheit zur Sprache.

Foto: Norbert Prümen

Den dritten Aufschlag des Kabarett-Preises "Das Schwarze Schaf" erlebte jetzt die Grafenstadt. Der Kammermusiksaal vom Martinstift bot sechs Bewerbern die richtige Bühne. Zwölf Nominierte aus allen Ecken Deutschlands bewerben sich um diese Auszeichnung. Nach acht Vorrunden wird der Gewinner feststehen.

"Das Schwarze Schaf" ebnet als Auszeichnung manche Karriere. An den Start gingen in Moers Konstantin Korovin, Nektarios Vlachopoulos, Paul Weigl, Salim Samatou, Artem Zolotarov und Berhane Berhane. Locker leicht führte der Kölner Kabarettist Christoph Brüske durch das Programm, erläuterte dem Publikum das Prinzip der Basisdemokratie im Rahmen ihrer Stimmabgabe. Brükse lieferte zwischen den Anmoderationen selber zusätzlich Kabarett, interpretierte nach Gender-Merkmalen die deutsche Nationalhymne neu und nordete die Berliner Groko ein. Mehr als 90 Bewerber lagen der Jury vor, zwölf haben es in das Vorrundenspektakel geschafft. Weiteres Teilnahmekriterium für den Bühnennachwuchs: nicht mehr als fünf Jahre Bühnentätigkeit. 15 Minuten Zeit hatten sie, um das Publikum zu überzeugen.

Die Frage nach Kabarett oder Comedy hatte Brüske im Vorfeld bereits geklärt. Kabarettisten treten wegen des Geldes auf, Comedians wegen dem Geld. Mit Ausnahme von Paul Weigl, Bayer in Berlin, brachten die anderen Künstler Migrationshintergrund mit. Rastafari Konstantin Korovin machte mit "kreativem Output" den Anfang. Poetry-Slammer Nektarios Vlachopoulus brachte Themen wie Massentierhaltung, Terrorismus und Unsicherheit zur Sprache. Mit Schnelligkeit und präzisen Formulierungen punktete der ehemalige Deutschlehrer.

Paul Weigl, der Bayer in Berlin, sorgte für Lacher. Gestik, Mimik und Stimm-Imitationen passten. Als Antrag stellender Vater nahm er deutsche Bürokratie auf die Schüppe. Witzig und nachvollziehbar, welche Höhen und Tiefen sich in einem Berliner Amt beim Antrag auf Erziehungsgeld ereignen. Die Bestellung in einem Fastfood-Restaurant bei Servicekräften mit der "Aufmerksamkeitsspanne eines Guppys" ist auch nicht ohne. Salim Samatou, Inder mit marokkanischer Heimat, ist dagegen von ganz anderem Kaliber. Schnelle Pointen, Ironie und seine Begegnungen mit indischen und deutschen Comics brachten das Publikum zum Lachen.

Brüske kündigte Artem Zolotarov als einen Künstler an, der keine Oberflächlichkeiten kennt. Tiefgründig waren daher die drei Gedichtbeiträge. Lachen pur gab es bei dem singenden Berhane Berhane. Als Sechsjähriger kam er aus Äthiopien und wuchs in Heidelberg auf. Er ist der Quotenmann bei Ausweiskontrollen oder auf dem Flughafen, wo Beamte ihm gegenüber gleich in die rudimentäre deutsche Sprache verfallen. Humorvoll seine Erfahrung mit Comedy für Gehörlose, die er tatsächlich in Ingolstadt machte. Ein gelungener, aber nicht ernst gemeinter Gag auch in Moers mit einer Persiflage auf die Gebärdensprache. Dabei interpretierte er den Text von Helene Fischers "Atemlos" neu. Zum Schluss hatte das Publikum das Sagen. Salim Samatou (50 Stimmen) belegte den ersten Platz, wie in Krefeld auch. Berhane Berhane bekam 32 Stimmen. Artem Zolotarov 31.

In Emmerich räumte am vergangenen Dienstag Paul Weigl ab. Am Donnerstag, 22. März, folgt im Martinstift die nächste Runde um den renommierten Kabarettpreis "Das Schwarze Schaf".

(sabi)
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