Moers "Win - win": Erfolgreiche Jobsuche trotz Behinderungen

Moers · Theodor Voigt ist 54, gelernter Industriekaufmann, in den vergangenen beiden Jahren aber arbeitslos gewesen. Das Gerede von Kollegen habe ihn aus seiner letzten Stelle vertrieben, erzählt er. "Bei Mobbing fühle ich mich nicht so gut." Dass Vogt sich nun erneut für eine Stelle bewirbt und sich gute Chancen ausrechnet, sie zu bekommen, verdankt er der Teilnahme an "win - win". Die Abkürzung steht für "Weseler Inklusions-Initiative - Wir integrieren nachhaltig" und bezeichnet ein Projekt dessen Partner das Jobcenter, die Arbeitsagentur, die Akademie Klausenhof, die Grafschafter Diakonie, der Caritas-Verband Moers-Xanten und die Dekanate Dinslaken und Wesel sind. Ziel: schwerbehinderte Menschen in Arbeit zu bringen.

 Theodor Voigt im Gespräch mit Inklusionscoach Ulla Ostermann von der Grafschafter Diakonie.

Theodor Voigt im Gespräch mit Inklusionscoach Ulla Ostermann von der Grafschafter Diakonie.

Foto: KLaus Dieker

150 Betroffene im Alter zwischen 20 und 62 machen bisher bei "win - win" mit, darunter Rollstuhlfahrer, lernbehinderte Menschen, aber auch Akademiker, die unter psychischen Behinderungen leiden. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit insgesamt 1,8 Millionen Euro gefördert. 26 Menschen konnten bereits in Arbeit vermittelt werden, sagte gestern Günter Holzum vom Jobcenter Kreis Wesel.

Herzstück des Projekts ist eine intensive Begleitung der Erwerbslosen durch sogenannte Inklusionscoaches, in Moers übernehmen dies Mitarbeiterinnen der Grafschafter Diakonie. Die Coaches helfen zum Beispiel bei der Erstellung von Bewerbungen, geben Kleidungstipps, weisen auf Stellenausschreibungen hin. Im Rahmen einer "Kompetenzermittlungswoche" unterziehen sich die Teilnehmer verschiedenen Tests. Dabei geht es zum Beispiel um ihre Deutsch- oder Mathematikkentnisse, aber auch um soziale Kompetenzen. Die Inklusionscoaches knüpfen darüber hinaus Kontakte zu Arbeitgebern und stehen für diese als Ansprechpartner bereit, falls sich nach der Einstellung eines Teilnehmers Probleme ergeben sollten.

Bei der Frage der beruflichen Integration entscheide sich, ob die Inklusion - die Eingliederung behinderter Menschen in die Gesellschaft - wirklich klappe, sagte gestern Rainer Tyrakowski-Freese, Geschäftführer der Grafschafter Diakonie. Sie stelle seit Jahren ausschließlich schwerbehinderte Auszubildende ein. "Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht." Bei vielen Arbeitgebern gebe es Vorbehalte, schwerbehinderte Menschen einzustellen, sagte Projektleiter Gerburg Dicks (Jobcenter Kreis Wesel). Im Rahmen von "win - win" wurde deshalb ein Inklusionsbeirat mit Vertretern aus Handel und Handwerk gebildet. Sie arbeiten daran, Vorurteile bei Arbeitgebern abzubauen.

(RP)
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