Rheurdt Wie das Bad offen bleiben kann

Rheurdt · Ohne Hallenbad verliert Rheurdt Lebensqualität – davon sind die Schwimmfreunde überzeugt. Sie hoffen, dass die Politik das Konzept einer Vereinsträgerschaft unterstützt. In Alpen sei das gleiche Modell seit 16 Jahren ein Erfolg.

Wenn Jürgen Lehoff über das Thema Hallenbad spricht, ist ihm ein Punkt besonders wichtig: "Es geht nicht darum, einen Konflikt zu konstruieren." Der 66-Jährige ist einer von mittlerweile 628 Mitgliedern der Schwimmfreunde Rheurdt. Ziel des frisch gegründeten Vereins ist, das von Schließung bedrohte Hallenbad in eigener Trägerschaft weiterzuführen. Im Hauptausschuss am Montag wird eine Entscheidung über diesen Plan fallen (die RP berichtete).

Es geht nicht um Nostalgie

Sind es nur Sentimentalitäten, die Lehoff und andere Bürger umtreiben? Das Bedauern, ein lang gewohntes Stück Rheurdt zu verlieren? "Nein, es gibt ganz konkrete Gründe", sagt Lehoff. Er ist überzeugt, dass die Gemeinde (und auch ihre Nachbarkommunen) an Lebensqualität verlieren werden, wenn das Bad schließt.

Lehoff legt den aktuellen Belegungsplan vor. Schüler aus Rheurdt, Wachtendonk und Aldekerk haben hier Schwimmsport, die DLRG-Abteilungen Rheurdt und Kerken nutzen das Bad ebenfalls. Das Freizeitbad in Neukirchen-Vluyn sei ausgelastet, teilweise kämen Schwimmer von dort nach Rheurdt. Laut den Zahlen der Gemeinde Rheurdt sind die Besucherzahlen im vergangenen Jahr gestiegen: Kamen 2009 zum Schwimmen 45 576 Menschen, waren es 2010 bereits 49 346.

Andererseits kostet der aktuelle Betrieb des Bades die Gemeinde im Jahr 290 000 Euro. Das ist viel Geld, und die Finanzen von Rheurdt sind nicht glänzend. Jürgen Lehoff weiß das auch. Aber aus seiner Sicht vergibt sich die Gemeinde nichts, wenn sie den Verein ans Ruder lässt. Wenn das Bad schließt, müssen die Schüler aus Rheurdt zum Schulschwimmen nach Kamp-Lintfort gefahren werden.

Wie Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen jüngst vorrechnete, kosten die Fahrtkosten die Gemeinde im Jahr rund 30 000 Euro. Wenn die Schwimmfreunde das Bad übernehmen, erklärt Jürgen Lehoff, würde der Zuschuss der Gemeinde dauerhaft rund 40 000 Euro betragen.

Also recht ähnliche Summen, aber mit der einen lasse sich das Hallenbad erhalten. Dass die Bürger von Rheurdt dies wollen, hätten die Proteste und das rapide Mitgliederwachstum der Schwimmfreunde bewiesen, meint er. "Unser Konzept ist tragfähig. Wir haben uns am Bad in Alpen orientiert, das seit 16 Jahren erfolgreich von einem Verein getragen wird." Warum solle dies in Rheurdt nicht möglich sein?

Inzwischen können sich die Schwimmfreunde über eine weitere gute Nachricht freuen: Die Sparkasse Krefeld wäre bereit, sich mit einer Zuwendung an dem Konzept zu beteiligen – die Höhe der Summe ist allerdings noch vertraulich.

(RP)
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