Teddy-Krankenhaus Wenn das Plüschtier eine wehe Pfote hat

Moers · Rund 1000 Kinder haben an drei Tagen das "Teddy-Krankenhaus" besucht. Dort sahen sie zu, wie ihre Stofftiere "verarztet" wurden. Ein Projekt, das den Kleinen die Angst vor dem Krankenhaus nimmt.

 Pflegeschülerinnen Sharleen Schepetzki (li.) und Naomi Bogaczyk versorgen das Stofftier von Cathy Köhls im OP-Saal der Teddyklinik am Bethanien.

Pflegeschülerinnen Sharleen Schepetzki (li.) und Naomi Bogaczyk versorgen das Stofftier von Cathy Köhls im OP-Saal der Teddyklinik am Bethanien.

Foto: mkoo

Sophia (3) steigt mit ihrer Mutter in den Rettungswagen der Moerser Feuerwehr. Im Arm hat sie ihr rosa Plüschäffchen "Glubschina". Zunächst noch etwas eingeschüchtert von den vielen Geräten, fasst sie schnell Vertrauen, als Rettungssanitäter Alfred Mock sie freundlich begrüßt und bittet, den kleinen Patienten auf die Liege zu legen. Im Gespräch mit der Affenmutter stellt sich schnell heraus: Der kleine Racker hat wohl eine Fliege verschluckt. Nachdem er abgehorcht wurde, bekommt der Patient sicherheitshalber etwas "Zauberluft". Als das Stofftier das durchsichtige Mundstück vor das Schnäuzchen gehalten bekommt, atmet Sophia mit ihm zusammen tief ein und mit einem langen "Ah!" wieder aus. "Das tut ihm gut. Jetzt fühlt er sich schon viel besser und hat keine Schmerzen mehr", erklärt Mock der besorgten Sophia.

Emilia (5) kommt mit dem kleinen Hasen Lea. Auf dem Anamnesebogen, den sie an der Gipsstation vorzeigt, kann die Krankenschwester alle Daten ablesen. Schmerzende Pfote, wahrscheinlich gebrochen. Vom Klettergerüst gefallen. "Der Hase ist sehr unvorsichtig. Ein richtiger Draufgänger", sagt Emilias Papa augenzwinkernd. Glücklicherweise ist Emilia selbst so etwas noch nie passiert. Aber wenn, dann weiß sie jetzt schon in etwa, was sie dann erwartet. Und dass im Krankenhaus alle sehr nett und fürsorglich sind. Das Häschen bekommt einen Gips. Emilia wählt einen blauen. Anschließend wird sie mit dem Rezept noch zur Apotheke geschickt und darf ein Schmerzmittel abholen.

In der Zeltstadt im Park hinter dem Krankenhaus finden sich alle Stationen, die bei einem echten Notfall auch zum Einsatz kommen würden. Von der Aufnahme über die Erstuntersuchung, das Röntgen, Nähen oder Eingipsen ist alles originalgetreu aufgebaut. Die helfenden Geister sind an ihren weißen Kitteln zu erkennen. Sogar das "sozialpädiatrische Zentrum" ist mit einem EEG-Gerät und einem Entspannungsraum vor Ort. Daneben können sich Groß und Klein mit Kuchen stärken, der von den Mitarbeitern gespendet wurde.

"Das Teddykrankenhaus ist seit 12 Jahren ein Gemeinschaftsprojekt, an dem insgesamt rund 50 Menschen aktiv beteiligt sind", erklärt Sabine Robakowski, die als Pflegedienstleitung der Kinderklinik das Ganze organisiert. Neben 30 Krankenpflegeschülern ist ein weiterer fester Kern von 10 Mitarbeitern von Anfang an dabei. Dazu kommen Mitarbeiter der AOK, der Adler-Apotheke und der Moerser Feuerwehr. Auch die Gastrofirma Aberfeld unterstützt die Aktion mit dem Verkauf von Popcorn zugunsten des Krankenhauses und hat in diesem Jahr sogar einen richtig luxuriösen Toilettenwagen organisiert. Fotografin Bettina Engel-Albustin bietet in einem weiteren Zelt eine Fotoaktion an.

"Das Interesse ist ungebrochen groß", sagt Robakowski begeistert. Donnerstag und Freitag haben Kinder aus 40 Kindergärten das Teddy-Krankenhaus besucht. Am Samstag, dem Familientag, war bereits vor Einlass um 10 Uhr eine lange Schlange am Eingang. Trotz des Schauerwetters waren es an allen drei Tagen wieder rund 1000 Kinder, die dieses Angebot genutzt haben. "Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie ernsthaft die Kinder bei der Sache sind", sagt Kinderkrankenschwester Andrea Otten.

(rauh)
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