Moers Wein-Schatzkammer am Niederrhein

Moers · Julia Bührmann und Christian Nesbeda öffnen die Türe zu den edelsten Weinen des Familienunternehmens.

Moers: Wein-Schatzkammer am Niederrhein
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Ganz hinten im Verkaufsraum des Weinhandelshauses Bührmann verwehrt eine gläserne Schiebetür den Kunden den Zugang zu den dahinter liegenden Regalen. Hierhin dürfen Kunden nur in Begleitung eines Mitarbeiters, denn hinter der Tür befindet sich die Schatzkammer des Unternehmens: ein temperierter Raum mit edlen und edelsten Gewächsen - überwiegend aus dem Bordeaux. Hier liegt mehr als ein Jahrhundert Weingeschichte: Château Mouton Rothschild, Chateau Lafite, Chateau d'Yquem. Weine, die viele Normalsterbliche nur aus Erzählungen kennen warten hier auf Käufer, die bereit sind eine vierstellige Summe pro Flasche auszugeben.

Die Schatzkammer ist das Aushängeschild des größten Inhaber geführten Weinhauses in Nordrhein-Westfalen und des zweitgrößten bundesweit. "Mehr als 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit der Gastronomie - von der holländischen bis zur Schweizer Grenze, erklärt Julia Bührmann. Die 31-Jährige ist die Urenkelin des Firmengründers Wilhelm Bührmann, der die Firma im Jahr 1927 in Duisburg-Beeck gegründet hatte. Die junge Mutter ist zwischen den Hochregallagern des Unternehmens großgeworden. Wie ihr Ehemann Christian Nesbeda (34) hat sie sowohl ein Studium der Betriebswirtschaft wie eine Sommeliersausbildung absolviert. Auch der jüngste Spross der Familie besucht fast täglich das Unternehmen Töchterchen Helena (14 Monate) spielt im Büro von Papa und Mama.

Bührmann ist ein Familienunternehmen geblieben, aber eines von respektabler Größe. Neben der Moerser Niederlassung, in der auch der Einzelverkauf an den Endkunden stattfindet, gibt es noch eine Niederlassung in der Pfalz.

Im Moerser Geschäft kann der Kunde zwischen 200 Sorten Gin und 250 Sorten Whisky wählen. Im Mittelpunkt steht aber nach wie vor der Wein mit 3500 verschiedenen Positionen. "Jeden Wein, den wir bei uns im Angebot haben, haben wir schon einmal probiert", sagt Julia Bührmann. Zudem gibt es sogar seit zwei Jahren eine eigene Weinlinie, die ein befreundeter Winzer in der Pfalz abfüllt mit Namen Wilhelm B., benannt nach dem Gründer des Unternehmens, Wilhelm Bührmann.

Auch wenn Bührmann heute nicht mehr selbst Weine abfüllt, ist die Nähe zu den Winzern geblieben. Die zu den deutschen sowieso, aber auch nach Südamerika oder Südafrika haben die Bührmanns ihre geschäftlichen Kontakte durch persönliche Besuche auf den Weingütern vertieft. So kann man im Geschäft einen wunderbaren argentinischen Malbec für unter 20 Euro entdecken, der einem Spitzen-Bordeaux ebenbürtig ist.

Gerade dort, aber auch im Burgund hat es seit den 90er-Jahren durch das Auftreten von Käufern aus Russland und China eine Preisexplosion gegeben, die es vielen Weinfreunden unmöglich macht, die dortigen Spitzengewächse kennen- und genießen zu lernen. Auch bei Bührmanns kommt ein großer Bordeaux nur zu ganz besonderen Anlässen auf den Tisch. Julia Bührmann etwa greift gerne zu einem italienischen Sangiovese oder einem Amarone.

Trotzdem hängt das Herz der Bührmanns an ihrer Schatzkammer, die vor Jahren einmal von Einbrechern heimgesucht wurde. Die Täter hatten ein Loch in die Wand gestemmt und waren mit Weinen im Wert von über 200.000 Euro verschwunden.

Dabei ließen sie auf dem Hof eine Kiste Ducru-Beaucaillou zurück. Julia Bührmann: "Das hat mein Vater den Dieben persönlich übel genommen. Denn der Ducru war sein Lieblingswein."

(RP)
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