Moers Vom Zauber des altitalienischen Geigenklangs

Moers · Der Moerser Björn Philippe Thöne baut Geigen. In seinem Studio befasst er sich auch mit Akustikforschung.

 Björn Philippe Thöne arbeitete nach seinem Studium zunächst in der Akustikforschung, dann sattelte er um und lernte Geigenbauer.

Björn Philippe Thöne arbeitete nach seinem Studium zunächst in der Akustikforschung, dann sattelte er um und lernte Geigenbauer.

Foto: kdi

Unzählige Legenden ranken sich um den Zauber des altitalienischen Geigenklangs. Vor allem die Instrumente des Meisters Antonio Stradivari verkörperten von jeher die pure Schönheit des Geigentons und stehen für ein Klangideal, dessen Geheimnis viele zu ergründen suchten. Auch Björn Philippe Thöne hat sich dieser Aufgabe verpflichtet. Schon als Kind fühlte sich der gebürtige Moerser, der in einem musikalischen Elternhaus aufwuchs, zur Welt der Klänge hingezogen. Mit sieben Jahren begann er Klavier zu spielen, mit 14 gründete er die Schulband Kumite und fing an, sich mit Aufnahmetechnik und Klangoptimierung zu beschäftigen.

"Das hat mich immer fasziniert", erinnert sich der 38-Jährige. Nach dem Abitur dachte Thöne eine Zeit lang über ein Musikstudium nach, was ihm aber letztlich "zu riskant" erschien. Er entschied sich für Studien der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften und machte sich nach erfolgreichem Abschluss im Bereich der Akustikforschung und elektromagnetischen Verträglichkeit in der Handyentwicklung selbstständig. Seine Firma BPT Consulting florierte, und eigentlich schien alles nach Wunsch zu laufen. Doch irgendwann merkte Thöne, dass "ihm die Musik fehlte". Ein Bericht über Geigenbau, den er 2007 in die Finger bekam, ließ in ihm die Idee reifen, sich mit Geigenbau zu befassen. Er las alles, was er über Geigenbau und Geigenklang auftreiben konnte, sammelte Hunderte von Seiten handschriftlicher Notizen und fing an, selbst Geige zu spielen. Der Mythos des altitalienischen Klangs hatte es Thöne besonders angetan. Von Anfang an war ihm klar, dass er mit historischer Recherche nur bis zu einem bestimmten Punkt kommen würde, für seine akustischen Untersuchungen brauchte er die Unterstützung eines Geigenbauers. Dank seiner Hartnäckigkeit fand Thöne Mentoren, die ihn unterstützen, seine Experimente aber nur bedingt mitmachen konnten. Von seiner Leidenschaft angespornt fasste er schließlich den Entschluss, selbst Geigenbauer zu werden und absolvierte von 2013 bis 2015 in Mittenwald, dem Mekka des deutschen Geigenbaus, eine Ausbildung, die er heute "in guter Erinnerung" hat. 2015 wurde er "freigesprochen".

Mit dem Gesellenbrief in der Tasche richtete Thöne, der sich als Geigenbauer mit seinem zweiten Vornamen Philippe nennt, um Verwechslungen zwischen seinen beiden Firmen zu vermeiden, in der Karl-Hoffmeister-Straße ein Studio für Geigenbau und Akustikforschung ein. "In arte et scientia solutio", lautet sein Wahlspruch: In Kunst und Wissenschaft liegt die Lösung. Die kompromisslose Auswahl von Holz, Bautechnik und wissenschaftlichen Methoden in Verbindung mit traditioneller Handwerkskunst lässt Instrumente auf höchstem Niveau entstehen.

In 250 bis 500 Stunden, je nach Gattung, baut Thöne jährlich eine Handvoll Instrumente nach Kundenwunsch in Anlehnung an besondere Modelle oder nach historischem Vorbild alter Meister und dabei den Ansprüchen an die heutige Aufführungspraxis gerecht werdend. Schon die ersten Exemplare waren so überzeugend, dass der Moerser Geigenbauer inzwischen eine Warteliste für die Fertigung führt. Und hat er das Geheimnis des altitalienischen Klangs inzwischen ergründet? Philippe Thöne zögert kurz: "Ich kann eine Geige bauen", erklärt er dann überzeugt, "die ein Spektrum erzeugt, das man nicht von einer altitalienischen Geige unterscheiden kann. Aber ein bisschen Geheimnis bleibt immer." Mehr über das Moerser Geigenbaustudio unter www.violinmaking.biz.

(prs)
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