Moers Vom Pütt-Malocher zur Werbe-Ikone

Moers · Siegfried Bork arbeitete einst unter Tage. Heute ist er in leitender Position und Protagonist mehrerer Fernsehspots.

 Siegfried Bork ist bekannt aus der Fernseh-Werbung. Die Rheinische Post hat ihn in der Moerser Carglass-Zentrale bei der Arbeit besucht.

Siegfried Bork ist bekannt aus der Fernseh-Werbung. Die Rheinische Post hat ihn in der Moerser Carglass-Zentrale bei der Arbeit besucht.

Foto: Kilian Treß

Diese Geschichte von Siegfried Bork ist vergleichbar mit der des "American Dreams": vom Tellerwäscher zum Millionär. Bork ist heute nicht nur bei der Firma Carglass in leitender Position tätig, er ist zeitgleich das Gesicht von gleich drei Werbesports des Unternehmens und flimmert dadurch über Millionen Bildschirme durch die Wohnzimmer Deutschlands. "Immer wieder werde ich gefragt: ,Waren Sie das gestern im Fernsehen?'", sagt Bork. Und er antwortet mit breiter Brust: "Ja. Das bin ich."

Zuvor musste der in Repelen wohnende 58-Jährige jedoch ein tiefes Tal durchschreiten. Siggi, wie ihn Kollegen und Kumpels nennen, malochte zuerst auf Rheinpreußen, wartete als gelernter Unter-Tage-Schlosser die Bandanlagen und sorgte dort über Jahre für einen reibungslosen Betrieb in den Schächten. Nach der Schließung von Rheinpreußen wurde der gebürtige Moerser nach Pattberg versetzt. Als aber auch diese Zeche Anfang der 1990er Jahre dicht machte, saß Siggi wie hunderte weiterer seiner Leidensgenossen auf der Straße. Kein Job? Für einen Malocher wie Siggi? "Undenkbar war das", sagt er. "Ich werde schon bekloppt, wenn ich drei Wochen Urlaub habe."

Trotzdem folgten 16 Jahre Arbeitslosigkeit. Eine bittere Zeit. "Ich habe täglich Zeitungsannouncen gelesen, überall angerufen und kleine Aushilfsjobs angenommen. Nur um zuhause rauszukommen", sagt Siggi, der froh ist, dass ihn in der Leidenszeit seine Frau immer unterstützt hat. Er leerte mal Briefkästen, setzte sich in Callcenter, jobbte mal für Bofrost. Aber alles nichts Festes. Immer wenn es um eine Festanstellung ging, kam die Absage. Siggi merkte: "Ich bin zu alt, mich will keiner mehr haben." Ein Gefühl, das zermürben kann.

Das ging so bis 2002. Dann bewarb sich Siggi bei seinem heutigen Arbeitgeber - ebenfalls als Aushilfe. Er lernte, Pkw-Scheiben zu reparieren und zu wechseln. "Ich habe mich im ersten Jahr eingearbeitet und mir schon bald Hoffnung auf eine feste Stelle gemacht", sagt Siggi. Als dann plötzlich am Standort Moers eine Stelle frei wurde, bewarb er sich und bekam den Zuschlag. "Ich habe die größte Chance meines Lebens genutzt", sagt er rückblickend. Er verdiente fortan nicht nur wieder festes, eigenes Geld als Monteur, in den nächsten fünf Jahren qualifizierte er sich auch für höhere Aufgaben, wurde Leitender Serviceleiter und betreut heute im Normalfall Filialen zwischen Krefeld und Rheine. Und bekommt sogar einen Firmenwagen gestellt. "Wenn ich morgen in Berlin gebraucht werde, bin ich morgen da", sagt Bork. 25.000 Kilometer im Jahr sei er unterwegs.

Und dann sind da noch diese Werbespots. 25 Sekunden lang ist der jüngste, die anderen zwischen 45 und 60. An den ersten Spot erinnert sich Siggi heute noch wie am ersten Tag: Zur ersten Ausstrahlung setzte er seinen ahnungslosen Sohn - damals neun, heute 22 Jahre alt - vor den Fernseher. "Dann hörte er: ,Hallo, ich bin Siegfried Bork...' und schaute mir verdutzt in die Augen. "Papa, da bist du im Fernsehen", sagte freute sich der Sohn. Und Papa war stolz.

(RP)
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