Rheurdt/Xanten Volksfrömmigkeit in 130 Gegenständen

Rheurdt/Xanten · Die Ausstellung "Fromme Sachen" im Xantener Stiftsmuseum zeigt Devotionalien vom Niederrhein. Dazu zählen auch die "Arma Christi" aus Rheurdt, die bis 1956 Bestandteil der Fronleichnamsprozessionen waren.

 Die "Arma Christi" aus Rheurdt sind nach Jahrzehnten wieder öffentlich zu sehen, im Stiftsmuseum in Xanten. Von links: Museumsleiterin Elisabeth Maas, Stephan Kube, Claudia Kressin und Maren Rombold.

Die "Arma Christi" aus Rheurdt sind nach Jahrzehnten wieder öffentlich zu sehen, im Stiftsmuseum in Xanten. Von links: Museumsleiterin Elisabeth Maas, Stephan Kube, Claudia Kressin und Maren Rombold.

Foto: Armin Fischer

Erinnerungen an Fronleichnamsprozessionen vor 60 Jahren können ältere Bürger von Rheurdt auffrischen, wenn sie die aktuelle Ausstellung "Fromme Sachen" in Xanten besuchen. Dort, im Stiftsmuseum, werden noch bis zum 28. März die verschiedensten religiösen Kultgegenstände vom Niederrhein gezeigt.

Und dazu gehören auch interessante Ausstellungsstücke aus Rheurdt, die "Arma Christi". Das ist lateinisch und bedeutet "Waffen Christi". So bezeichnet die katholische Kirche die Gegenstände der Passion wie Geißel, Rute, Dornenkrone. Im Jahr 1910 ließ eine Lehrerin aus Rheurdt, ein "Fräulein Hegger" diese Stücke anfertigen, und fortan wurden sie bei der Fronleichnamsprozession im Ort von den Schülern getragen, bis ins Jahr 1956.

Maria Cöhnen, die ehemalige Leiterin der Rheurdter Grundschule, hat dafür gesorgt, dass dieses Beispiel für Volksfrömmigkeit erhalten geblieben ist und nun in Xanten wieder bewundert werden kann. Das Museum hatte vor geraumer Zeit den Aufruf an die Bevölkerung gestartet, Beispiele persönlicher Frömmigkeit für eine Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Kreuze, Heiligenbilder, Rosenkränze, Weihwasserbecken, Weihnachtskrippen, Kommunionsgaben und ein kompletter Altarschmuck im Miniaturformat - es sind etwa 130 Exponate zusammengekommen.

Rund 100 Menschen hatten sich auf den Aufruf gemeldet. Viele bewahrten die Stücke im Keller oder auf dem Dachboden auf, brachten es aber nie dazu, sich von ihnen zu trennen. Es sind durchaus nicht nur kostbare Dinge, die nun in Xanten zu sehen sind, ihr Wert liegt in der religiösen Hingabe, mit der sie das alltägliche Leben der Menschen erfüllt und bereichert haben. Eine gewisse Rührung werden viele Betrachter empfinden, die solche Devotionalien vielleicht noch aus dem eigenen Elternhaus kennen. Die Stücke waren und sind Bestandteil des Haushaltes, und so hat die Klever Designerin und Künstlerin Maren Rombold die Ausstellung auch angelegt - als großformatige Bühnenbilder, die Räume aus ganz normalen Wohnungen wiedergeben, anschaulich und wirkungsvoll.

Ein Leseheft erscheint eigens zu der Ausstellung "Fromme Sachen". Darin finden Interessierte viele Geschichten zu den einzelnen Gegenständen, die ihre Besitzer erzählt haben. "Es war den Leihgebern freigestellt, ihre ,frommen Sachen' anonymisiert auszustellen", sagt Museumsleiterin Elisabeth Maas. "Aber alle wollten genannt sein, viele wollten ihre Geschichte mit den Museumsbesuchern teilen. Das Heft liefert Beschreibungen zu den Objekten und auch fachliche Informationen zu den religiösen beziehungsweise volkskundlichen Hintergründen, ohne die manches Objekt und seine Bedeutung nicht verständlich wäre."

Die Ausstellung "Fromme Sachen" ist zu sehen bis Sonntag, 28. März des kommenden Jahres, im Stiftsmuseum Xanten, Kapitel 21. Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 Uhr bis 18 Uhr.

Weitere Informationen zu der aktuellen Ausstellung und zu den anderen Exponaten des Stiftsmuseums in Xanten finden Interessierte im Internet auf der Seite

http://www.stiftsmuseum-xanten.de

(s-g)
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