Moers "Tschick" - die erste große Liebe

Moers · Das Bochumer Prinzregententheater zeigte am vorletzten Tag des Westwind-Festivals im Bollwerk eine sehenswerte Adaption des Romans von Wolfgang Herrndorf, in dem es um große Gefühle geht.

Moers: "Tschick" - die erste große Liebe
Foto: Sandra Schuck

Das war's leider schon. Mit der Inszenierung des Bochumer Prinzregententheaters "Bilder deiner großen Liebe" ging das diesjährige nordrhein-westfälische Jugendtheatertreffen "Westwind" am Donnerstag im Moerser Jugendkulturzentrum Bollwerk in seine vorletzte Runde.

Eine wahrhaft sehenswerte Runde, denn in dem gut 90 Minuten dauernden Stück machte sich Isa, die Heldin des 2010 erschienenen Jugendbuches "Tschick" von Wolfgang Herrndorf erneut auf eine Wanderung durch unsere bundesdeutsche Landschaft. Begleitet von zwei Freundinnen, die wechselseitig mal ihre Rolle und dann wieder die ihrer oft merkwürdigen Weggefährten übernahmen, begab sich Isa dabei auf die Suche nach Maik, ihrer ersten wirklichen Liebe.

Die beiden waren sich - laut Wolfgang Hermsdorfs Roman - einst auf einer Müllhalde begegnet, wo Maik und sein russisch stämmiger Freund Tschick nach einem Stück Schlauch zum Abzapfen von Benzin aus fremden Autos gesucht hatten, um ihren spontanen Trip in einem alten Lada fortsetzen zu können. Damals hatte Isa die beiden eine Weile begleitet, war dann aber schließlich wieder eigene Wege gegangen.

Allerdings nicht ohne sich vorher mit Maik noch einmal in ferner Zeit an einem zuvor vereinbarten Ort verabredet zu haben. Doch der Weg dorthin erwies sich als schwierig. Ohne Geld, stattdessen aber mit einem frechen Mundwerk gesegnet, traf sie auf ihrer Wanderung nicht nur angenehme Zeitgenossen.

Da war zum Beispiel der machohafte Fernfahrer "Teddybär", der eine Ladung lebender Schweine transportierte und ihr auf einem Rastplatz seine sexuellen Fähigkeiten anzubieten versuchte. Oder ein Binnenschiffer, dessen einstige Karriere als Bankräuber schließlich in der Rolle eines verheirateten Biedermanns endete.

"Wir fahren jetzt Mais und Kohle nach Rotterdam, das ist das Schönste, was es gibt", erklärte "Teddybär" Isa, die daraufhin erstaunt fragte: "Das soll wirklich schön sein?" Dazu kam außerdem das gespenstische Erlebnis mit einer alten, verwirrten Frau in einer großen, weißen Villa und einem toten Jäger, dessen Brieftasche und Gewehr sie an sich nahm.

Dazwischen erlebte die junge Frau auf ihrer Wanderung immer wieder Hunger, aber auch wunderbare Sternennächste unter freiem Himmel und vor allem die fröhliche Gemeinschaft ihrer zwei Bühnenfreundinnen. Als sie dann schließlich an dem einst mit Maik vereinbarten Treffpunkt, einem Berg mit schroffer Absturzkante ankommt, ist der nicht da. "Verrückt sein heißt einfach nur, dass man verrückt ist, nicht aber, dass man bescheuert ist", hatte Isa gleich zu Beginn des Stückes vollmundig verkündet. Eine Erkenntnis, die sie in diesem Augenblick scheinbar aus den Augen verloren zu haben schien, als sie mit den Zehen am Abgrund stehend einen Schuss aus der mitgenommenen Flinte in den Himmel hinaus schoss, der angeblich schnurgerade wieder in seinen Lauf zurückkehrte, aber Isas weiteres Schicksal und das ihrer beiden fiktiven Freundinnen an diesem Abend irgendwie offen ließ.

(RP)
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