Moers Tortenschlacht auf dem Comedy Arts Festival

Das Humor-Spektakel wurde am Wochenende 40. Am Samstagabend war Zeit für ein Geburtstagsständchen: Mehr als 1000 Zuschauer sangen aus voller Kehle "Happy Birthday". Das Festival war gut besucht, aber nicht ausverkauft.

Schabernack, Quatsch und eine großartige Tortenschlacht
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Schabernack, Quatsch und eine großartige Tortenschlacht

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Welch eine famose Tortenschlacht: Drei Abende lang ließen die Macher des Comedy Arts Festivals das Publikum auf die Geburtstagstorte zum 40. warten. Samstagnacht, als alle Künstler aufgetreten waren, wurde sie dann endlich serviert: Jeder Comedian brachte eine mit auf die Bühne und zur Gaudi des Publikums lieferten sich Men in Coat, Pakt, Wallstreet Theatre, Romany, This Maag, die zwei Tüpen mit Tuben und die Band Herrensalon mit Festivalleiter Holger Ehrich eine herrliche Tortenschlacht.

Das war der krönende Abschluss eines Festivalabends, der die Humorkunst in der ganzen Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten feierte: Schabernack folgte auf Quatsch, Artistik auf Jonglage, Magie und Zauberei auf Slapstick. Comedy Arts hat sich den Geist seiner Anfangsjahre als "Folk & Fool-Festival" bewahrt. This Maag führte im roten Glitzeranzug als Conférencier durchs Programm und bewies musikalisches Talent auf einem selbst gebauten Alphorn. Der Schweizer, der im deutschen Exil lebt, eröffnete mit der "Ode an die Freude" einen europäischen Abend — zum Beispiel mit den Men in Coats aus England.

Elf Jahre nach ihrer legendären Moerser Premiere begeisterten die Parka-Träger mit einer Neuauflage ihrer rasanten Bühnenshow die Zuschauer in der Festivalhalle am Solimare. Sie sind Vertreter einer modernen visuellen Comedy, die keine Worte braucht, sondern nur einen schwarzen Bühnenvorhang. Mit nur wenigen Tricks schrumpften sie dahinter mal eben auf die Größe eines Kindes mit viel zu großem Kopf.

Britischen Humor brachte auch das Wallstreettheatre auf die Moerser Festivalbühne: Die zwei schrägen Gentlemen mit den schönen deutschen Namen Herr Schultze und Herr Schröder hatten einige Kalauer parat. So erfuhr das Publikum, dass die ersten Engländer aus Australien kamen. Es sollen Menschen mit Segelohren gewesen. Sie hießen "Windsurf" und segelten mit der Kraft ihrer Ohren nach England.

Anschaulicher als das Duo, das an einer Artistenschule in England seine Kunst erlernt hatte, kann man wohl auch den Brexit, den EU-Austritt des Königreichs nicht darstellen: mit Keulen jonglierend in Union-Jack-Unterhose und mit gezündeter Rakete im Hinterteil. Nur eine halbe Stunde zuvor wähnten sich die Zuschauer in der Schule.

Das deutsche Duo "Pakt" brachte eine Neuinterpretation von Goethes Klassiker "Faust" auf die Festivalbühne: "Gretchen im Spagat", eine Mischung aus Körperkunst, Poesie, kabarettistischem Frontalschulunterricht mit gelbem Reclam Heft und sinnfreier Kalauerei. Da wurde Gretchen von Faust "mozärtlich" und "beethövlich" umworben und dann mit "Liszt gebrahmst." Artistin Romy Seibt und Wortkünstler Karl-Heinz Helmschroth ist damit ein neues Genre gelungen: Kabarettistik. Und als Überraschung durften die "Tüpen mit Tuben", die fürs Pausenprogramm engagiert waren, mit ihren akrobatischen Einlagen an der Tuba auf die große Festivalbühne. Auch in den Pausen gab es viel zu entdecken: zum Beispiel die Weltenuhr, die Robin Eckart in der Halle an die Wand gebeamt hatte.

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