Moers Die Röhre wird 50

Moers · 11. Oktober 1968: Das ist die Geburtsstunde der Moerser Kultur- und Szenekneipe "Die Röhre". Wirt Claudius Albustin möchte im Jubiläumsjahr einige besondere Veranstaltungen bieten. Los geht es schon am Samstag, 13. Januar.

 Claudius Albustin (links) ist seit elf Jahren Wirt der Röhre. Er möchte den Geist der Gründer bewahren. Die Röhre bleibt Musikkneipe.

Claudius Albustin (links) ist seit elf Jahren Wirt der Röhre. Er möchte den Geist der Gründer bewahren. Die Röhre bleibt Musikkneipe.

Foto: kdi

Wenn die "Gondwana Coast Guard" am Samstag die Röhre rockt, dann wird gewiss die Erinnerung an "alte Zeiten" in der Kneipe an der Weygoldstraße 10 wach: Einige der Bandmitglieder wie Helmut Hahnel sind schon seit den 1970er Jahren in der Moerser Musikszene unterwegs und auf etlichen Konzerten in Stadt und Region aufgetreten. Ein schöner Einstieg ins Jubiläumsjahr: Am 11. Oktober wird die Röhre 50 Jahre alt. "Es haben sich schon ganz viele Künstler angeboten, den Geburtstag gebührend mitzufeiern,so dass ein Tag gar nicht ausreicht", sagt Claudius Albustin, der selbst schon seit 22 Jahren in der Moerser Szenekneipe arbeitet - erst als DJ und Kellner, später als Geschäftsführer, heute bereits im 11. Jahr als Inhaber.

"Ich bin stolz, der Wirt der Röhre zu sein. Es ist eben keine 08/15-Kneipe. Das Ding hat Tradition und Geschichte in Moers", sagt Albustin. "Ich möchte den Geist der Gründer weitertragen: Die Röhre ist und bleibt eine Veranstaltungskneipe." Gründer waren Burkhard Hennen, Rainer Lindemann sowie Poncho Schuhmacher. Es waren bewegte Jahre, damals. Die 68er-Studentenbewegung hatte von Berlin aus auch die Grafenstadt erreicht. Um mit Gleichgesinnten einen Raum für politische Diskussion zu haben, mieteten Hennen und seine Freunde die Lagerhalle einer früheren Hutfabrik. Sie gehörte in den 1930er Jahren der jüdischen Familie Kahn. Die "Röhre" wurde als "Lokal und Forum für kulturelle und politische Diskussion" eröffnet. Heute ist sie von Legenden umrankt. "Man erzählt sich, dass die Leute von Kraftwerk angeblich hier einen Probenraum hatten", weiß Albustin zu berichten. Ganz genau weiß er es nicht. Er ist vier Jahre jünger als seine Kneipe. "Klar ist, dass sie hier aufgetreten sind." Weitere bekannte Künstler, die in den Gründerjahren an der Weygoldstraße auftraten, waren Hanns Dieter Hüsch, Franz Josef Degenhardt und Max von der Grün. Burkhard Hennen, der die Kneipe bis 1989 führte, gründete Anfang der 1970er Jahre das Internationale Jazz Festival, heute Moers Festival. Dem Festival ist Claudius Albustin noch heute verbunden. Er steht jedes Jahr als Kooperationspartner zur Verfügung. "Ich freue mich, dass mit Tim Isfort wieder ein Moerser das Festival leitet." 100 bis 150 Veranstaltungen stemmen Albustin und sein Team im Jahr. Dazu gehören viele Konzerte, aber auch die Kooperation mit dem Schlosstheater und der Kulturoffensive.

Lebendigstes Beispiel dafür ist die Reihe "Hörsturz", die vom Ensemble des Schlosstheaters selbstständig organisiert wird. Sie läuft seit etwa zehn Jahren und zieht das Publikum an. Genauso wie der Poetry Slam mit Sarah Dickel und die Quiz-Abende. "Die Röhre ist heute immer noch das Wohnzimmer unsere Gäste. Unsere Stammgäste sind zwischen 18 und 60 Jahre alt. Sie stehen am Tresen und unterhalten sich." Nicht mehr so oft treffen Lehrer in Freistunden auf ihre Schüler in der Röhre. "G8", sagt Albustin. "Die Stundenpläne sind zu eng gestrickt." Albustin muss heute die Gratwanderung zwischen Tradition und Erneuerung wagen. "Die Gäste wollen keine Veränderung." Er ließ die Röhre renovieren und investierte in Ton- und Lichttechnik. Eine Prognose für die Zukunft mag er nicht abgeben: Die Vorschriften sind eng, und nebenan soll ein Wohnhaus gebaut werden. "Es könnten Lärmbeschwerden kommen", befürchtet er. Nicht nur wegen der Partys, sondern auch, weil sich die Gäste wegen des Rauchverbots oft draußen aufhalten.

(RP)
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