Moers Syrer beginnt Lehre als Elektroniker

Moers · Nächsten Dienstag beginnt der 22-jährige Musah Abtah seine Lehre in dem Moerser Unternehmen LED-Tech.de optoelectronics. Er freut sich auf die dreieinhalb Jahre, in denen er zum Elektroniker ausgebildet wird.

 Geschäftsführer Stefan Lenz zeigt Musa Abtah den Produktionsraum der Firma. Schon beim Probearbeiten habe sich der junge Syrer von seiner besten Seite gezeigt, erzählt Lenz.

Geschäftsführer Stefan Lenz zeigt Musa Abtah den Produktionsraum der Firma. Schon beim Probearbeiten habe sich der junge Syrer von seiner besten Seite gezeigt, erzählt Lenz.

Foto: Klaus Dieker

Die Unterschrift ist gesetzt und Musah Abtah sieht froh auf die Papiere vor ihm: Soeben hat der junge Syrer seinen Ausbildungsvertrag bei der LED-Tech.de optoelectronics GmbH unterschrieben. "Ich bin sehr glücklich über die Stelle", sagt er mit einem Lächeln. Am 1. August beginnt er seine Ausbildung zum Elektroniker bei dem Moerser Anbieter und Entwickler von LED-Licht-Lösungen. Dort wird der 22 Jahre alte Musah Abtah Platinen entwerfen und nach Möglichkeiten suchen, wie sich bestimmte Ideen in der Praxis umsetzen lassen.

Aber auch einen umfassenden Einblick in das Unternehmen wird er gewinnen und Abteilungen wie die Produktion und das Lager kennenlernen. "Wir sind sehr froh, dass er sich beworben hat", sagt der Geschäftsführer Stefan Lenz, "andernfalls wäre die Stelle unbesetzt geblieben."

Mit den Voraussetzungen die Musah Abtah mitbringt, ist der Geschäftsführer hochzufrieden: Seit knapp zwei Jahren ist der junge Syrer in Deutschland, er hat bereits den Sprachkurs des Niveaus B2 absolviert und arbeitet derzeit an dem Niveau C1. In Syrien hat er die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Anfang des Monats arbeitete Musah Abtah einen Tag zur Probe in dem Moerser Betrieb. "Man war sich direkt sympathisch, das hat sehr gut gepasst", sagt Lenz, "wir haben sofort gemerkt, dass er mit viel Enthusiasmus dabei ist."

Damit ist Musah Abtah einer von wenigen Flüchtlingen, die im Kreis Wesel einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Kreishandwerksmeister Günter Bode schätzt, dass in allen Berufen des Handwerks zwischen 30 und 40 Flüchtlinge einen Ausbildungsplatz haben. Genaue Zahlen könnte er jedoch nicht nennen, da einige Betriebe ihre Stellen erst noch vergeben. "Noch ist der Fachkräftemangel nicht 100 prozentig da", sagt Bode, "aber er wird uns erwischen.

Wenige junge Leute haben sich in der letzten Zeit für das Handwerk entschieden, viele haben stattdessen eine akademische Laufbahn eingeschlagen." Dass Geflüchtete diese Lücken schließen, könne - das habe die Erfahrung gezeigt - nicht so schnell gehen, wie Bode erklärt. Denn dafür müssen einige Bedingungen erfüllt werden: Ehe sie in Ausbildungsstellen vermittelt werden können, müsse zunächst der Bleibestatus geklärt werden. Außerdem seien gute Deutschkenntnisse notwendig, "das ist das A und O, um Fachbegriffe zu verstehen und in der Berufsschule mitzukommen", sagt er. Von den bisher vermittelten Azubis kennt Bode nur positive Beispiele. "Sie sind hochmotiviert, das ist sehr wichtig, den Rest kann man ihnen beibringen."

Amar Azzoug vom Bunten Tisch in Moers kennt die Herausforderungen, wenn es darum geht, einen Ausbildungsplatz für Flüchtlinge zu finden. Eine wäre die Verunsicherung über den ausländerrechtlichen Status. "Die Betriebe möchten in Kräfte investieren, von denen sie wissen, dass es sich lohnt", so Azzoug. Momentan sehe die Rechtslage so aus, dass anerkannte Flüchtlinge den gleichen Status haben wie ein in Deutschland geborener Mensch. Das teilt Stadtsprecher Klaus Janczyk mit. Geduldete Flüchtlinge, also Menschen deren Asylverfahren abgeschlossen ist, dürften - wenn sie keinen Ausnahmefall darstellen - während ihrer Ausbildung bleiben. Anschließend hätten sie ein halbes Jahr Zeit, um sich einen Job zu suchen, so Janczyk. Würden sie angestellt, dürfen sie in Deutschland bleiben.

Die LED-Tech.de optoelectronics GmbH plant langfristig: Vor drei Monaten ist der Betrieb auf die Thomas Edison Straße gezogen und hat sich vergrößert. "Mit vermittelten Kräften haben wir keine guten Erfahrungen gemacht", sagt Lenz, "deswegen sind wir dazu übergangenen, wieder selbst auszubilden." Ab dem 1. August sind es drei Auszubildende, die parallel in dem Betrieb lernen - einer von ihnen kommt dann bereits ins zweite Lehrjahr. Musah Abtah ist der erste, der als Elektroniker für Geräte und Systeme ausgebildet wird. "Wir suchen eine Nachwuchskraft für unseren Entwickler", sagt Lenz. Und Musah Abtah fügt hinzu: "Ich freue mich über die Chance auf eine neue Zukunft in Deutschland."

(ubg)
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