Serie Hochschule Rhein-Waal Studenten hacken für Barrierefreiheit

Moers · Vier Studenten der Fakultät Kommunikation und Umwelt haben erfolgreich einen "Hackathon" zum Thema Barrierefreiheit organisiert. 25 Hochschüler tüftelten eine Nacht durch, wie sie das Leben von behinderten Menschen verbessern können.

 Professor Frank Zimmer mit den Studenten Anastasia Gilz, Philipp Gröll, Rafael Regh und Marvin Wiesner. Sie haben den Hackathon in Kamp-Lintfort organisiert.

Professor Frank Zimmer mit den Studenten Anastasia Gilz, Philipp Gröll, Rafael Regh und Marvin Wiesner. Sie haben den Hackathon in Kamp-Lintfort organisiert.

Foto: kdi

Kamp-Lintfort Anastasia Gilz, Rafael Regh, Marvin Wiesner und Philipp Gröll haben die Nacht auf dem Campus in Kamp-Lintfort zum Tag gemacht: Für die Kreativen, die in einem Hackathon konzentriert an Lösungen für mehr Inklusion und Barrierefreiheit arbeiten wollten. Hackathon setzt sich aus dem englischen Verb "to hack" und Marathon zusammen. Solche Zusammenkünfte von jungen Kreativen kennt man aus der Computerszene. Meistens sind es Informatiker, die an Softwarelösungen tüfteln. "Und so muss man sich auch unsere Veranstaltung vorstellen", betont Anastasia Gilz, die im zweiten Semester E-Government an der Fakultät Kommunikation und Umwelt in Kamp-Lintfort studiert. "Wir haben allerdings den Teilnehmerkreis erweitert und Studenten aus all unseren Studiengängen eingeladen, sich mit ihren Ideen und Konzepten zu beteiligen." 40 kamen zu den angebotenen Workshops, 25 blieben über Nacht, um an den Konzepten zu arbeiten, bis ein Prototyp fertig war.

"Es ist einfach klasse, diesen Haufen junger Leute zu sehen, die endlos kreativ sind. Sie haben in den Seminarräumen wilde Bilder mit Softwarearchitekturen auf die Tafeln gebannt. Und saßen hier zwischen Pizza und Laptop", erzählt Professor Frank Zimmer, der den Hackathon der Hochschüler begleitete. "Und es waren richtig coole Projekte dabei", berichten Marvin Wiesner, der im zweiten Semester Medien- und Kommunikationsinformatik studiert, und Rafael Regh, der kurz vor der Bachelor-Arbeit steht. Im Fokus des Hackathons, den die vier Studenten kurzerhand "Accessathon" umtauften, stand die Barrierefreiheit in Software und Hardware. "Es wurde beispielsweise an Ideen für ein taktiles Bodenleitsystem gearbeitet, das man bei Veranstaltungen temporär auf- und abbauen kann", erzählt Rafael Regh. So etwas gebe es zwar schon, sei aber sehr teuer. Die Studenten machten sich Gedanken, wie sie zu preiswerteren Lösungen kommen könnten. "Tja, wir haben uns die technischen Möglichkeiten des Fablabs zunutze gemacht", betont Philipp Gröll. "Dort stehen 3D-Drucker." Viele der entwickelten Konzepte beschäftigten sich mit Software-Lösungen für sehbehinderte Menschen. Da ging es um Anwendungen, die Bilder und Gegenstände erkennen können und auf Sprache reagieren. "Wir haben aber auch nach Ideen gesucht, wie wir die Unterlagen der Dozenten, so bearbeiten können, dass sie für Sehbehinderte digital zugänglicher sind, als es heute der Fall ist", erläutern die Studenten eine weitere Idee. Wichtig war es den Initiatoren des ersten "Accessathons", dass sich auch Kommilitonen mit einer Behinderung beteiligen. "Denn sie sind die Experten und wissen, was ihren Alltag erleichtern könnte und welche Bedürfnisse sie haben", betont Anastasia Gilz. "Es war zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer dabei, der selbst Informatiker ist." Und aus Kleve, dem zweiten Standort der Hochschule Rhein-Waal, sei ein Kommilitone gleich mit dem Thema seiner Bachelor-Arbeit im Fach Bionik gekommen. "Er baut Prothesen, die nicht mechanisch funktionieren, sondern durch Sensoren quasi mit dem Hirn kommunizieren", erzählen die vier Studenten, die im Vorfeld auch Sponsoren gesucht hatten, um die Veranstaltung zu ermöglichen. Sie wollen die Ergebnisse ihres Hackathons jetzt aufarbeiten, dokumentieren und öffentlich als Ressourcenpool online stellen. Für sie steht fest, dass sie die Veranstaltung auf jeden Fall wiederholen wollen. Und zwar vielleicht schon im nächsten Semester.

(RP)
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