Moers Streit um Verkleinerung des Repelener Marktes

Moers · Das Bündnis für Moers will gegen Textilhändler in Repelen vorgehen. Das lehnt die CDU entschieden ab.

In der heutigen Sitzung des Planungsausschusses droht eine Kampfabstimmung um die Zukunft des Repelener Wochenmarktes. Das Bündnis für Moers will die Fläche um 960 Quadratmeter reduzieren, um so Textilhändler, die sich zur Lintforter Straße hin ausgebreitet haben, aus dem Marktgeschehen zu drängen.

Dagegen hat die CDU Bedenken erhoben. Ausschussmitglied Julia Zupancic: "Das Angebot der Textilhändler wird dort nachgefragt und abgesetzt. Mit einem solchen Vorgehen würde man diesen Marktbeschickern eine Grundlage zur Erwirtschaftung ihres Lebensunterhaltes entziehen, denn diese betrachten den Repelener Markt als für sie attraktiv." Zudem drohe eine Erhöhung der Standgebühren für die übrigen Händler sowie ein Verlust der Attraktivität für den gesamten Markt.

Ähnlich kontrovers wie im Moerser Rat wird die Angelegenheit auch unter Markthändlern- und -besuchern diskutiert. Textilhändler Benjamin Stollewerk etwa, der seit 20 Jahren Textilien in einem - für Repelener Marktverhältnisse - leicht angehobenen Preissegment verkauft, fände eine Reduzierung der Textilstandflächen gut: "Das Angebot ist viel zu groß. Dagegen haben wir zu wenig Obst- und Gemüsehändler und nur noch einen Bäcker." Allerdings hat er seinen Stand auf der Kernmarktfläche, die nicht beschnitten werden soll. Sein Kollege Jarved dagegen wirb direkt an der Lintforter Straße mit Preisen von drei Euro für ein kariertes Hemd und fünf Euro für eine Hose um Kunden. Er versteht nicht, warum er weichen soll: "Mit meinem Onkel sind wir jetzt seit 20 Jahren hier. Die Leute kennen uns und grüßen uns wie Nachbarn. Und wir machen ja nichts kaputt, weil wir keine schweren Autos haben."

Damit spielt er auf eine Diskussion aus den vergangenen Jahren an, als darüber gestritten wurde, wer für die Beschädigung des teuren Pflasters im Bereich der Kohlelore an der Lintforter Straße verantwortlich ist. Im Verdacht waren dabei allerdings eher die Lieferwagen von Anrainern und eine Kehrmaschine der Enni.

Rita Westerkamp, deren Familie seit 50 Jahren einen Obst- und Gemüsestand auf dem Repelener Markt betreibt, warnt davor, die Kollegen aus der Textilbranche zu verdrängen: "Dann kommen doch noch weniger Leute als jetzt schon. Und es ist ein Irrglauben zu erwarten, dass Obst- und Gemüsehändler nachrücken würden."

Eine sehr differenzierte Meinung hat Alt-Bürgermeister Heinz-Wilhelm Rosendahl, der seit vielen Jahren zu den Stammkunden auf dem Repelener Markt gehört. Im Prinzip findet er den Vorstoß des Bündnisses richtig, gegen die Textilhändler vorzugehen: "Man muss sich auch mal vorstellen unter welchen Bedingungen Hemden hergestellt werden, die hier für drei Euro zu haben sind." Auf der anderen Seite müsse man auch an die Menschen im Stadtteil denken, die sich auf dem Markt mit preiswerten Textilien versorgen, weil sie sich die Preise in dem einzigen noch in Repelen verbliebenen Textilgeschäft nicht leisten könnten. Sein Fazit: "Eine zwiespältige Angelegenheit."

Möglicherweise sieht sein Sohn Mark das genau so, der für die SPD im Planungsausschuss sitzt. Dummerweise gibt es bei der Frage "Verkleinerung des Marktes - ja oder nein" kein sowohl als auch.

Daher missfällt ihm an der Vorlage der Verwaltung, die das Szenarion für eine Marktverkleinerung entwirft, auch nur ein Detail: "Ich kann nicht einsehen, dass die übrigen Händler höhere Gebühren zahlen sollen, wenn dijenigen verschwinden, die sich ja auf einer Fläche niedergelassen haben, die ursprünglich gar nicht für einen Markt vorgesehen war."

Tatsächlich könnte die Rechnung der Verwaltung, so sie richtig ist, die Reduzierung des Marktes noch verhindern. Insgesamt würden laut Sitzungsvorlage jährlich 13.792 Euro an Standgebühreneinnahmen wegfallen. Würde diese Summer auf die übrigen Beschicker umgeleget, könnte das den Anfang vom Ende des Repelener Marktes bedeuten. Und das will im Ausschuss keiner.

(RP)
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