Moers/Duisburg Straßenambulanz ist derzeit ohne Wagen

Moers/Duisburg · Die sechs Ärzte und drei Krankenschwestern der Straßenambulanz wollen so bald wie möglich wieder ausrücken.

 Dr. Gerd Heimann und Schwestern Conni von der Straßenambulanz bei der Arbeit.

Dr. Gerd Heimann und Schwestern Conni von der Straßenambulanz bei der Arbeit.

Foto: Klaus Dieker

Die ärztliche Versorgung von Menschen auf der Straße ist dem ehrenamtlich arbeitenden Team der Straßenambulanz ein Herzensanliegen. Auch künftig wollen die sechs Ärzte und drei Krankenschwestern weiter dafür sorgen, dass Bedürftige ohne Versicherungsschutz, ohne Dach über dem Kopf, ohne Anbindung an die Gesellschaft, dafür aber häufig mit einem Suchtproblem, medizinisch behandelt werden - auch in Moers. Das wird allerdings in Zukunft ohne den Verein "Bürger für Bürger" geschehen, dem sich die Gruppe angeschlossen hatte, ohne jemals selbst Mitglied zu sein.

Der Trennung müssen so heftige Auseinandersetzungen mit dem Vereinsvorstand vorausgegangen sein, dass die Ehrenamtlichen Anzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft um Überprüfung gebeten haben. Und dies nicht etwa, weil die Mediziner und ihre Mitstreiter übelst beschimpft worden sein sollen ("Das ging bis zur Bezeichnung Türkenschlampe für eine der Krankenschwestern" erzählt einer aus dem Team). Sondern es geht um die Überprüfung, wohin die Spendengelder auf einem Unterkonto des "Vereins Bürger für Bürger" geflossen sind, auf das die Straßenambulanz ihre Spenden eingezahlt hatte.

Auslöser war vor einiger Zeit, dass ein Sponsor vergebens auf eine Spendenquittung wartete und einen der Ärzte der Straßenambulanz darauf ansprach. Auch die Rotarier, gleichfalls verlässlicher finanzieller Förderer der Straßenambulanz, drängten auf einen Überblick über die Finanzen. "Die wesentlichen Spenden wurden von den Mitgliedern des Teams eingeworben. Diese Spender forderten - eigentlich eine Selbstverständlichkeit - Transparenz der Finanzen. Die Bitte des Teams um zeitnahe Einsichtnahme in das zweckgebundene Spendenkonto wurde vom Vorstand des Vereins ,Bürger für Bürger' jedoch kategorisch abgelehnt, begleitet von unerträglichen Diffamierungen und Beleidigungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter durch den ersten Vorsitzenden Herrn Karling. Daraufhin kündigte das gesamte Team, das zum Teil seit acht Jahren tätig war, außer dem Fahrer seine Mitarbeit auf", schreibt das Team in einer Mail an die RP.

Unabhängig von der Anzeige will es seine Arbeit in jedem Fall fortsetzen und hat inzwischen einen neuen Partner gefunden. Unter dem Dach des Vereins "Gemeinsam gegen Kälte" werden die sechs Ärzte und drei Krankenschwestern so bald wie möglich wieder ausrücken.

Es gibt allerdings ein Problem: Es fehlt ein geeignetes Fahrzeug, in dem die Menschen behandelt und Medikamente, Verbandsstoff und medizinisches Gerät gelagert werden können. Denn das bisher genutzte Fahrzeug gehört dem Verein "Bürger für Bürger".

Sobald ein Wagen gefunden worden ist (bzw. sich ein Sponsor dafür gefunden hat), wollen die Mediziner wieder ausrücken - zweimal wöchentlich nach Hamborn, zum Kuhtor, in den Kantpark, zum Hauptbahnhof und auch zum Bahnhof in Moers. Überall dort treffen sie ihre Patienten an. Nur jeder fünfte von ihnen ist obdachlos, aber fast alle sind abhängig von Drogen oder Alkohol. Kaum einer ist krankenversichert, und die, die es sind, trauen sich in keine Praxis hinein. Das ehrenamtliche Team versorgt offene Wunden, verteilt Medikamente, behandelt chronische Krankheiten, die oft Ursache des Lebens auf der Straße und der Drogen-/Alkoholabhängigkeit sind.

Durch die Zusammenarbeit mit dem etablierten Verein "Gemeinsam gegen Kälte" ist sichergestellt, dass auch Kleidung und Lebensmittel verteilt werden können, es im Winter für die Patienten einen heißen Tee gibt und - zu jeder Jahreszeit - ein offenes Ohr für deren Probleme, Sorgen und Nöte.

(RP)
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