Moers Stadtkirche sucht Paten für 2736 Bodenplatten

Moers · Spender erhalten Urkunden. Die Gesamtkosten der seit März 2011 laufenden Kirchensanierung liegen inzwischen bei drei Millionen Euro.

 In der eingerüsteten Stadtkirche: Pfarrer Torsten Maes zeigt eine Bodenplatte, Pfarrerin Dorothea Mathies Werbe-Karten für die Patenaktion.

In der eingerüsteten Stadtkirche: Pfarrer Torsten Maes zeigt eine Bodenplatte, Pfarrerin Dorothea Mathies Werbe-Karten für die Patenaktion.

Foto: crei

Ziemlich heiß ist es derzeit in der evangelischen Stadtkirche. Die Heizung ist aufgedreht. Der unter einer Schutzdecke liegende, frische Estrich soll gut trocknen und aushärten. Eine Probe des neuen Steinbelags liegt schon aus: Unterschiedlich große rechteckige und quadratische Platten aus Eibelstädter Muschelkalk, hell, mit graubraunen Einschlüssen. Sie werden im "römischen Verband" verlegt, so dass ein unregelmäßiges, lebendiges Muster entsteht. "Der Belag strahlt eine große Selbstverständlichkeit aus", findet Pfarrer Torsten Maes. "Wenn Sie von der Empore runtergucken, werden Sie glauben, das hat schon immer so ausgesehen."

Hat es aber nicht. Früher war der Boden teils in Holz, teils in beigem Naturstein gehalten. An vielen Stellen war der Belag beschädigt - Folge von Senkungen, die im März 2011 die Schließung und Sanierung der Kirche notwendig machten. Das Holzpfahlfundament des Gotteshauses, dessen Wurzeln ins 15. Jahrhundert reichen, faulte. Neue Stützen mussten eingezogen werden. Im Zuge der Arbeiten ergaben sich weitere Baustellen. Auch eine Komplettsanierung des Daches wurde fällig, erst vor zwei Wochen ist sie abgeschlossen worden. "Heute wissen wir, dass wir 2011 eine echte Einsturzgefahr hatten", sagt Maes.

Mit den Aufgaben wuchsen die Kosten. Bei drei Millionen Euro liegen sie derzeit. "Knapp das Doppelte von dem, was wir ursprünglich geplant haben", sagt Maes. 580 000 Euro Denkmalschutzmittel von Land und Bund seien zugesagt. Ansonsten ist die Gemeinde auf eigenes Geld und Spenden angewiesen. "Wir haben einige Immobilien verkauft", sagt Maes. "Wir brauchen aber auch Geld für die Gemeindearbeit." Der neue, aus 2736 Steinplatten bestehende Boden soll deshalb über Patenschaften finanziert werden. Je nach Plattengröße kostet eine Patenschaft 25 bis 250 Euro, die Gemeinde bestätigt die Patenschaft mit einer Urkunde. Im Internet (stadtkirche-moers.de) kann ein Formular geladen werden, mit dem die Patenschaft beantragt werden kann. Als Werbung hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit einem Grafik-Büro ein paar Postkarten aufgelegt, die mit schreienden Farben und doppeldeutigen Sprüchen ("Gib mir einen guten Grund", Das wäre eine bodenlose Schande") ins Auge springen.

Wann die Arbeiten an und in der Stadtkirche abgeschlossen werden, ist offen. Gerade wurde das Innere komplett eingerüstet. Putzarbeiten stehen an. "Die Wände und Säulen werden komplett saniert", sagt Maes. Das Gewölbe weist Risse und Löcher auf. Eines hat ein Arbeiter bei der Dachsanierung eingetreten. Das "Pliestergewölbe" ist nicht gemauert, sondern besteht aus einer Holz-Gips-Konstruktion. "Es wurde am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert eingezogen", sagt Maes. "Damals wollten die Leute unbedingt eine neugotische Kirche haben." Vorher hatte die Kirche ein flaches Dach.

Bei der Gestaltung des Innenraums lässt sich die Gemeinde von der renommierten Architektin Prof. Gesine Weinmiller beraten. "Bis auf einige Farbakzente wird die Kirche komplett weiß", schildert Maes. Auch die Holzbrüstungen der Emporen werden weiß überstrichen. Bei der Auswahl des neuen Bodens hatten Akustiker ein Wort mitzureden: Der Muschelkalk wird dem unter einem trockenen Klang leidenden Raum zu mehr Hall verhelfen. Dann kommt die Orgel besser zur Geltung. Sie ist während der Bauzeit zwar eingehaust, hat aber dennoch gelitten. Das Instrument muss ausgebaut und grundsaniert werden. "Das wird noch spannend", sagt Maes. "Wir rechnen mit einem sechsstelligen Betrag."

(RP)
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