Moers Stadt will Schallschutzzaun verhindern

Moers · Dieter und Ursula Kiwitt aus Utfort wollen ihr Grundstück vor Autolärm abschirmen. Um das zu vereiteln, plant die Stadt eine Änderung des geltenden Bebauungsplans. Erfahren haben die beiden dies erst durch unsere Zeitung.

 Ursula und Dieter Kiwitt wollen ihr Grundstück zur Jockenstraße hin mit einem Schallschutz versehen. Dank einer Lücke im Bebauungsplan dürften sie dies tun. Doch die Stadt will die Lücke nun schließen.

Ursula und Dieter Kiwitt wollen ihr Grundstück zur Jockenstraße hin mit einem Schallschutz versehen. Dank einer Lücke im Bebauungsplan dürften sie dies tun. Doch die Stadt will die Lücke nun schließen.

Foto: kdi / kdi (archiv)

Verstehe dies, wer kann: Im Moerser Osten will die Stadt einen Bebauungsplan lockern, um illegal errichtete Terrassenüberdachungen und Zäune nachträglich zu legalisieren (wir berichteten). Gleichzeitig will sie einen Bebaungsplan in Utfort enger fassen, um ein nach jetzigem Stand legales Vorhaben zu verhindern. Es geht um die Errichtung eines Schallschutzzauns, mit dem Dieter und Ursula Kiwitt ihr Grundstück vor dem Lärm vorbeifahrender Autos abschirmen wollen. Im Juli haben wir über das Ehepaar berichtet, das an der Ecke Welfenstraße/Jockenstraße in Utfort wohnt. Seit Jahren beschweren sie sich über Schnellfahrer. Die Welfenstraße ist eine "Spielstraße", auf der Jockenstraße gilt Tempo 30. "Das interessiert aber niemand", sagt Kiwitt. "Die Leute rasen hier im dritten Gang durch."

Moers: Stadt will Schallschutzzaun verhindern
Foto: Dieker Klaus

Radarmessungen sind an der Stelle, an der das Haus der Kiwitts steht, wegen der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich. Verkehrszählungen und Messungen in einem benachbarten Bereich der Jockenstraße haben laut Stadt keine auffälligen Werte ergeben. Sie sieht deshalb keinen Anlass, etwas zu unternehmen.

Trotz der Feststellungen der Stadt ist die subjektive Wahrnehmung der Kiwitts eine andere. Zurzeit schirmt eine Hecke ihren Garten zur Straße ab. "Die nützt gar nichts gegen den Lärm. Durch den Zaun hätten wir aber eine Schutzzone", sagt Dieter Kiwitt. Deshalb hatte er einen Bürgerantrag eingereicht, in dem er bat, den Schallschutzzaun errichten zu dürfen. Den Bürgerantrag hat er zwischenzeitlich zurückgezogen und am 20. Oktober einen Bauantrag eingereicht. Dazu habe ihm ein Mitarbeiter der Bauaufsicht Wesel geraten, denn der geltende Bebauungsplan lasse die Errichtung des Schallschutzes zur Straße zu. "Das hörte sich ganz unkompliziert an", sagt Kiwitt. Dasselbe habe ihm ein Sachbearbeiter bei der Stadt Moers versichert, sagt Kiwitt. "Der will heute davon nichts mehr wissen." Offiziell habe ihm die Stadt dann tatsächlich mitgeteilt, dass der Schallschutzzaun nicht erlaubt sei.

Ist er aber doch. Jedenfalls hat die Stadt eine Änderung des Bebauungsplans auf den Weg gebracht, die in einer Sondersitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung morgen beschlossen werden soll. "Aufgrund der Regelungen zu Einfriedungen im Bebauungsplan, insbesondere im Vorgartenbereich, kann die Errichtung der geplanten Schallschutzwand derzeit nicht sicher abgelehnt werden", heißt es in der Vorlage für die Politiker, in der auch auf den (von Kiwitts zurückgezogenen) Bürgerantrag eingegangen wird. Dass sein Anliegen morgen Thema im Ausschuss ist, wurde Kiwitt nicht mitgeteilt. Als er dies von unserer Zeitung erfuhr, war er perplex: "Ich bin sprachlos!"

Die Stadt möchte den 1,80 bis 2,25 Meter hohen Schallschutzzaun aus ästhetischen und städtebaulichen Gründen verhindern. Sie befürchtet eine "negative Wirkung auf das Orts- und Straßenbild". Der öffentliche Raum solle "einen grünen, offenen und kommunikativen Charakter erhalten". Doch über Geschmack lässt sich streiten. Dieter Kiwitt empfindet den geplanten Schallschutzzaun - eine mit Dämmwolle gefüllte Holzkonstruktion - durchaus als schön. Der Zaun lasse sich zudem begrünen. Es handle sich um keinen billigen Zweckbau. "Das kostet richtig Geld. Und niemand hätte einen Nachteil davon."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort