Moers St. Ludger verliert seine Kirchturmspitze

Moers · Der obere Teil des Glockenturms wurde gestern abgetrennt und mit einem Kran auf die Erde gehievt. Damit hat der Abriss begonnen.

 Mit einem Kran wurde gestern der obere Teil des Kirchturms abgenommen und auf die Erde gehievt.

Mit einem Kran wurde gestern der obere Teil des Kirchturms abgenommen und auf die Erde gehievt.

Foto: Klaus Dieker

Für lange Zeit werden sie nun schweigen, die Turmglocken der katholischen Kirche St. Ludger in Moers-Kapellen. Gestern hat der Abriss des Turms begonnen, dessen Bausubstanz in die Jahre gekommen ist. Zwei Betriebe aus Dortmund, das Bauunternehmen Stricker und die Kranfirma Wiemann, trugen gestern die Turmspitze mit den Glocken ab.

Letztere werden sorgfältig aufbewahrt, denn sie sollen einen neuen Platz im Altarraum erhalten. Der Rest der Turmspitze wird zertrümmert. Mehrere Bürger schauten den Arbeiten zu und machten Erinnerungsfotos.

Abschied genommen von dem Turm hatten die Gläubigen bereits in einem Gottesdienst am Allerheiligentag. Bereits vorher war der Bau geraume Zeit eingerüstet gewesen. Der Entschluss zum Abriss war den Gemeindemitgliedern nicht leicht gefallen, aber die anstehenden Kosten ließen kaum eine Alternative übrig.

Wie Wilhelm Scherschlicht, Mitglied des Kirchenvorstandes, erklärte, hatte die Pfarrei einen Gutachter beauftragt, um zur prüfen, ob sich eine Sanierung lohne. Der Experte meinte am Ende, mindestens 450 000 Euro müsse man schon in eine Erneuerung des Turmes stecken. In Abstimmung mit dem Bistum Münster entschieden sich die Verantwortlichen der Gemeinde, darauf zu verzichten.

Rund 40 Meter hatte der Turm sich noch gestern Morgen über der Ortschaft erhoben. Nun soll er im so genannten Seilschnittverfahren bis auf 23 Meter gekürzt werden. "Das wird mit einem Seil gemacht, das eine Diamantenbeschichtung hat", erläutert Karl-Heinz Feltges, Ingenieur und Mitglied im Bauausschuss der Moerser Pfarrgemeinde St. Josef, zu der auch der Kirchsprengel St. Ludger gehört. Zwei bis drei Tage werde der Kran noch bleiben, die Arbeiten würden mit Steigern, ohne Gerüst durchgeführt. "Anschließend kommt ein ,Knabberbagger' zu Einsatz, wie wir so sagen, der die Reste des Gebäudes beseitigt", erklärt der 67-Jährige. Behutsam natürlich, damit das jüngst sanierte Jugendheim nicht beschädigt wird, das direkt neben dem Turm steht.

Wie fühlt man sich, wenn so ein Wahrzeichen verschwindet? "Die Emotionen sind natürlich groß", sagt Feltges. "Ähnlich war es auch beim Abriss der Kirche in Schwafheim." Immerhin sollen die fünf Kirchenglocken, für deren Guss Kapellener Bürger seinerzeit reichlich gegeben hatten, der Gemeinde erhalten bleiben. Damit die Menschen in der Ortschaft den Klang ihres Geläutes nicht vergessen, hatte der Tontechniker Carsten Langerwisch bereits Ende Oktober Tonaufnahmen davon gemacht. Es wird überlegt, diese auf eine CD pressen zu lassen.

Und eines Tages, vielleicht, könnte ein neuer Turm sich an der Stelle des alten erheben. Diese Überlegung gebe es unter den Gemeindemitgliedern durchaus, sagt Karl-Heinz Feltges. "Das Bistum Münster hätte dagegen keine Einwände." Allerdings würde die Bistumsleitung eine solche Baumaßnahme nicht finanzieren. Dann wären also erneut die Bürger von Kapellen gefragt.

(s-g)
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