Moers St. Josef: Neue Therapie bei Schlaganfall

Moers · Die Thrombektomie erhöht die Chancen für Patienten, ohne wesentliche Behinderungen weiterleben zu können.

 Dr. Christoph Paselk (links) und Priv.-Doz. Dr. Elmar W. Busch sind zufrieden: Wie die Bilder zeigen, sind die Arterien im Kopf der Patientin nach der Thrombektomie wieder gut durchblutet.

Dr. Christoph Paselk (links) und Priv.-Doz. Dr. Elmar W. Busch sind zufrieden: Wie die Bilder zeigen, sind die Arterien im Kopf der Patientin nach der Thrombektomie wieder gut durchblutet.

Foto: Yvonne Fuchs / St.-Josef-Krankenhaus

Jutta L. ist froh und dankbar. An den Schlaganfall, den die Moerserin vor einiger Zeit erlitten hat, erinnert sie lediglich ein leichtes Kribbeln, das ab und zu an Händen, Beinen oder am Kopf auftaucht. "Es kommt und geht. Damit kann ich gut leben, denn ich weiß, was hätte sein können", sagt die 71-Jährige. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte sie lebenslange Behinderungen davongetragen, wäre der Schlaganfall nicht rechtzeitig erkannt und am St.-Josef-Krankenhaus erfolgreich behandelt worden. Dabei kam die Thrombektomie zum Einsatz, eine an dem Krankenhaus neue Therapie, die vielen Patienten Aussicht auf eine gute Heilung verspricht.

Bei einem Schlaganfall (Hirninfarkt) setzt sich ein Gerinnsel aus verklumpten weißen Blutkörperchen in einer Kopfarterie fest. "Hirngewebe stirbt schnell ab, wenn es keinen Sauerstoff bekommt", sagt Dr. Christoph Paselk, Chefarzt der Abteilung für Radiologie und klinische Neuroradiologie. Schnelles Eingreifen ist deshalb wichtig. Ärzte setzen standardmäßig Medikamente ein, mit denen sich die Gerinnsel auflösen lassen. Bei großen Verschlüssen kann jetzt zusätzlich die Thrombektomie angewandt werden. Dabei entfernt der Arzt den Klumpen mechanisch: Über einen Katheter führt er ein feines Maschengeflecht an der Hüfte in eine Arterie ein und schiebt es bis zur verstopften Stelle im Gehirn vor. Dort verbindet sich dieses Netz mit dem Gerinnsel. "Es wird anschließend unter Sog zurückgezogen", erläutert Dr. Paselk.

Die Vorteile der Thrombektomie seien durch Studien mit insgesamt mehr als 3000 Patienten belegt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass nach einem Schlaganfall keine wesentlichen Behinderungen bleiben, steigt um das 2,4-Fache." Allerdings könne die Methode nur in einem Zeitfenster von maximal 4,5 Stunden nach Eintritt der Schlaganfall-Anzeichen - wie Sehstörungen, Sprachstörungen und halbseitige Lähmungen - angewandt werden. "Wenn ein Patient zu spät kommt, ist die Sache gelaufen." Da ein Schlaganfall nicht schmerze, würden leichte Symptome manchmal aber leider ignoriert.

Das St.-Josef-Krankenhaus zählt zu den größten Versorgern von Schlaganfall-Patienten in der Region. 1300 Patienten jährlich werden behandelt. Priv.-Doz. Dr. Elmar W. Busch, Chefarzt der Neurologie und klinischen Neurophysiologie schätzt, dass die Thrombektomie künftig bei fünf bis zehn Prozent der Patienten zum Einsatz kommen kann. Zurecht werde das Verfahren in der Fachwelt als revolutionär bezeichnet. "Die Patienten sind nach kurzer Zeit wiederhergestellt. Es ist wie ein Wunder; das hätten wir nicht für möglich gehalten."

Wunderbar findet es auch Reinhard L., selbst pensionierter Arzt, dass seine Frau, die linksseitig gelähmt war und nicht sprechen konnte, dank der Thrombektomie wieder genesen ist: "Ich finde es fantastisch, dass es das gibt und dass wir das in der eigenen Familie erleben durften."

(RP)
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