Moers St. Josef: Ärzte setzen neuartigen Defibrillator ein

Moers · Im Gegensatz zu herkömmlichen Geräten lässt der Defibrillator MRT-Untersuchungen am gesamten Körper zu.

 Die Ärzte Claude van Lierde (links) und Stefan Schickel präsentieren den neuen Defibrillator (vorne).

Die Ärzte Claude van Lierde (links) und Stefan Schickel präsentieren den neuen Defibrillator (vorne).

Foto: KDI

In den Körper eingesetzte Defibrillatoren können Leben retten. Die modernen Geräte erkennen ein Herzflimmern und beenden es durch einen elektrischen Schock. Ein Herzstillstand kann so verhindert werden. Aus medizinischer Sicht haben diese Geräte bislang dennoch ein großes Manko: Menschen, die einen Defibrillator in der Brust tragen, können sich nur bedingt einer Kernspintomographie (MRT-Untersuchung) unterziehen. Das starke Magnetfeld, das beim MRT erzeugt wird, erhitzt und beschädigt den Defibrillator und die von ihm ausgehenden Elektroden. Entweder muss bei der Untersuchung deshalb der Brustbereich (in dem das Gerät sitzt) ausgelassen werden. Oder aber der Defibrillator muss ausgeschaltet werden - was bei manchen Patienten gar nicht möglich ist, weil dies zum sofortigen Herzstillstand führt.

Unternehmen haben nun eine neue Generation von Defibrillatoren auf den Markt gebracht. Diese Geräte sind so konstruiert und abgeschirmt, dass ihnen das MRT-Magnetfeld nichts anhaben kann. Eine Kernspintomographie wird damit ohne Einschränkungen möglich. Als erster Patientin in der Region und einer der ersten deutschlandweit wurde jetzt einer 55-jährigen Frau aus Homberg ein solches neuartiges Gerät am St.-Josef-Krankenhaus Moers eingesetzt. Dr. Stefan Schickel, Leiter des Kardiologie-Departments an St. Josef sprach gestern von einem "zukunftsträchtigen Novum". Schickel hat die Operation gemeinsam mit Dr. Claude van Lierde, Oberarzt der Abteilung für Allgemeinchirurgie, durchgeführt. In der Diagnostik von Wirbelsäulen-, Krebs-, Herz-, neurologischen und anderen Erkrankungen spielt die MRT-Untersuchung eine große Rolle. Die dabei gewonnenen Bilder des Körperinneren bieten nicht nur eine höhere Auflösung, sind also schärfer als bei vergleichbaren Verfahren wie der Computertomographie (CT). Die MRT ist auch schonender. "Wir können die Organe in der Funktion sehen ohne sie einer Röntgenstrahlung auszusetzen", verdeutlichte gestern Dr. Christoph Vogt, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin, den Unterschied. Er zeigte sich sicher, dass die Kernspintomographie künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Umso wichtiger, dass auch Patienten mit Defibrillatoren uneingeschränkt von den Vorteilen dieser Untersuchungsmethode profitieren können. Die neue, "MRT-taugliche" Defibrillator-Generation ist allerdings teuer. Rund 30.000 Euro koste ein Gerät, wie es jetzt an St. Josef eingesetzt wurde, sagte Claude van Lierde. Zum Standard soll der neue Defibrillator denn auch nur bei jüngeren Patienten eingesetzt werden. Dr. Vogt drückte es so aus: "Es kommt auf die Lebenserwartung der Patienten an."

Insgesamt werden am St.-Josef-Krankenhaus pro Jahr 35 bis 40 Defibrillatoren sowie 80 bis 90 Herzschrittmacher operativ eingesetzt. Die Funktion letzterer ist einfacher: Sie unterstützen ein zu langsam schlagendes Herz. Der erste Herzschrittmacher wurde bereits 1958 in Stockholm eingesetzt. Moderne Geräte sind so groß (allerdings dicker), wie eine Zwei-Euro-Münze. Defibrillatoren - der erste wurde 1980 in Baltimore/USA eingesetzt - sind aufgrund ihrer zusätzlichen Funktionen etwas größer und mit 60 bis 70 Gramm ungefähr doppelt so schwer.

(RP)
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