Rp-Serie Die Gesundmacher: Das Perinatalzentrum Am Krankenhaus Bethanien Spezialisten für Schwangerschafts-Probleme

Duisburg · Wegen einer Infektion kam der Sohn von Simone Gnann 13 Wochen zu früh zur Welt. Am Bethanien waren Mutter und Kind in besten Händen.

 Alexander und Simone Gnann (vorne) sind Peter Tönnies, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Michael Wallot, Chefarzt der Kinderklinik, und Gündüz Selcan, Leitender Oberarzt der Kinderklinik (hinten, v.l.) dankbar.

Alexander und Simone Gnann (vorne) sind Peter Tönnies, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Michael Wallot, Chefarzt der Kinderklinik, und Gündüz Selcan, Leitender Oberarzt der Kinderklinik (hinten, v.l.) dankbar.

Foto: Klaus Dieker

westen Julius ist ein putzmunterer, gesunder Junge von anderthalb Jahren, der erste Wörter plappert und seine Umgebung mit großem Interesse erforscht. Selbstverständlich ist das nicht, denn Julius ist viel zu früh auf die Welt gekommen. Bereits in der 27. Schwangerschaftswoche, 13 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, musste er per Kaiserschnitt entbunden werden. Frühgeburt, das bedeutet auch heute noch ein Risiko bleibender Schäden für das Kind. Doch am Perinatalzentrum des Bethanien-Krankenhauses waren das Baby und seine Mutter Simone Gnann in besten Händen. Eigentlich war es eine ganz normale Schwangerschaft für Simone Gnann aus Rayen. Bis sie plötzlich einen Blasensprung erlitt - aufgrund einer sich im Körper ausbreitenden Infektion, wie später festgestellt wurde. Die Fruchtblase, die das Kind in der Gebärmutter umgibt, hatte sich geöffnet, Wasser trat aus. Mitten in der Nacht machte sich Simone Gnann zusammen mit ihrem Mann Alexander auf den Weg zum Bethanien-Krankenhaus "Ich musste gleich dableiben und bekam Antibiotika gegen die Infektion", erinnert sich Simone Gnann. "Und ich erfuhr, dass Julius früher auf die Welt geholt werden muss, damit er durch die Infektion keinen Schaden nimmt."

Vier Tage später, am 10. Februar 2014 kam der Sohn auf die Welt. "Gegen 20 Uhr sagte mir die Ärztin, dass meine Entzündungswerte angestiegen seien und ich meinen Mann anrufen solle. Um 21.30 Uhr war Julius geboren." "Jeder Tag, jede Stunde im Mutterleib zählt", erklärt Dr. Michael Wallot, Chefarzt der Kinderklinik am Bethanien. Darum versuchen die Ärzte, Frühgeburten so lange wie möglich hinauszuzögern. Simone Gnann bekam deshalb nicht nur Antibiotika, sondern auch Medikamente, die die Wehen hemmen - die Gebärmutter entspannt sich. Die Ärzte gaben Simone Gnann zudem zwei Spritzen mit einem Cortisonpräparat, das die Lungenreifung des Babys im Mutterleib beschleunigt. Weil die Lungen noch nicht voll ausgereift sind, haben Frühgeborene oft Atemprobleme. "Die Spritze verhindert bei zwei Drittel der Frühgeborenen, dass man sie nach der Geburt beatmen muss. Durch das Cortison vor der Geburt können die Kinder nach der Geburt schon alleine atmen.", sagt Wallot. Aufgabe des erfahrenen Geburtshelfers sei es, zu entscheiden, wie lange die Entbindung bei sich abzeichnenden Komplikationen hinausgezögert werden kann, erläutert Dr. Peter Tönnies, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe. "Manchmal können wir zwei Wochen gewinnen. Bei Simone Gnann haben wir vier Tage gewonnen, in denen das Baby sich im Mutterleib noch weiter entwickeln konnte." 1150 Gramm wog Julius bei seiner Geburt, normal sind 3,5 bis vier Kilo. "Bei einem Frühchen, das in der 27. Schwangerschaftswoche geboren wird, ist der gesamte Körper noch extrem unreif, die Organe sind einfach noch nicht auf das Leben außerhalb des Mutterleibs eingestellt.", sagt Wallot. "Vor 20 Jahren hätte man da nicht so positiv in die Zukunft sehen können." Heute gilt bereits die 23. bis 24. abgeschlossene Schwangerschaftswoche als Grenze der Lebensfähigkeit eines Babys. Eine Grenze, die sich mit dem Fortschritt der Medizin immer weiter nach vorne verschiebt. Frühe Frühgeburten können Hirnblutungen, Blutdruckprobleme oder Sauerstoffmangel erleiden und bleibende Schäden davontragen. In Bethanien ist man auf besondere Schwangerschaften und besondere Geburten bestens vorbereitet, denn gemeinsam bilden die Frauenklinik und die Kinderklinik ein Perinatalzentrum - und zwar eines der höchsten Qualitätsstufe (Level1). Für Mutter und Kind bedeutet das: größtmögliche Sicherheit und Medizin auf höchsten Niveau. Im Perinatalzentrum Bethanien sind bei einer Früh- oder Risikogeburt neben den Hebammen und dem Kinderarzt auch eine speziell ausgebildete Kinderkrankenschwester sowie ein auf Frühgeborenenmedizin spezialisierter Oberarzt mit dabei.

Direkt nach der Entbindung wurde Julius in die Obhut der Frühgeborenen-Intensivstation der Kinderklinik übergeben. "Im Brutkasten bekam sein kleiner Körper alles, was er für eine weitere gute Entwicklung benötigte", beschreibt Dr. Gündüz Selcan, Leitender Oberarzt der Kinderklinik, die therapeutischen Maßnahmen.

Besonders wichtig sei eine enge Bindung zwischen Mutter und Kind, gerade wenn das Kind im Brustkasten liege. "Die Hebamme hat mich nach der Geburt, mitten in der Nacht, mit dem Bett auf die Früchenstation geschoben, damit ich mein Kind so früh wie möglich sehen konnte", so Simone Gnann. Zwei Tage später bekam sie ihren Sohn erstmals auf die Brust gelegt. "Känguruhen" nennt man das in der Geburtshilfe. "Es ist gut für das Baby", so Selcan, "Der Herzschlag des Kindes normalisiert sich, die Atmung wird regelmäßiger." Drei Monate blieb Julius noch auf der Frühchenintensivstation, bis er ein ausreichendes Gewicht erreicht hatte und gut entwickelt war. Mutter und Vater durften ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen. "Zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin ist er schließlich zu uns nach Hause entlassen worden", erinnert sich Simone Gnann. Sie ist froh, sich in die Obhut des Perinatalzentrums am Bethanien begeben zu haben. "Es herrschte eine herzliche Atmosphäre. Trotz allem war es auch irgendwie eine schöne Zeit."

(RP)
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