Moers/Baerl Spannende Lesung in der Trauerhalle

Moers/Baerl · Annette Wieners liest in der Trauerhalle des Friedhofes Lohmannsheide aus ihrem Kriminalroman Kaninchenherz. Die Protagonistin ist Friedhofsgärtnerin. Bei einer Beerdigung stellt sie fest, dass die Tote ihre Schwester ist.

 70 Zuhörer lauschten der spannenden Lesung in der Trauerhalle des Friedhofes Lohmannsheide.

70 Zuhörer lauschten der spannenden Lesung in der Trauerhalle des Friedhofes Lohmannsheide.

Foto: Klaus Dieker

Annette Wieners liebt Friedhöfe. "Dort ist es schön ruhig", sagt die WDR-Rundfunkmoderatorin. "Es gibt uralte Bäume und viele Blumen. Die Atmosphäre ist toll." Die 51-jährige Wahlkölnerin, die in Paderborn ihre Kindheit erlebte, spaziert gerne über letzte Ruhestätten, beispielsweise über den Ostfriedhof in Köln-Dellbrück. "In Großstädten verbringen viele ihre Mittagspausen auf Friedhöfen", erzählt die freiberufliche Moderatorin der "WDR 2 Servicezeit". Deshalb spielt ihr erster Kriminalroman auf einem Friedhof, der überall in Deutschland liegen kann, wie sie sagt. Aus diesem Krimi, dem sie den Titel "Kaninchenherz" gab, liest sie oft in Friedhofskapellen vor, beispielsweise auf dem Melatenfriedhof in der Domstadt oder auf dem Friedhof Lohmannsheide in der Grafenstadt, wie jetzt anlässlich des Krimi-Festivals in Moersl.

Schließlich ist die Protagonistin Gesine Cordes Friedhofsgärtnerin. Als sie eine Beerdigung vorbereitet, stellt sie fest, dass die Tote ihre Schwester Mareike Alvarez ist. Sie hatte seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr, ebenso wenig wie zu ihrer Mutter und ihrem Vater. Den Kontakt brach sie ab, weil sie sie für den Tod ihres zweieinhalbjährigen Sohnes Philipp verantwortlich machte. Als sie einmal nicht zuhause war und ihre Schwester bat, auf ihren Sohn aufzupassen, war diese für wenige Minuten unachtsam. So aß ihr Sohn Wurzeln des Blauen Bergeisenhutes, die hochgiftig sind, weil sie zu starkem Brennen und dann zu Herzrhythmusstörungen führen. Der Junge starb.

Neben ihrer Schwester gibt sich Gesine Cordes selbst die Schuld, diese giftige Blume in ihrem Garten gepflanzt zu haben. Sie fällt in eine tiefe Krise, in der sie alles hinter sich lässt. Ihre Welt gerät ins Wanken. Sie trennt sich von ihrem Mann Klaus Cordes, sie bricht jeglichen Kontakt zu ihrer Familie ab und sie kündigt ihren Beruf als Kommissarin bei der Polizei. Sie wird obdachlos und hält sich oft auf letzten Ruhestätten auf, um ihr Schicksal zu bewältigen. So wird sie Friedhofsgärtnerin.

Als solche sieht sie den Sarg ihrer Schwester vor sich, die wie ihr Sohn unnatürlich gestorben sein könnte, da sie tot auf Bahngleisen gefunden wurde, wie Cordes von Ehemann Juan Alvarez erfährt. Gesine Cordes gerät unter Mordverdacht und wird von Polizisten verhört, die einst ihre Kollegen waren. Gleichzeitig beginnt sie, selbst zu ermitteln, auf dem Friedhof und woanders. Dabei stößt sie auf Wunden und Wahrheiten um den Tod ihres Sohnes, vor denen sie wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt war.

Annette Wieners kombiniert mit Kaninchenherz einen Familienroman mit einem Krimi und einem Biologiebuch. Denn sie beschreibt in jedem Kapitel kurz eine Blume oder einen Strauch, von denen Teile giftig sein können. "Ich habe selber den Blauen Bergeisenhut im Garten gepflanzt", erzählte sie am Freitagabend 70 Zuhörern in der Lohmannsheider Trauerhalle, die am Rande von Baerl liegt. "Lange Zeit habe ich nicht gewusst, dass Bergeiseneisenhut die giftigste Pflanze ist, die es gibt. Durch den Bergeisenhut hatte ich die Idee zum Roman."

(got)
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