Moers "Sie haben alle Chancen in Deutschland"

Moers · 16 junge Männer aus aller Welt haben diese Woche ihr Zertifikat über einen erfolgreich bestandenen Sprachkurs erhalten. Die meisten von ihnen haben einen Ausbildungsplatz in Aussicht. Möglich war das nur, weil viele Hände halfen.

 Stolz präsentieren die Teilnehmer ihre Zertifikate. Ihre Betreuer und Lehrer freuen sich mit.

Stolz präsentieren die Teilnehmer ihre Zertifikate. Ihre Betreuer und Lehrer freuen sich mit.

Foto: KLaus Dieker

Feierlicher Tag der Zeugnisübergabe. Frank Liebert, vom SCI Moers, hat gerade die Gäste begrüßt, da schneit ein junger Zuspätkömmling herein. "Hallo, guten Tag zusammen", sagt der junge Mensch und setzt sich. Andernorts würde die Saalgesellschaft vermutlich etwas irritiert auf den saloppen Auftritt reagieren. Nicht so heute, beweisen die vier Worte doch, dass der junge Mann sein Zeugnis zu Recht bekommt: Frank Liebert, Tobias Nienaber und Sprachlehrerin Moza Ahmeti haben gestern im Gebäude der Moerser Volksschule 16 Zuwanderern zum Erwerb der Basis-Sprachqualifikation A 1 gratuliert. "Wenn ich Sie vor einem Jahr begrüßt hätte, hätte ich das in mehreren Sprachen tun müssen", sagt Liebert. "Heute kann ich in Deutsch reden, und Sie alle verstehen mich." Die jungen Menschen aus mehreren Ländern nicken.

Damit ist eine zentrale Phase des gemeinsamen Projektes "Integration durch Arbeit, Ausbildung und Sprache" abgeschlossen. In 300 Stunden haben die Teilnehmer an Deutsch-Kursen der Volkshochschule Moers teilgenommen. 13 von ihnen wurden inzwischen in berufliche Praktika weitervermittelt. Zwei haben sogar schon eine Ausbildung als Maler und Lackierer begonnen.

 Stolz präsentieren die Teilnehmer ihre Zertifikate. Ihre Betreuer und Lehrer freuen sich mit.

Stolz präsentieren die Teilnehmer ihre Zertifikate. Ihre Betreuer und Lehrer freuen sich mit.

Foto: Klaus Dieker

Eine Erfolgsgeschichte, die begann, als sich Mitglieder des Rotary-Clubs Moers im Herbst des Jahres 2014 fragten, wie der Club seine ideellen und materiellen Mittel einsetzen könnte, um den Menschen, die damals begannen, auch nach Moers zu strömen, zu helfen. Der SCI nahm die Anregung auf und entwickelte mit Unterstützung der Stadt Moers, der Kreishandwerkerschaft Wesel, der Volksbank Niederrhein, des Lions Clubs Moers und der Enni ein Konzept, wie es - unabhängig davon - ähnlich auch der Bunte Tisch mit der Kreishandwerkerschaft Duisburg initiiert hatte. "Unter den Teilnehmern sind Nigerianer, Ghanaer, Afghanen, Tadschiken und Somalier, aber keine Syrer. Daran merkt man, wie früh wir mit dem Projekt begonnen haben", sagt SCI-Mitarbeiter Nienaber. Vor Beginn der großen Flüchtlingswelle gab es so gut wie keine Integrationsprogramme für Menschen, über deren Asylantrag noch nicht entscheiden war.

In diese Lücke sprangen engagierte Bürger, die ganz unterschiedlichen Organisationen angehörten, aber gut miteinander vernetzt waren. "Das Beispiel hat Schule gemacht", berichtet Tobias Nienaber. "Wir wurden zu vielen Veranstaltungen in ganz Deutschland eingeladen, um über das Projekt zu berichten."

"Sie haben sich als wissbegierig und lernfreudig erwiesen", sagt Liebert bei der Zertifikatsvergabe. "Aber jetzt müssen Sie auf diesem Niveau aufbauen. Inzwischen gibt es eine Reihe von Angeboten, auf die Sie zugreifen sollten. Es gibt viele Chancen in Deutschland. Nutzen Sie sie!"

Es sieht ganz so aus, als würden die jungen Leute genau das tun. Nienaber: "Die Rückmeldungen aus den Betrieben sind positiv. Wir werden wohl bald die nächsten Ausbildungsverträge abschließen."

(RP)
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