Moers "Schwarzes Schaf": Frau Kühne gewinnt zweite Vorrunde

Moers · Was würde Hanns Dieter Hüsch wohl sagen, wenn er im Kammermusiksaal des Martinstifts die Show der insgesamt 12 Aspiranten auf "seinen" Titel "Schwarzes Schaf" erlebt hätte? Beatrix Wirbelauer, Leiterin des Kulturbüros der Stadt, ist sich sicher: "Er würde sagen: Ja, das hab ich gut gemacht, diesen Preis ins Leben zu rufen." Denn auch bei der zweiten Moerser Vorrunde des Niederrheinischen Kabarettpreises erlebte das Publikum einen überaus unterhaltsamen Abend mit sechsmal 15 Minuten Kabarett auf hohem Niveau. Christoph Brüske, selbst Kabarettist und mehr als nur Moderator, hatte wieder einen großen Anteil daran. Angesichts der Stimmung im ausverkauften Saal sprach er von Moers als der heimlichen, ach was, der eigentlichen Hauptstadt des deutschen Kabaretts.

 Ingrid Kühne, hier bei einem Auftritt in Mönchengladbach 2015, war in Moers Publikumsliebling.

Ingrid Kühne, hier bei einem Auftritt in Mönchengladbach 2015, war in Moers Publikumsliebling.

Foto: ilg (archiv)

Die sechs Kabarett-Talente begeisterten mit vielen Facetten. Kai Spitzel witzelte über das Nachmittagsprogramm im deutschen Fernsehen und dass er sich nicht über den Begriff "Flachbildfernseher" nicht wundere. Heino Tiskens, singender Physiotherapeut aus Nettetal-Kaldenkirchen, beendete den Ausschnitt aus seinem Programm "Der Weltuntergang ist kein Beinbruch" mit der Bemerkung, die Amöben würden die Menschheit deshalb überleben, weil sie die Fähigkeit zum Teilen besitzen. Eine Mischung aus Theater, Pantomime und Zauberei zeigte Katalyn Boh, die für den erkrankten Olivier Sanrey eingesprungen war. Mit einem etwas anderen Blick auf das Leben Jesu und die katholische Kirche überzeugte der Schwabe Fabian D. Schwarz.

Über das Duo "2gewinnt" aus Wien sagte der Moderator: "Die ticken ein bisschen anders", und das schienen die Zuschauer auch zu denken über die etwas zu skurrile Show der beiden.

Als Gewinnerin der Publikumsabstimmung erwies sich "De Frau Kühne", nicht nur wegen der Vertrautheit ihres niederrheinischen Zungenschlags. Die Xantenerin schien eine Reinkarnation von Hüschs häufig zitierten "niederrheinischen Tanten" zu sein. Gesellschaftskritik und Politikerschelte hin oder her - gerade in Zeiten der Wut über vieles, was in der Welt geschieht, tut es gut, herzhaft über Geschichten zu lachen, die jeder kennt: Den Versuch, mit einem sächsisch sprechenden Telekom-Mitarbeiter ein technisches Problem zu klären zum Beispiel. Oder typische abendliche Szenen einer Ehe, die meist so enden: "Meiner schläft auf die Fernbedienung ein - ich geh nach Bett."

Noch steht nicht fest, wer es unter die sechs Besten geschafft hat. Bei der Finalshow am 7. Mai in Duisburg wird eine prominent besetzte Jury noch einmal ganz neu ihr fachmännisches Urteil abgeben. Der Gewinner erhält 6000 Euro und eine Gewinnertour. Gefördert wird "das Schwarze Schaf" von der Mercator-Stiftung. WDR 5 wird das Finale im Radio präsentieren.

(rauh)
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