Moers Schülerinnen testen Männerberufe

Moers · Beim gestrigen Girls' Day, dem Mädchenzukunftstag, haben Schülerinnen technische und naturwissenschaftliche Berufe und Ausbildungen bei Betrieben und Hochschulen in der Region kennengelernt.

 Christian Nixdorf zeigt den beiden Schülerinnen Amelie Henschel und Celine Usselmann die Arbeit im Elektronik-Betrieb Kossmann.

Christian Nixdorf zeigt den beiden Schülerinnen Amelie Henschel und Celine Usselmann die Arbeit im Elektronik-Betrieb Kossmann.

Foto: Christoph Reichwein

Potentiale wecken, Vorurteile abbauen, Kontakte knüpfen - der Girls' Day, bei dem Mädchen in typische Männerberufe reinschnuppern können, nützt beiden Seiten. Der Mädchenzukunftstag lädt Schülerinnen von der 5. bis 10. Klasse ein, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Denn sie haben zwar im Schnitt die besseren Schulabschlüsse und Noten, wählen aber trotzdem mehrheitlich aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System - kein einziger naturwissenschaftlich-technischer ist darunter. Den Betrieben aber fehlt gerade in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.

Der Elektronik-Betrieb Kossmann hat in diesem Jahr zum ersten Mal seine Türen geöffnet. Der aufstrebende Betrieb mit 25 Mitarbeitern hat gute Erfahrungen mit weiblichen Auszubildenden gemacht und möchte den Beruf auch zukünftig Mädchen schmackhaft machen. Geschäftsführer Thomas Lanisnik und Mitarbeiter Christian Nixdorf haben für die Sechstklässlerinnen Celine, Sandy und Amelie mehrere Stationen vorbereitet, an denen sie ihr technisches Geschick erproben können. Nachdem sie alles Wissenswerte über den Beruf der Elektronikerin erfahren haben, können sie einen Schaltkreis mit einem elektronischen Bausatz herstellen und die Bestandteile eines Lichtbandes auf eine Platine löten.

"Mir macht das wirklich Spaß. In der Schule bin ich auch in der Technik-AG", sagt Amelie, während sie konzentriert die winzigen Verbindungen lötet. "Das Berufsbild hat sich ja stark gewandelt", erklärt Lanisnik, "das alte Bild vom Schlitze kloppen und Kabel ziehen gilt nicht mehr. Heute kommt der Elektroniker mit dem i-Pad zur Baustelle und programmiert das ,vernetzte Haus'". Für die Ausbildung sei ein qualifizierter Realschulabschluss Voraussetzung. Entscheidend aber sei das Interesse an Technik und das Bestehen eines Eignungstestes. "Frauen bringen andere Denkweisen in den Betrieb. Und da sie sich gegen die Männer durchsetzen müssen, haben sie oft ehrgeizige Ziele und eine starke Persönlichkeit", sagt Lanisnik.

Auch das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein in Kamp-Lintfort bot gestern Workshops für Mädchen an. 15 Schülerinnen von verschiedenen Gesamt- und Realschulen der Region bekamen einen Einblick in IT-Berufe, lernten etwas über die Programmiersprache Java und Datensicherheit. Die Hochschule Rhein-Waal öffnete ebenfalls ihre Türen. Mädchen und auch Jungen konnten sich zu eher geschlechtsuntypischen Studiengängen informieren. Mit spannenden Aktionen und Projekten zum Mitmachen wurde ihre Neugier geweckt. Auf dem Gelände der Anne-Frank-Gesamtschule stellte der Verband der Metall- und Elektroindustrie Niederrhein erstmals in Moers einen neuen Info-Truck vor. Auf zwei Etagen mit etwa 80 m² Präsentationsfläche konnten sich Mädchen über verschiedene Berufsfelder in diesem Industriezweig informieren.

Die Enni in Moers hatte zum Girls' Day eine Namensvetterin zu Gast, die großen Spaß beim Bedienen der Kehrmaschine hatte: Die zwölfjährige Enni war dafür extra aus Gangelt bei Geilenkirchen angereist.

(RP)
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