Moers Schülerin ist Labor-Chefin für einen Tag

Moers · Alexa Krause aus Moers hat an einem Ferientag das Currenta-Umweltanalyselabor im Krefelder Chempark geleitet.

 Alexa Krause mit Horst Schmidt, der ihr zur Seite stand.

Alexa Krause mit Horst Schmidt, der ihr zur Seite stand.

Foto: Thomas Lammertz

Um 5.20 Uhr aufstehen: Für Alexa Sophie Krause (17) aus Moers war es kein normaler Ferientag. Für einen Werktag wurde die Elftklässlerin des Gymnasiums Rheinkamp Werktag verantwortlich für die Umweltanalytik des Chemparks Krefeld-Uerdingen. Sie war damit Chefin über 500 Mitarbeiter, die rund 10.000 Analyseergebnisse im Jahr zu bearbeiten haben. Krause übersprang Abitur und Studium und nahm direkt auf dem Betriebsleitersessel Platz. Ihr zur Seite stand der zuständige Fachbereichsleiter Horst Schmidt, der am nächsten Tag die Leitung aber wieder übernommen hat.

Für die Moerserin begann der Tag mit der Übergabe der Schlüssel, dann folgte ein Rundgang durch die Schwerpunktlabore. An eine kurze Mittagspause schloss sich eine Projektbesprechung zur Analyse von PFC-Stoffen an. Dann leitete die Schülerin ein Meeting mit dem Schwerpunktthema "Gefährdungsbeurteilung", in dem Kollegen der verschiedenen Fachabteilungen die Risiken unterschiedlicher analytischer Methoden beurteilten. Vor dem abschließenden Pressegespräch stand noch eine Entspannungsübung, eine obligatorische Forderung des Werksgesundheitsdienstes. "Ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt", blickte die Gymnasiastin am Ende des Tages zurück. "Diese haben mich ohne Vorbehalte akzeptiert." So legte sich auch die anfängliche Aufregung sehr schnell, und der Schülerin gelang es, in Diktion und auftreten sehr schnell, die ungewohnte Rolle auszufüllen.

"Die chemische Industrie ist für junge Frauen auf den ersten Blick vielleicht nicht die attraktivste Branche. Derzeit befinden sich bei Currenta nur etwa 20 Prozent Frauen in Führungspositionen", erklärte Fachbereichsleiter Schmidt. "Wir arbeiten daran, dass sich dies ändert." Alexa Krause hat an ihrer Schule die Leistungskurse Mathematik und Biologie gewählt. Wäre er angeboten worden, hätte sie eher einen Leistungskurs Chemie gewählt. Im Chemie-Grundkurs seien Mädchen immerhin zu einem Drittel vertreten.

Mit ihrer Teilnahme an einem English-Debating-Kurs, einem Schülerstudium Medizin und ihrer Mitarbeit in der Schülervertretung sah sich Krause auf den Tag als Chefin gut vorbereitet. "Was ich hier erlebt habe, ist nicht zu vergleichen mit dem theoretischen Lernen in der Schule", sagt sie. "Hier sieht man, welche Auswirkungen die Theorie auf die Praxis hat." Angetan hatte es der Schülerin das neue, eine halbe Million Euro teure PFC-Analysegerät, das Fremdstoffe im Nano-Bereich erkennen kann. Betriebe wie Currenta sind durch das Abwassereinleitungsgesetz gebunden, kleinste Verunreinigungen in ihrem Abwasser aufzuspüren und zu beseitigen. Die englische Anleitung des Geräts stellte für die Handhabung kein Hindernis dar.

"Mit dem Projekt ,Meine Position ist spitze' wollen wir die Palette der Chemieberufe vorstellen. Wo kann man das besser als im Führungsbereich?", sagt Daniel Dauben vom Chemie-Netzwerk Chem-Cologne, das vom Verband der Chemischen Industrie NRW getragen wird. Seine Kollegin Karoline Gellrich: "Die chemische Industrie bietet nicht nur Arbeitsplätze als Chemikant oder Chemie-Laborant." Bei Alexa Krause hatte die Aktion Erfolg. Ursprünglich wollte sie Ärztin werden. "Nach den heutigen Erfahrungen kann ich mir vorstellen, später einmal im medizinisch-chemischen Forschungsbereich zu arbeiten."

(oes)
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