Moers Repelener bringt die Kunst ins Geschäft

Moers · Bildhauer Alfons Thesing geht mit gutem Beispiel voran. Er zeigt bei Blumen Kühn seine mit der Kettensäge gefertigten Holzskulpturen im Schaufenster. Geschäftsleute sind aufgerufen, der Idee zu folgen.

 Bildhauer Alfons Thesing möchte noch mehr Geschäftsleute dazu animieren, wie Isabel Kühn Kunst einen Raum zu bieten.

Bildhauer Alfons Thesing möchte noch mehr Geschäftsleute dazu animieren, wie Isabel Kühn Kunst einen Raum zu bieten.

Foto: Klaus Dieker

Franz von Kyrill blickt aus dem Schaufenster auf die Passanten auf der Talstraße. Er trägt eine Metallbrille im kantigen Gesicht: Franz von Kyrill ist eine Skulptur, gefertigt aus Birkenholz. "Als 2007 der Orkan Kyrill übers Land zog, war ein anderer Baum auf die Birke gestürzt", erzählt Alfons Thesing. Er nahm den Stamm mit nach Hause und bearbeitete ihn anschließend mit der Kettensäge. "Seither nenne ich ihn Franz von Kyrill", erzählt der Bildhauer lächelnd. Die Holz-Skulptur steht seit wenigen Tagen im Schaufenster von Isabel Kühn, die an der Talstraße in Repelen ein Blumengeschäft führt. Eine Premiere für Repelen. "So viel ich weiß, gab es das hier noch nicht: Kunst in den Geschäften", erzählt Thesing. Mit der Präsentation seiner Kunstwerke bei Blumen Kühn möchte er gerne andere Geschäftsleute dazu animieren, ebenfalls Kunst auszustellen.

"Warum nicht? Es gibt in Repelen viele Künstler, die auf der Suche nach schönen Ausstellungsräumen sind", betont Thesing. Isabel Kühn lernte der Bildhauer über einen Arbeitskollegen kennen. Sie griff die Idee gerne auf. "Ich bin kunstinteressiert und besuche sehr gerne Ausstellungen", begründet sie, warum sie bereit war, ihr Schaufenster für die Arbeiten des Repelener Künstlers zur Verfügung zu stellen. Alfons Thesing bezeichnet sich selbst als "Kettensägen-Künstler".

Mit dem schweren Gerät holt er die weichen und geschwungenen Formen aus dem Holz. "Es ist ein Material, das mich sehr fasziniert. Die verschiedenen Arten der Maserungen, Färbungen sowie des Wuchses inspirieren mich immer wieder zu neuen Formen und Linien", erklärt der Künstler, der beruflich als Landschaftsgärtner arbeitet.

Motorsäge und Holz waren jedoch nicht seine primäre künstlerische Ausdrucksweise - auch wenn dies der Beruf vermuten lässt. "Angefangen habe ich 2002 mit Buntstiften, kurze Zeit später bin ich zur Farbe übergangen: Aquarelle, Acryl und Öl." Auch der Stahl war für ihn ein Thema, bis er 2008 ein Stück Kaminholz in den Händen hielt. "Ich dachte mir: Das versuche ich jetzt mal", erinnert sich Thesing an das erste Stück Holz, das er künstlerisch mit der Kettensäge bearbeitete.

Das Gegenständliche ist nicht seine Sache: "Mir ist es wichtig, mich nicht von den Dingen leiten zu lassen, die uns prägen und allgemeingültig sind. Wenn ich mit der Kettensäge vor einem Stück Holz stehe, dann folge ich meinem Gefühl." Und so entstehen Skulpturen ohne Pläne und Vorzeichnung, die ihn zuweilen selbst überraschen. Sein Material stammt von hiesigen Bäumen. Gerne würde Thesing einmal ein Stück Olivenholz bearbeiten. "Die Maserung, die ja eine wichtige Rolle spielt, ist ganz feingliedrig", hat er sich sagen lassen. Der "Kettensägen-Künstler" gehört zu den Initiatoren des "Kunstpfades" in Repelen. Sie öffnen einmal im Jahr ihre Ateliers im Moerser Stadtteil für die Besucher. Thesings Holzskulpturen, die in seinem Atelier in Budberg entstehen, sind mehrere Wochen bei Blumen Kühn an der Talstraße 9 in Repelen ausgestellt. Inhaberin Isabel Kühn kann es sich gut vorstellen, die Objekte auch auszuwechseln, um immer wieder Neues aus Thesings Schaffen zu zeigen.

(RP)
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