Moers Rattengipfel im Rathaus

Moers · Der Königssee in der Moerser Innenstadt hat sich zu einem Tummelplatz für die Nager entwickelt. Experten suchen derzeit nach Lösungen für das Problem.

 Die Köderboxen am Königssee in der Moerser Stadtmitte werden von den Ratten nur schlecht angenommen.

Die Köderboxen am Königssee in der Moerser Stadtmitte werden von den Ratten nur schlecht angenommen.

Foto: Dieker.

Thorsten Koenings (54) traut seinen Augen nicht. Am hellichten Tag spaziert eine Rattenfamilie über das Betonpflaster des Königsseeufers, um am Wasser ein Schlückchen zu trinken. "Die Tiere hatten offenbar überhaupt keine Scheu vor den Leuten, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Umgebung aufhielten", sagt der Moerser. "Ratten hat es am Königssee ja immer schon gegeben, aber so schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie."

Mit seiner Einschätzung steht der Moerser nicht alleine. Bei der Enni verfolgt man die Lage seit langem - und stimmt Koenings zu. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, der Plage Herr zu werden, rief man gestern mehrere Experten aus verschiedenen Fachbereichen der Enni und der Verwaltung im Rathaus zu einem "Rattengipfel" zusammen.

"In diesem Jahr ist das Problem besonders auffallend", berichtet Marcus Petrausch, der bei der Enni für die Grünanlagenpflege zuständig ist. Daher habe man am See vermehrt Köder ausgelegt. Es gibt kaum ein Tier, dass einen so hohen Ekelfaktor hat wie die Wanderratte (rattus norvegicus). Auch wenn die Tiere nicht, wie man inzwischen weiß, für den Ausbruch der Pest im Mittelalter verantwortlich waren, können sie doch Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel Paratyphus oder Leptospirose. Zudem vermehren sie sich sehr schnell, wenn sie keine natürlichen Feinde und ein gutes Nahrungsangebot haben. Beides ist am Königsee der Fall. "Da liegen an manchen Tagen ganze Toastbrotscheiben am Ufer herum", berichtet Koenings. Auch das ist für Petrausch nichts Neues. "Unser Hauptproblem sind die Menschen, die Enten füttern und damit auch die Ratten anlocken." Diese vermeintlichen Tierfreunde ließen sich auch nicht durch Schilder abhalten, auf denen darauf hingewiesen werde, dass das Füttern nicht einmal den Enten selbst bekommt.

Neben dem Entenfutter haben die Ratten noch weiteres Nahrungsangebot, etwa wenn Reste in Imbissverpackungen auf Parkbänken zurückgelassen werden. Das könnte auch erklären, warum das Rattenproblem im Schlosspark nicht annähernd so groß ist wie am Königssee. Schon seit Juni 2016 haben von der Enni beauftragte Schädlingsbekämpfer kleine Schachteln mit Ködern aufgestellt. Lange Zeit vergeblich. Die Tiere fanden in der Gegend so viel zu fressen, dass sie sich von den Duftstoffen in der Köderbox nicht anlocken ließen.

Erst in den vergangenen Wochen, so Petrausch, habe man mit einem neuen Duftstoff erste Erfolge erzielt. Aber er weiß auch, dass es mit dem Auslegen der Köder nicht getan ist. Ein weiteres Problem stellen nämlich die Unterschlupfmöglichkeiten dar, die das immergrüne Gebüsch in Ufernähe biete.

Da der See in absehbarer Zeit ohnehin verschwinden oder umgestaltet werden soll, müsse man prüfen, welche Eingriffe in die Bepflanzung sinnvoll und verhältnismäßig seien. Auch das sollte gestern auf dem "Rattengipfel" diskutiert werden. Über das Ergebnis des Treffens will man in den nächsten Tagen berichten.

(RP)
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