Moers Pumpennachbarschaft wird 44 Jahre alt

Moers · Heinz-Josef Rütjes ist Pumpenmeister. Sein historisches Vorbild musste dafür sorgen, dass die Pumpe, die die Nachbarschaft mit Trink- und Löschwasser versorgte, tadellos funktionierte und alle Pumpennachbarn das nötige Geld bezahlten.

 Pumpenmeister Heiner Rütjes ist weniger für die Pumpe als für die Organisation der Feste zuständig.

Pumpenmeister Heiner Rütjes ist weniger für die Pumpe als für die Organisation der Feste zuständig.

Foto: Klaus Dieker

Bis zum Anfang des vergangenen Jahrhunderts gab es Pumpengemeinschaften, weil die Häuser keinen Wasseranschluss hatten, erklärt er. Jeder Pumpennachbar sei verpflichtet gewesen, einen Ledereimer zu kaufen, um im Brandfall löschen zu können. Außerdem sei die Pumpe ein Ort gewesen, an dem sich die Leute trafen. Heute sei die Pumpennachbarschaft, die die Fiesel-, Neu- und Haagstraße und Im Rosenthal umfasst, ein "Freud-und-Leid-Kreis" von Nachbarn. Zum "engeren Kreis" gehörten etwa 40, zum "weiteren Kreis" um die 80 Personen, die nicht nur zum Pumpenfest zusammenkommen, sondern auch eine Weihnachtsfeier veranstalten und ihre Nachbarn zu Hochzeiten und runden Geburtstagen einladen, erzählt Heiner Rütjes. Letzteres gehöre besonders zum Aufgabenbereich der Pumpenkönigin, die jährlich vom Kronenrat bestimmt und am Kirmessamstag inthronisiert wird. Die amtierende Königin ist Renate I.

Die Innenstadtsanierung sei der Auslöser dafür gewesen, dass die Anwohner die Pumpennachbarschaft 1973 wiederaufleben ließen, erzählt Heiner Rütjes, der selbst aus Xanten stammt, aber "wegen der Liebe" seit 35 Jahren in der wahren Altstadt von Moers wohnt. An der Neustraße gebe es Häuser von 1640, erklärt er, während in der normalen Altstadt viele Häuser auf alt getrimmt neu aufgebaut wurden. Es gebe in einigen Gegenden Pumpengemeinschaften, erzählt er, aber in den Innenstädten seien sie selten geworden, weil es oft nur wenige Alteingesessene gebe. Das ist am Moerser Pumpeneck anders. Viele ältere Menschen wohnen dort schon lange, nur im Rosenthal ziehen immer wieder Leute ein und aus. Zum Pumpenfest kommen Kinder und Enkelkinder zurück, die mittlerweile woanders leben, und auch Bekannte sind eingeladen. Für Fremde sei die Veranstaltung nicht gedacht, erklärt Heiner Rütjes, aber wenn mal ein Kirmesbesucher vorbeikommt und ein Bier möchte, bekomme er das normalerweise auch.

Bis zum Fest hat aber nicht nur der Pumpenmeister, der von den Nachbarn auf unbestimmte Zeit für dieses Amt ausgesucht wird, viel zu tun: Für das Pumpenballett müsse noch viel geübt werden, versichert er, weil keiner von ihnen tanzen könne.

(RP)
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