Moers Penguin's days: Maik und Tschick auf der Suche nach sich selbst

Moers · Der Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf ist ein Bestseller. Allein im Jahr 2013 verkaufte sich das Jugendbuch über eine Million Mal, nachdem es 2011 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis und dem Clemens-von-Brentano-Preis ausgezeichnet worden war.

 Maik und Tschick bei den Moerser Penguin's days: Die beiden gehen auf eine Tour ins Ungewisse.

Maik und Tschick bei den Moerser Penguin's days: Die beiden gehen auf eine Tour ins Ungewisse.

Foto: Klaus Dieker

Bereits Ende des gleichen Jahres legte Robert Koall eine Bühnenfassung vor. Das Herner Theater Kohlenpott zeigte sie am Donnerstagabend bei den Penguin's Days in der Festivalhalle am Solimare. In der Komödie finden sich Jugendliche wieder, die mehr als andere auf der Suche nach ihrer Identität sind. 210 Zuschauer, meist Schüler der achten und neunten Klassen, wurden mit den beiden Protagonisten eins. Der eine ist Maik Klingenberg, alias Nils Beckmann, der aus einer "gutbürgerlichen Familie" in Berlin stammt. Sein Vater, alias Neven Nöting, und seine Mutter, alias Julia Rehn, leben nur zusammen, um sich streiten zu können. Neben ihren offiziellen Lebenspartnern haben beide ganz andere Freunde. Vater geht mit jugendlichen Freundinnen auf "Geschlechtsreise", wie er sich einmal verspricht. Mutters bester Freund ist der Alkohol.

Auch sie reist regelmäßig - zur Beautyfarm, wie ihr Sohn eine Suchtklinik nennt. Er hat Schwierigkeiten, Freunde in seiner Klasse zu finden. "Es kann sein, dass man langweilig ist und keine Freunde hat", analysiert der 14-jährige. "Und ich fürchte: Das ist mein Problem." Der andere Protagonist ist Andrej Tschichatschow, alias Till Beckmann, aus einer Plattenbaufamilie, die aus Russland eingewandert ist. Tschick, wie er nur kurz genannt wird, hält nicht viel von deutschen Gesetzen, dafür um so mehr von der deutschen Jugendsprache. "Man ist das cool, eh" oder "Echt Wahnsinn" kommen oft über seine Lippen. Er schließt einen Lada Niva kurz, um mit Maik den wilden Osten zu erkunden, den er Walachei nennt.

Auf der Tour ins Ungewisse treffen die beiden Sonderlinge, die sich selbst suchen und Freunde werden, auf skurrile Personen. Sie entdecken atemberaubende Landschaften. Sie lernen ihr Gefühl für das Geschlecht kennen, Maik für das weibliche und Tschick für das männliche. Und sie fühlen das erste Mal Freiheit. Diese endet allerdings in Unfreiheit, als sie "ihren" Wagen ramponieren und einen schweren Verkehrsunfall provozieren. Tschick kommt in ein Heim, nachdem er vor Gericht die Schuld auf sich genommen hat, genauso wie Maik, der mit Sozialstunden davonkommt.

Das Theater Kohlenpott mit Regisseur Frank Hörner schafft mit einem minimalistischen Bühnenbild Atmosphäre.

Dabei verwandeln sich Symbole in Gegenstände, zum Beispiel ein grüner Blechbenzinkanister in einen Lada Niva oder ein blaues Ölfass in einen Suppentopf. Dazu unterlegt das Theater einzelne Passagen mit Musik.

Stück und Inszenierung kamen bei den Jugendlichen in der gekühlten Festivalhalle an. Sie waren sehr ruhig und hörten zu, wenn sie nicht gerade über eine ulkige Szene oder einen ulkigen Dialog lachten.

Laut waren sie auch, als sie nach knapp zwei Stunden Spielzeit den Schauspielern applaudierten, deren Kommen durch das Programm "Junges Theater" gefördert worden war.

(got)
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