Moers Paul und die Woolworth-Geschichten

Moers · Horst Pape hat sein erstes Buch veröffentlicht. In "Woolworth und Paul" erzählt Pape in der dritten Person aus seinem ereignisreichen Berufsleben als Mitarbeiter der Kaufhaus-Kette. Ein Stück über Familien- und Firmenkultur.

 Im Ruhestand schrieb Horst Pape seine Erinnerungen auf.

Im Ruhestand schrieb Horst Pape seine Erinnerungen auf.

Foto: Dieker

Von Dortmund nach Hamm, von Berlin nach Hannover und von Preußen nach Bayern: Der Moerser Horst Pape ist beruflich ganz schön herum gekommen. Seinem Arbeitgeber blieb er dabei jedoch treu - 42 Jahre lang. Pape startete seine Karriere 1954 bei Woolworth, erst als Aspirant, dann als Assistent, später als Geschäftsleiter und schließlich als Einkaufsdirektor in der Frankfurter Zentrale. Jahre später, schon lange im Ruhestand, schrieb Horst Pape die Erinnerungen an sein erlebnisreiches Arbeitsleben auf. Entstanden ist ein Zeitzeugnis, eine lesenswerte Biografie, in der Familien- und auch Firmenkultur des 20. Jahrhunderts aufeinandertreffen: "Woolworth und Paul" ist der Titel.

Wenn Horst Pape von seiner Zeit bei Woolworth erzählt, dann sagt er liebevoll "meine Firma". Das fertige Manuskript hat er seinem früheren Arbeitgeber geschickt - mit Erfolg. "Es stellte sich heraus, dass das Unternehmen selbst sehr an solchen historischen Rückblicken interessiert ist. Schließlich besteht es als Aktionskaufhaus seit 1876." Und so begab es sich, dass Woolworth die Gestaltung des Buch-Covers sponserte. "Das Foto wurde in einem professionellen Studio in Essen gemacht. Ich musste sogar zur Visagistin", berichtet Horst Pape. Der Moerser erzählt seine Geschichte, die im Novum-Verlag erschienen ist, in der dritten Person. Die Hauptfigur heißt "Paul". "Die Söhne fanden es passend, neben ihrem Opa Peter einen Vater Paul zu haben. So blieb denn Paul für immer, und dies gilt heute noch, obwohl Paul auf den Namen Horst getauft wurde", wird der Name des Protagonisten im Buch augenzwinkernd erläutert. Papes Geschichte verlief reichlich turbulent. Sie beginnt einführend mit seiner Geburt 1936, nur drei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Pape erzählt vom Bombenhagel über Dortmund, von der kurzen Zuflucht in Schlesien und und der Flucht zurück in den Westen.

Der Fokus der Buchs ist jedoch das wechselvolle Berufsleben des Autors, das ihn einmal quer durch Deutschland führte, die Karriereleiter nach oben. Die Geschichten sind mit vielen humorvollen Anekdoten aus 42 Berufsjahren gespickt. Pape erzählt, wie er als Aspirant im gerade erst neu eröffneten Geschäft in Dortmund eine Eisrakete durch das Lager fliegen ließ. "Die Eisblöcke wurden damals zur Kühlung benötigt", erläutert er. Später in Hamm/Westfalen löste "Paul" ein Verkehrschaos aus, weil er mit seiner Handkarre "zu scharf die Kurve genommen hatte". Die Warenpakete, die er am Bahnhof abgeholt hatte, flogen durch die Luft und Bonbons auf die Straße. "Ein Verkehrspolizist sperrte sie kurzerhand, damit ich die Waren einsammeln konnte", erinnert sich der Autor und erzählt gleich eine weitere Anekdote darüber, wie in Solingen seine Schaufenster-Dekoration nach stundenlanger Arbeit in tausende Scherben zerbarst.

Einige der sicherlich spannendsten Stunden erlebte Pape in Berlin. Die hatten aber nichts mit dem Beruf zu tun: Mit einem Kollegen unternahm er an einem freien Abend einen Kneipenbummel. Mit der letzen S-Bahn sollte es nach Hause gehen. "Leider sind wir während der Fahrt eingeschlafen und wurden erst wach, als die Bahn die letzte Station im amerikanischen Sektor verlassen hatte. Mein Freund riss die Waggontür auf und sprang aus dem Zug. Ich fuhr weiter nach Ost-Berlin, wo mich die Volkspolizei sofort in Empfang nahm und überprüfte. Ja, und weil sie bei mir einen alten Presseausweis aus meiner Zeit beim Hörder Volksblatt fand, für das ich über Fußballspiele berichtet hatte, wurde ich sofort festgenommen und saß für einen Tag ein."

Nach Moers zog Horst Pape mit seiner Familie viele Jahre später. Da war er Bezirksdirektor in Duisburg. Die Familie lebte zunächst in Meerbeck, wo sie einen großen Freundeskreis aufbauen konnte. "Auslese 1982 haben wir uns genannt." Auch über die gemeinsamen Aktivitäten und Ausflüge berichtet der Autor in seinem Buch. Der Rückblick auf 42 Berufsjahre fiel nicht allzu schwer, insbesondere weil Pape alle Versetzungsschreiben aufbewahrt hat. Die Namen der in der Handlung erwähnten Personen, die im Zusammenhang mit seinem Beruf stehen, hat Horst Pape aber geändert.

Das Buch "Woolworth und Paul" ist im Novum-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-95840-353-6, 14,95 Euro. Pape spendet von jedem verkauften Buch einen Euro an die Stiftung "Help and Hope", die sich für Kinder stark macht.

(RP)
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