Moers Noch bis Silvester: Trotzburg schließt am Ende des Jahres

Moers · Die Hoffnung stirbt zuletzt. Lange haben die beiden Wirtsleute Jürgen Dirksen und Marion Sindelar nach einem geeigneten Nachfolger für ihre "Trotzburg" gesucht. Leider ohne Erfolg. Jetzt ist es amtlich. Am 31. Dezember diesen Jahres schließt die Moerser Traditionsgaststätte für immer ihre Tore.

 Die Moerser Traditionsgaststätte schließt am 31. Dezember ihre Türen - die Suche nach einem geeigneten Nachfolger verlief erfolglos.

Die Moerser Traditionsgaststätte schließt am 31. Dezember ihre Türen - die Suche nach einem geeigneten Nachfolger verlief erfolglos.

Foto: kdi

"Es geht einfach nicht mehr", begründet Jürgen Dirksen die Entscheidung. "Ich bin jetzt 67 Jahre alt, und meine Knochen auch. Zehn bis zwölf Arbeitsstunden pro Tag, und das jahrelang ohne Pause, sowas geht nun mal nicht spurlos an einem vorüber." Vor neun Jahren wollten die beiden schon einmal aufhören. Jürgen Dirksen musste sich damals einer Knieoperation unterziehen. Doch die neuen Pächter machten ihnen nur Ärger, so dass sie schließlich selber wieder hinter den Tresen rückkehrten, hieß es. Eigentlich nur für ein Jahr, um die Gaststättenkonzession nicht zu verlieren und in Ruhe nach einem neuen Bewerber Ausschau halten zu können. Die Stammgäste freuten sich. Für viele von ihnen war die "Trotzburg" so etwas wie ein zweites Zuhause.

Aber auch Jürgen Dirksen und Marion Sindelar hatten ihre Gäste mehr vermisst, als sie vorher geglaubt hatten, und so wurden aus dem anfangs geplanten einen Jahr am Ende neun. Einen geeigneten Nachfolger fanden die beiden aber auch in dieser Zeit nicht. "Bewerber gab es genug", erzählt Jürgen Dirksen, "aber irgendwie war keiner dabei, der die Gaststätte nach unseren Vorstellungen weiterführen wollte."

Und was sind das für Vorstellungen? "Na ja, keine Schicki-Micki-Küche, sondern gut bürgerliche, deutsche Speisen zu zivilen Preisen, und dazu ein gemütliches Ambiente. Das ist es, was die Leute wollen." Da dürfte er Recht haben. Während viele Restaurants über zunehmenden Gästemangel klagen, hatte die "Trotzburg" damit nie ein Problem. Vor allem die kleine, im Souterrain liegende "Grafschafter Stube" war oft ausgebucht. Sie ist so etwas wie das nostalgische Kernstück der seit 1893 bestehenden Gaststätte, und soll, wenn es nach Jürgen Dirksen und Marion Sindelar geht, auch weiterhin in ihrer jetzigen Art erhalten bleiben.

Die oberen Räume des Restaurants könnten demnächst vielleicht auch anderweitig genutzt werden, aber die 'Grafschafter Stube' müsse bleiben. Da sind die beiden sich einig: "Im Notfall behalten wir sie selber und machen sie nur einmal die Woche auf. Oder nur für Gesellschaften." Lieber wäre ihnen allerdings noch immer ein passender Pächter, denn so könnte sich Jürgen Dirksen endlich einen lang gehegten Traum erfüllen. Er hat vor drei Jahren ein kleines Segelboot gekauft und möchte darin in den nächsten Jahren gerne mit seiner Marion über die deutschen Wasserstraßen schippern.

Zuvor soll aber erst mal geheiratet werden. "Nach 48 Jahren. Vorher hatten wir dazu keine Zeit", lacht Marion und schaut ihren Jürgen dabei an. Und dann? Was wünschen sich die beiden? "So lange wie es geht, gesund bleiben", antworten sie wie aus einem Mund. "Und vielleicht doch noch jemanden, dem wir unsere 'Trotzburg' mit guten Gefühlen anvertrauen können", ergänzt Jürgen Dirksen nach kurzem Überlegen: "So ganz haben wir unsere Hoffnung darauf nämlich noch immer nicht aufgegeben."

(lang)
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