Moers Neues Klangerlebnis in der Stadtkirche

Moers · Zwei Spitzensolistinnen haben das erste Konzert auf dem neuen Flügel gestaltet.

 Olga Andryushchenko beeindruckte an dem neuen Flügel mit Mozart, Chopin, Schumann und Liszt die Zuhörer in der Stadtkirche.

Olga Andryushchenko beeindruckte an dem neuen Flügel mit Mozart, Chopin, Schumann und Liszt die Zuhörer in der Stadtkirche.

Foto: Lohmann

Es war ein Auftakt nach Maß und ganz nach dem Geschmack der Gastgeber und des Publikums, was anlässlich des ersten Flügelkonzertes am Mittwochabend in der Moerser Stadtkirche geboten wurde. Immerhin galt es, den neuen Konzertflügel, den die Evangelische Kirchengemeinde Moers jetzt stolz ihr eigen nennen darf, einzuweihen. So war der Rahmen festlich, das Programm stimmig, der Besuch zahlreich und die Verantwortlichen konnten insgesamt zufrieden sein.

Nun hat die frisch sanierte evangelische Stadtkirche, die seit Mai für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist, einen vom Presbyterium begehrten und durch die Volksbank Niederrhein ermöglichten nagelneuen Konzertflügel. "Er ist nicht nur hochwertig", ließ Programmgestalter und Abendmoderator Konrad Christoph Göke durchblicken, "sondern Kawai, der japanische Flügel-, Klavier- und Pianobauer, hat Moers dankenswerterweise einen vorzüglichen Preis gemacht und zusätzlich noch die Flügelabdeckung gesponsert." Verbunden mit diesem schmucken A-Flügel wurde der Wunsch von Kirchengemeinde und Volksbank geäußert, doch eine Veranstaltungsreihe zu kreieren, die künftig "Künstler von Rang" zu den neuen Flügelkonzerten in die Stadtkirche der Grafenstadt einlädt. Dafür hat sich der Kirchenvorstand die Mitarbeit des Moerser Regisseurs, Autors und Produzenten Göke gesichert, der zuletzt in ähnlicher Mission für die Dorfkirche Repelen unterwegs war. Großartig gelungen ist ihm die Verpflichtung der beiden Konzertpianistinnen und deren Programm, das die geballte musikalische Energie der zwei Ausnahmekünstlerinnen unter Beweis stellte und zudem das komplette Klangpotenzial des Konzertflügels zur vollen Entfaltung brachte. Beide Pianistinnen, Olga Andryushchenko und Sofia Vasheruk, wurden in Moskau geboren und begannen dort auch mit ihrem Klavierstudium. Trotz vieler Gemeinsamkeiten sind ihre beruflichen und musikalischen Werdegänge als auch ihr Konzertauftritt am Mittwoch recht verschieden. Andryushchenko widmete sich im ersten Teil des Abends mit Mozart, Chopin, Schumann und Liszt zum einen der musikalischen Klassik des 18. und 19. Jahrhunderts, mit Alexander Mossolow und Nikolai Roslawez, zum anderen aber der russischen Avantgarde. Sie eröffnete das Konzert mit Mozarts letzter Klaviersonate D-Dur KV 576 bewusst beschwingt heiter bis ruhig besonnen, wie sie ihren Part mit Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 6 ähnlich temperamentvoll agierend beendete.

Anders dagegen traten Vasheruk und ihr Quartett "Siestango" nach der Pause auf: Tango war angesagt! Und der kam aus der kompositorischen Feder von Strawinsky über Rodriguez, Arolas und Gardel bis zum großen Astor Piazzolla. Ob Tango Argentino oder Tango Nuevo, die Konzertbesucher hatte große Freude am Gehörten - und manch einer von ihnen vielleicht auch Lust auf ein Tänzchen. Nur gut, dass es bald ein Wiedersehen mit Vasheruk und ihrem Ensemble gibt: Am Sonntag, 3. Juli um 17 Uhr startet nämlich in dieser Besetzung die ebenso von Göke verantwortete und betreute neue Stadtkirchen-Konzertreihe "Five o'clock".

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